Höhere Getreideexporte aus Osteuropa erwartet
26.05.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis konnte gestern um 2% steigen und handelte am Morgen zwischenzeitlich auf einem 2-Wochenhoch von 115,5 USD je Barrel. Seither hat der Preis wieder um gut einen US-Dollar nachgegeben Die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten lieferten auch keinen überzeugenden Grund für den Preisanstieg. Die Destillatebestände sind zwar um 2 Mio. Barrel auf den niedrigsten Stand seit April 2009 zurückgegangen. Sie befinden sich inzwischen zwar deutlich unter dem Vorjahresniveau, aber noch immer auf einem vergleichsweise hohen Niveau (Grafik 4, Seite 2).
Die Benzinvorräte stiegen dagegen deutlich um 3,8 Mio. Barrel, weil die Raffinerien wesentlich mehr produzierten, während die Benzinnachfrage stagnierte. Der Rückgang der Benzinvorräte seit Februar scheint nach dem dritten Anstieg in Folge abgeschlossen. Trotz einer um drei Prozentpunkte gestiegenen Raffinerieauslastung stiegen die Rohöllagerbestände um 616 Tsd. Barrel, weil auch die Importe deutlich zulegten. Die US-Rohöllagerbestände befinden sich damit 7,4% über dem langjährigen Durchschnitt und nur knapp unter einem 21-Jahreshoch. Von einer Verknappung des Angebots kann also keine Rede sein.
Für zusätzliche Unsicherheit am Markt und damit Preisunterstützung sorgen Sanktionen, welche die USA in dieser Woche gegen den staatlichen venezolanischen Ölkonzern PVDSA erhoben haben. Öllieferungen sind davon allerdings ausgenommen. Trotz der Drohungen von Staatschef Chavez ist es unwahrscheinlich, dass es zu Lieferunterbrechungen kommt. Zu stark ist Venezuela auf die Einnahmen aus den Ölexporten in die USA angewiesen. Diese machen fast die Hälfte der gesamten Ölexporte Venezuelas aus. Die USA beziehen wiederum 11% ihrer Ölimporte aus dem südamerikanischen Land.
Edelmetalle
Silber zeigt sich heute erneut äußerst volatil. Nachdem der Preis noch am frühen Morgen auf knapp 39 USD angezogen hatte, fiel er binnen weniger Stunden unter 36,5 USD je Feinunze. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die jüngste Überhitzung des Silberpreises noch nicht komplett abgebaut ist und sich der Preisrückgang fortsetzen wird. Gestern fielen die Bestände des weltgrößten Silber-ETF, ishares Silver Trust, um weitere 144 Tonnen. In den letzten 6 Tagen summieren sich die Abflüsse auf 546 Tonnen. Erstmals seit Anfang Oktober 2010 liegen die Bestände des iShares Silver Trust damit wieder unter 10.000 Tonnen.
Im Gegensatz dazu hält sich der Goldpreis stabil über 1.520 USD je Feinunze. Die Angebotsseite reagiert indes auf die glänzenden Aussichten. China erhöhte seinen Goldoutput im ersten Quartal 2011 um 4,63% im Vergleich zum Vorjahresquartal. In den nächsten drei Jahren soll der jährliche Output laut des größten staatlichen Goldproduzenten China National Gold Group auf 400 Tonnnen steigen. 2010 betrug er noch 341 Tonnen. Dennoch musste China das Edelmetall massiv importieren. Da der höheren Goldproduktion auch eine steigendene Nachfrage in China gegenüber steht, ist unserer Erachtens ein weiterer Anstieg des Goldpreises dadurch nicht gefährdet.
Industriemetalle
Oft wird vergessen, dass China nicht nur der weltgrößte Metallverbraucher, sondern auch der größte Produzent ist. Insofern dürften die Stromrationierung im Lande in den kommenden Monaten auch der Metallbranche hart zusetzen und die Preise unterstützen. Wir glauben, dass der Rückgang der chinesischen Metallproduktion in Folge der abzusehenden Stromknappheit im Sommer bislang in den Metallpreisen nicht ausreichend eskomptiert ist.
Während das China Electricity Council anfangs noch ein Stromdefizit von 30 GW erwartet hatte, rechnet nun der Stromnetzbetreiber State Grid damit, dass bis zu 40 GW fehlen könnten, wenn die Kohlelieferungen nicht bald anziehen würden. Die Schätzungen der regionalen Versorger und der offiziellen Medien zeigen jedoch bereits jetzt, dass sogar ein Ausfall von bis zu 43-48 Gigawatt möglich ist. Vor allem die steigenden Energiekohlepreise - über 70% der Brennstoffbedarfs der Kraftwerke entfällt auf Kohle - bei gleichzeitig regulierten Strompreisen machen die Stromproduktion vielerorts unprofitabel.
