Starker Anstieg der Goldimporte in China erwartet
27.05.2011 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis kann am Morgen im Zuge eines allgemeinen Anstiegs der Rohstoffpreise wieder auf 115 USD je Barrel steigen, nachdem es gestern im Zuge enttäuschender US-BIP-Daten zum privaten Verbrauch zu leichten Preisabschlägen gekommen war. Zusätzlich belastete die Nachricht, dass die Beratungsfirma Oil Movement eine Ausweitung der OPEC-Ölexporte um 1,6% oder 370 Tsd. Barrel pro Tag in den vier Wochen bis Mitte Juni erwartet. Oil Movement begründet dies zwar mit einer gestiegenen Nachfrage in den westlichen Ländern. Diese war im März und April eingebrochen, was den weltgrößten Ölexporteur Saudi-Arabien dazu veranlasste, die Öllieferungen deutlich zu reduzieren. Diese Reduzierung wird nun offensichtlich zurückgenommen.
Die US-Lagerdaten zeigten in der vergangenen Woche einen deutlichen Anstieg der Raffinerieauslastung. Solange aber die Benzinnachfrage nicht ebenfalls anspringt, dürfte die höhere Rohölverarbeitung lediglich zu einem Anstieg der Benzinlagerbestände führen, wie die jüngsten DOE-Daten ebenfalls zeigten. Mit dem bevorstehenden Memorial-Day-Wochenende beginnt in den USA offiziell die Sommer-Fahrsaison. Angesichts der nach wie vor hohen Benzinpreise - diese liegen aktuell 40% höher als vor einem Jahr - dürfen die Erwartungen an die Fahraktivität nicht zu hoch gesetzt werden. Es würde schon ein Erfolg sein, wenn die Benzinnachfrage während der Sommermonate das Vorjahresniveau erreicht. Die mittlerweile auf 14,5 USD gestiegene Preisdifferenz zwischen Brent und WTI legt ebenfalls nahe, dass die Erwartungshaltung an die US-Nachfrageentwicklung nicht allzu hoch ist.
Edelmetalle
Trotz des schwachen US-Dollar bewegen sich die Edelmetallpreise heute eher seitwärts. Die US-Wirtschaftsdaten haben zuletzt enttäuscht und deuten auf eine weiterhin zögerliche Haltung der US-Notenbank im Hinblick auf eine Abkehr von der expansiven Geldpolitik hin. Dies schürt Inflationsängste, wovon insbesondere Gold als Inflationsschutz und angesichts einer bereits negativen Realverzinsung profitieren dürfte. Auch die starke physische Nachfrage spricht für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends bei Gold. Während die Goldnachfrage aus Indien nach dem Ende der Hochzeitsaison vorübergehend schwächer ausfällt, überrascht die chinesische Nachfrage stets positiv.
So schätzt der Edelmetallspezialist GFMS, dass China trotz einer starken Produktionsausweitung im Lande schon dieses Jahr 400 Tonnen Gold importieren wird. Dazu dürfte die Anlegernachfrage, die von 200 auf 300 Tonnen steigen soll, maßgeblich beitragen. Der World Gold Council schätzt, dass allein im 1. Quartal die Investmentnachfrage nach Münzen und Barren in China auf 91 Tonnen gestiegen ist. Außerdem können chinesische Investoren seit Jahresbeginn über den Lion Fonds in Gold-ETFs investieren. Der Fonds, der im Januar 3,2 Milliarden Yuan bzw. rund 500 Mio. USD eingesammelt hat, darf nun offensichtlich sein Volumen auf bis zu 2 Milliarden USD ausweiten. Damit könnte der Fonds bis zu 30 Tonnen Gold über Gold-ETFs zusätzlich erwerben.
Industriemetalle
Während die LME-Lagerbestände für Aluminium sich auf Rekordhochs bei über 4,7 Mio. Tonnen halten, verzeichnen die Bestände in Shanghai in den letzten Wochen massive Abflüsse. Allein seit Anfang April sind diese um 77,6 Tsd. Tonnen bzw. 19% gefallen. Dies könnte bereits ein Ergebnis der Stromrationierung im Lande sein, die sich in den schwächeren Produktionsausweitungen der Aluminiumhütten niederschlagen und in den kommenden Wochen und Monaten weiter verschärfen werden. Die weltweiten Vorräte konnten zuletzt vor allem Dank der Rekordproduktion Chinas gesteigert werden (Grafik des Tages). Die geringere Produktion und Exporte Chinas könnten den Aluminiummarkt in Zukunft wenigstens etwas verengen. Zwar werden die Aluminiumpreise derzeit auch durch die hohen Energiepreise unterstützt. Einem starken Preisanstieg stehen die riesigen Lagerbestände dennoch entgegen.
