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Staaten bauen für weitere Schwäche vor

18.02.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.57 Uhr) bei 1.3350, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.3327 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 93.94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125.35, während EUR-CHF bei 1.2340 oszilliert.

Nachdem die letzte Woche mit schwachen BIP-Zahlen aus Europa ausklang, bauen einige Euroländer bereits für eine schwächere Entwicklung als bisher angenommen vor.

Nachdem in Portugal die Wirtschaftsleitung wie in den meisten Euroländern zum Jahresende 2012 stark zurück gegangen war, räumt die Regierung jetzt ein, dass ihre bisherigen Prognosen in Frage gestellt werden müssen. Portugal hat die Auflage bekommen in diesem Jahr maximal ein Defizit von 4,5% aufzubauen. Wie auch in Frankreich steht hinter dem zukünftigen Wachstum erst einmal ein Fragezeichen.

Hier war das BIP im Gegensatz zu Portugal im letzten Quartal allerdings deutlich robuster, weshalb bisher eine bloße Ankündigung über eine Revision der Wachstumsprognose im Raum steht. Wenn wir uns vor Augen führen, dass die Wirtschaft im Euroraum zuletzt so stark wie seit vier Jahren nicht eingebrochen ist (-0,6%), eine nachvollziehbare Herangehensweise.

Zur Erinnerung: Auch die deutsche Regierung hat ihre Prognose bereits gekappt. Nach zuvor 1,0% Wachstum geht man aktuell nur noch von 0,4%.

Die Frühindikatoren zeigen zumindest für Deutschland ein positiveres Bild. Einflüsse aus Amerika und Asien zeigen eine Konjunkturbelebung. Da aber die Euroländer untereinander stark verwoben sind und auch in Großbritannien die Konjunktur schwächelt, braucht der Kontinent dringend Fortschritte bei der Bekämpfung der Krise.

Von der politischen Seite ausgehende Unsicherheiten (Wahlen Italien, Korruptionsvorwürfe Spaniens Regierung, Wahlen Zypern) könnten bald ad acta gelegt werden. Die Wahl in Zypern ist eindeutig verlaufen, die Stichwahl wird aller Voraussicht nach keine Sensation bringen. Italien wird sich nach jetzigem Stand keine weitere Amtszeit Berlusconis antun um Spanien ist es schon sehr viel ruhiger geworden. Sollten diese belastenden Faktoren entfallen, sind positive Überraschungen in der Entwicklung denkbar.

Die uns vorliegenden Zahlen zu den Waren- und Dienstleistungsbilanzen zeigen, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in den Euroländern über die letzten 30 Monate deutlich zugenommen hat. Wie Eurostat meldet, haben sich die Handelsbilanzen der Eurostaaten alleine im vergangenen Jahr deutlich positiv entwickelt. Der Turnaround in den positiven Bereich hat hier bereits stattgefunden - wird aber von der Öffentlichkeit nicht goutiert. Das Handelsbilanzdefizit hat sich im vergangenen Jahr von -15,7 Mrd. EUR auf 81,8 Mrd. EUR entwickelt. Diese Entwicklung verdient vor dem Hintergrund der konjunkturellen Schwäche (Rezession) in den meisten Euroländern Respekt. Gerade aufgrund der vielen negativen Nachrichten in der letzten Zeit möchten wir diese messbaren Erfolge betonen und diese nicht zerreden lassen.

Auf globaler Ebene lieferte das G20-Treffen nicht viele neue Erkenntnisse. Japan darf weitermachen wie bisher und weiter abwerten. Die Politik eines schwachen Yen wurde nicht gegeißelt. Auch der Eurokurs wurde als gemessen betitelt, da er sich im Rahmen seiner historischen Wechselkurse bewegt. Die Thematik „Währungskrieg“ wurde nicht gehyped, sondern sachlich abgehandelt.

Dagegen freuen wir uns über den Vorschlag Großkonzerne steuerlich in die Pflicht zu nehmen. Diese Giganten zeigen sich als Gewinner der Globalisierung und lassen sich wie allseits bekannt gerne in Oasen besteuern. Diese Ungleichbehandlung zwischen Mittelstand, die zuverlässig ihre Steuerpflicht erfüllen und global playern wird damit auf die Agenda gehoben.

Die Daten vom Freitag lieferten bis auf einen Ausreißer ein stimmiges Bild:

Die US-Industriepduktion konnte im Januar nicht wie erwartet zulegen. Überraschend schwache Daten zeigten, dass die Produktion im Januar leicht um 0,1% heruntergefahren wurde. Im Vormonat war der Ausstoß noch um 0,4% gestiegen. Besonders für den schwachen Wert verantwortlich zeichnet der Automobilsektor, in dem es mit -3,2% den deutlichsten Rückgang gab.

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Sehr positiv konnte der NY Fed Manufacturing Index überraschen. Für den Februar überraschte der Wert mit einer Zunahme um 17,8 Zähler von -7,8 auf +10,0. Man ging zwar von einer Erholung aus und rechnete noch mit einem leicht negativen Wert, die Zunahme auf 10,0 sorgte für ein positives Bild.

Vor diesem Hintergrund war die Auslastung der Maschinen mit 79,1% nach 79,3% ebenfalls schwächer.

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Der Handelsbilanzüberschuss der Eurozone fiel im Berichtsmonat Dezember auf 11,7 Mrd. Euro von zuvor 13,0 Mrd. Eur. Die Erwartungen lagen in einem Bereich um 13 Mrd. Euro. Die Exporte fielen um 3,1%, die Importe sogar um 5,9%.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan zeigte sich für den Februar robust. Der Wert legte um 2,5 Punkte auf 76,3 Zähler zu. Nach dem Vormonat bei 73,8 wurde dagegen nur mit einer Zunahme des Index auf 74,8 gerechnet.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3200 - 30 neutralisiert den positiven Bias.


Viel Erfolg!

© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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