Am Dienstag gab das China Electricity Council bekannt, dass aufgrund des existierenden Preisregimes die chinesischen Kraftwerke im ersten Quartal Verluste von 2,8 Milliarden USD zu verbuchen hatten. China ist für jeweils rund 25% der Kupfer- und Nickelproduktion verantwortlich, steht für 40% der globalen Aluminium- und Zinkproduktion und sogar für 45% der Stahl- und Bleiproduktion.
Agrarrohstoffe
Russland wird innerhalb weniger Tage darüber entscheiden, ob der Exportstopp für Getreide verlängert wird. Dieser läuft am 1. Juli aus. Der Verband der russischen Getreideproduzenten rechnet für dieses Jahr mit einer Getreideernte von 85-87 Mio. Tonnen und sieht Spielraum für Exporte von 15 Mio. Tonnen. Derzeit liegen die Getreidepreise in Russland bereits 100 USD je Tonne niedriger als auf dem Weltmarkt, was auf eine ausreichende Versorgung hindeutet. Auch in der Ukraine ist in diesem Jahr mit einer deutlich höheren Getreideernte zu rechnen.
Das ukrainische Landwirtschaftsministerium schätzt das Erntevolumen auf 48 Mio. Tonnen, was einem Anstieg um 22% gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Die Ukraine hat deshalb die im vergangenen Herbst nach der Missernte eingeführten Exportquoten wieder aufgehoben. Für das kommende Erntejahr wird mit Getreideexporten von 20 Mio. Tonnen gerechnet, nach 13 Mio. Tonnen im zu Ende gehenden Erntejahr. Zusätzliches Getreideangebot aus Russland und der Ukraine dürfte am Weltmarkt für etwas Entspannung sorgen, da in anderen wichtigen Exportregionen wie den USA und der Europäischen Union aufgrund von Trockenheit mit erheblichen Ernteausfällen zu rechnen ist. Dies dürfte den Weizenpreisen den Aufwärtsdruck nehmen.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Brentölpreis konnte gestern um 2% steigen und handelte am Morgen zwischenzeitlich auf einem 2-Wochenhoch von 115,5 USD je Barrel. Seither hat der Preis wieder um gut einen US-Dollar nachgegeben Die gestern vom US-Energieministerium veröffentlichten Lagerdaten lieferten auch keinen überzeugenden Grund für den Preisanstieg. Die Destillatebestände sind zwar um 2 Mio. Barrel auf den niedrigsten Stand seit April 2009 zurückgegangen. Sie befinden sich inzwischen zwar deutlich unter dem Vorjahresniveau, aber noch immer auf einem vergleichsweise hohen Niveau (Grafik 4, Seite 2).
Die Benzinvorräte stiegen dagegen deutlich um 3,8 Mio. Barrel, weil die Raffinerien wesentlich mehr produzierten, während die Benzinnachfrage stagnierte. Der Rückgang der Benzinvorräte seit Februar scheint nach dem dritten Anstieg in Folge abgeschlossen. Trotz einer um drei Prozentpunkte gestiegenen Raffinerieauslastung stiegen die Rohöllagerbestände um 616 Tsd. Barrel, weil auch die Importe deutlich zulegten. Die US-Rohöllagerbestände befinden sich damit 7,4% über dem langjährigen Durchschnitt und nur knapp unter einem 21-Jahreshoch. Von einer Verknappung des Angebots kann also keine Rede sein.
Für zusätzliche Unsicherheit am Markt und damit Preisunterstützung sorgen Sanktionen, welche die USA in dieser Woche gegen den staatlichen venezolanischen Ölkonzern PVDSA erhoben haben. Öllieferungen sind davon allerdings ausgenommen. Trotz der Drohungen von Staatschef Chavez ist es unwahrscheinlich, dass es zu Lieferunterbrechungen kommt. Zu stark ist Venezuela auf die Einnahmen aus den Ölexporten in die USA angewiesen. Diese machen fast die Hälfte der gesamten Ölexporte Venezuelas aus. Die USA beziehen wiederum 11% ihrer Ölimporte aus dem südamerikanischen Land.