Dagegen entdecken wir bei unserem Favoriten Kupfer immer mehr Anzeichen einer bevorstehenden positiven Wende. So sind die Kupfer-Lagerbestände in Shanghai per heute auf das niedrigste Niveau seit August 2009 bei 82,33 Tsd. Tonnen gefallen. In nur zwei Monaten sind die Lagerbestände an der SHFE um mehr als 95 Tsd. Tonnen gefallen und haben sich damit bereits halbiert. Die Tatsache, dass sich die Kupferpreis an der SHFE besser als an der LME hielten, dürfte die Arbitrage zwischen den beiden Handelsplätzen verstärken und damit chinesische Importe begünstigen. Außerdem haben die Spekulanten ihre sehr optimistische Positionierung an den COMEX zuletzt massiv abgebaut und damit den Markt für einen baldigen Preisanstieg bereinigt. Wir bleiben bei unserer moderat optimistischen Haltung zu Kupfer.
Agrarrohstoffe
Die Weizenpreise können weiter zulegen. Der Novemberkontrakt für LIFFE-Weizen verzeichnete am Morgen ein Allzeithoch von 253 EUR je Tonne. Der meistgehandelte CBOT-Kontrakt handelt inzwischen wieder deutlich über der Marke von 8 USD je Scheffel. Es werden weiterhin Ernteausfälle aufgrund der Trockenheit in den Winterweizenregionen der EU und den USA sowie der Verzögerungen bei der Sommerweizenaussaat in den USA und Kanada eingepreist.
Der International Grains Council hat die Prognose für die weltweite Weizenernte im Erntejahr 2011/12 gestern um weitere 5 Mio. auf 667 Mio. Tonnen reduziert. Der unterstellte Ernterückgang um 3,5% in der EU scheint angesichts der viel höher anzusetzenden Ausfälle in den beiden größten Produzentenländern Frankreich und Deutschland noch immer zu optimistisch.
In den kommenden Monaten könnte es daher zu weiteren Abwärtsrevisionen kommen. Allerdings stellen sich die Ernteaussichten in Russland und der Ukraine deutlich besser dar als in den USA und der EU, so dass mit einer Entlastung des Angebot aus diesen beiden Ländern zu rechnen ist. Dies dürfte einem weiteren deutlichen Preisanstieg entgegenstehen. Sobald klar ist, dass der Exportstopp in Russland nicht verlängert wird, sondern wie geplant am 1. Juli ausläuft, dürften die Preise die letzten Gewinne wieder abgeben.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Brentölpreis kann am Morgen im Zuge eines allgemeinen Anstiegs der Rohstoffpreise wieder auf 115 USD je Barrel steigen, nachdem es gestern im Zuge enttäuschender US-BIP-Daten zum privaten Verbrauch zu leichten Preisabschlägen gekommen war. Zusätzlich belastete die Nachricht, dass die Beratungsfirma Oil Movement eine Ausweitung der OPEC-Ölexporte um 1,6% oder 370 Tsd. Barrel pro Tag in den vier Wochen bis Mitte Juni erwartet. Oil Movement begründet dies zwar mit einer gestiegenen Nachfrage in den westlichen Ländern. Diese war im März und April eingebrochen, was den weltgrößten Ölexporteur Saudi-Arabien dazu veranlasste, die Öllieferungen deutlich zu reduzieren. Diese Reduzierung wird nun offensichtlich zurückgenommen.
Die US-Lagerdaten zeigten in der vergangenen Woche einen deutlichen Anstieg der Raffinerieauslastung. Solange aber die Benzinnachfrage nicht ebenfalls anspringt, dürfte die höhere Rohölverarbeitung lediglich zu einem Anstieg der Benzinlagerbestände führen, wie die jüngsten DOE-Daten ebenfalls zeigten. Mit dem bevorstehenden Memorial-Day-Wochenende beginnt in den USA offiziell die Sommer-Fahrsaison. Angesichts der nach wie vor hohen Benzinpreise - diese liegen aktuell 40% höher als vor einem Jahr - dürfen die Erwartungen an die Fahraktivität nicht zu hoch gesetzt werden. Es würde schon ein Erfolg sein, wenn die Benzinnachfrage während der Sommermonate das Vorjahresniveau erreicht. Die mittlerweile auf 14,5 USD gestiegene Preisdifferenz zwischen Brent und WTI legt ebenfalls nahe, dass die Erwartungshaltung an die US-Nachfrageentwicklung nicht allzu hoch ist.
Edelmetalle
Trotz des schwachen US-Dollar bewegen sich die Edelmetallpreise heute eher seitwärts. Die US-Wirtschaftsdaten haben zuletzt enttäuscht und deuten auf eine weiterhin zögerliche Haltung der US-Notenbank im Hinblick auf eine Abkehr von der expansiven Geldpolitik hin. Dies schürt Inflationsängste, wovon insbesondere Gold als Inflationsschutz und angesichts einer bereits negativen Realverzinsung profitieren dürfte. Auch die starke physische Nachfrage spricht für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends bei Gold. Während die Goldnachfrage aus Indien nach dem Ende der Hochzeitsaison vorübergehend schwächer ausfällt, überrascht die chinesische Nachfrage stets positiv.