Edelmetalle
Silber zeigt sich heute erneut äußerst volatil. Nachdem der Preis noch am frühen Morgen auf knapp 39 USD angezogen hatte, fiel er binnen weniger Stunden unter 36,5 USD je Feinunze. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die jüngste Überhitzung des Silberpreises noch nicht komplett abgebaut ist und sich der Preisrückgang fortsetzen wird. Gestern fielen die Bestände des weltgrößten Silber-ETF, ishares Silver Trust, um weitere 144 Tonnen. In den letzten 6 Tagen summieren sich die Abflüsse auf 546 Tonnen. Erstmals seit Anfang Oktober 2010 liegen die Bestände des iShares Silver Trust damit wieder unter 10.000 Tonnen.
Im Gegensatz dazu hält sich der Goldpreis stabil über 1.520 USD je Feinunze. Die Angebotsseite reagiert indes auf die glänzenden Aussichten. China erhöhte seinen Goldoutput im ersten Quartal 2011 um 4,63% im Vergleich zum Vorjahresquartal. In den nächsten drei Jahren soll der jährliche Output laut des größten staatlichen Goldproduzenten China National Gold Group auf 400 Tonnnen steigen. 2010 betrug er noch 341 Tonnen. Dennoch musste China das Edelmetall massiv importieren. Da der höheren Goldproduktion auch eine steigendene Nachfrage in China gegenüber steht, ist unserer Erachtens ein weiterer Anstieg des Goldpreises dadurch nicht gefährdet.
Industriemetalle
Oft wird vergessen, dass China nicht nur der weltgrößte Metallverbraucher, sondern auch der größte Produzent ist. Insofern dürften die Stromrationierung im Lande in den kommenden Monaten auch der Metallbranche hart zusetzen und die Preise unterstützen. Wir glauben, dass der Rückgang der chinesischen Metallproduktion in Folge der abzusehenden Stromknappheit im Sommer bislang in den Metallpreisen nicht ausreichend eskomptiert ist.
Während das China Electricity Council anfangs noch ein Stromdefizit von 30 GW erwartet hatte, rechnet nun der Stromnetzbetreiber State Grid damit, dass bis zu 40 GW fehlen könnten, wenn die Kohlelieferungen nicht bald anziehen würden. Die Schätzungen der regionalen Versorger und der offiziellen Medien zeigen jedoch bereits jetzt, dass sogar ein Ausfall von bis zu 43-48 Gigawatt möglich ist. Vor allem die steigenden Energiekohlepreise - über 70% der Brennstoffbedarfs der Kraftwerke entfällt auf Kohle - bei gleichzeitig regulierten Strompreisen machen die Stromproduktion vielerorts unprofitabel.
Am Dienstag gab das China Electricity Council bekannt, dass aufgrund des existierenden Preisregimes die chinesischen Kraftwerke im ersten Quartal Verluste von 2,8 Milliarden USD zu verbuchen hatten. China ist für jeweils rund 25% der Kupfer- und Nickelproduktion verantwortlich, steht für 40% der globalen Aluminium- und Zinkproduktion und sogar für 45% der Stahl- und Bleiproduktion.
Agrarrohstoffe
Russland wird innerhalb weniger Tage darüber entscheiden, ob der Exportstopp für Getreide verlängert wird. Dieser läuft am 1. Juli aus. Der Verband der russischen Getreideproduzenten rechnet für dieses Jahr mit einer Getreideernte von 85-87 Mio. Tonnen und sieht Spielraum für Exporte von 15 Mio. Tonnen. Derzeit liegen die Getreidepreise in Russland bereits 100 USD je Tonne niedriger als auf dem Weltmarkt, was auf eine ausreichende Versorgung hindeutet. Auch in der Ukraine ist in diesem Jahr mit einer deutlich höheren Getreideernte zu rechnen.
Das ukrainische Landwirtschaftsministerium schätzt das Erntevolumen auf 48 Mio. Tonnen, was einem Anstieg um 22% gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Die Ukraine hat deshalb die im vergangenen Herbst nach der Missernte eingeführten Exportquoten wieder aufgehoben. Für das kommende Erntejahr wird mit Getreideexporten von 20 Mio. Tonnen gerechnet, nach 13 Mio. Tonnen im zu Ende gehenden Erntejahr. Zusätzliches Getreideangebot aus Russland und der Ukraine dürfte am Weltmarkt für etwas Entspannung sorgen, da in anderen wichtigen Exportregionen wie den USA und der Europäischen Union aufgrund von Trockenheit mit erheblichen Ernteausfällen zu rechnen ist. Dies dürfte den Weizenpreisen den Aufwärtsdruck nehmen.
DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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