So schätzt der Edelmetallspezialist GFMS, dass China trotz einer starken Produktionsausweitung im Lande schon dieses Jahr 400 Tonnen Gold importieren wird. Dazu dürfte die Anlegernachfrage, die von 200 auf 300 Tonnen steigen soll, maßgeblich beitragen. Der World Gold Council schätzt, dass allein im 1. Quartal die Investmentnachfrage nach Münzen und Barren in China auf 91 Tonnen gestiegen ist. Außerdem können chinesische Investoren seit Jahresbeginn über den Lion Fonds in Gold-ETFs investieren. Der Fonds, der im Januar 3,2 Milliarden Yuan bzw. rund 500 Mio. USD eingesammelt hat, darf nun offensichtlich sein Volumen auf bis zu 2 Milliarden USD ausweiten. Damit könnte der Fonds bis zu 30 Tonnen Gold über Gold-ETFs zusätzlich erwerben.
Industriemetalle
Während die LME-Lagerbestände für Aluminium sich auf Rekordhochs bei über 4,7 Mio. Tonnen halten, verzeichnen die Bestände in Shanghai in den letzten Wochen massive Abflüsse. Allein seit Anfang April sind diese um 77,6 Tsd. Tonnen bzw. 19% gefallen. Dies könnte bereits ein Ergebnis der Stromrationierung im Lande sein, die sich in den schwächeren Produktionsausweitungen der Aluminiumhütten niederschlagen und in den kommenden Wochen und Monaten weiter verschärfen werden. Die weltweiten Vorräte konnten zuletzt vor allem Dank der Rekordproduktion Chinas gesteigert werden (Grafik des Tages). Die geringere Produktion und Exporte Chinas könnten den Aluminiummarkt in Zukunft wenigstens etwas verengen. Zwar werden die Aluminiumpreise derzeit auch durch die hohen Energiepreise unterstützt. Einem starken Preisanstieg stehen die riesigen Lagerbestände dennoch entgegen.
Dagegen entdecken wir bei unserem Favoriten Kupfer immer mehr Anzeichen einer bevorstehenden positiven Wende. So sind die Kupfer-Lagerbestände in Shanghai per heute auf das niedrigste Niveau seit August 2009 bei 82,33 Tsd. Tonnen gefallen. In nur zwei Monaten sind die Lagerbestände an der SHFE um mehr als 95 Tsd. Tonnen gefallen und haben sich damit bereits halbiert. Die Tatsache, dass sich die Kupferpreis an der SHFE besser als an der LME hielten, dürfte die Arbitrage zwischen den beiden Handelsplätzen verstärken und damit chinesische Importe begünstigen. Außerdem haben die Spekulanten ihre sehr optimistische Positionierung an den COMEX zuletzt massiv abgebaut und damit den Markt für einen baldigen Preisanstieg bereinigt. Wir bleiben bei unserer moderat optimistischen Haltung zu Kupfer.
Agrarrohstoffe
Die Weizenpreise können weiter zulegen. Der Novemberkontrakt für LIFFE-Weizen verzeichnete am Morgen ein Allzeithoch von 253 EUR je Tonne. Der meistgehandelte CBOT-Kontrakt handelt inzwischen wieder deutlich über der Marke von 8 USD je Scheffel. Es werden weiterhin Ernteausfälle aufgrund der Trockenheit in den Winterweizenregionen der EU und den USA sowie der Verzögerungen bei der Sommerweizenaussaat in den USA und Kanada eingepreist.
Der International Grains Council hat die Prognose für die weltweite Weizenernte im Erntejahr 2011/12 gestern um weitere 5 Mio. auf 667 Mio. Tonnen reduziert. Der unterstellte Ernterückgang um 3,5% in der EU scheint angesichts der viel höher anzusetzenden Ausfälle in den beiden größten Produzentenländern Frankreich und Deutschland noch immer zu optimistisch.
In den kommenden Monaten könnte es daher zu weiteren Abwärtsrevisionen kommen. Allerdings stellen sich die Ernteaussichten in Russland und der Ukraine deutlich besser dar als in den USA und der EU, so dass mit einer Entlastung des Angebot aus diesen beiden Ländern zu rechnen ist. Dies dürfte einem weiteren deutlichen Preisanstieg entgegenstehen. Sobald klar ist, dass der Exportstopp in Russland nicht verlängert wird, sondern wie geplant am 1. Juli ausläuft, dürften die Preise die letzten Gewinne wieder abgeben.
Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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