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Hoppla! - Das war sportliche Interpretation und oberflächlich ….

21.02.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.53 Uhr) bei 1.3263, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.3236 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 93.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124.00, während EUR-CHF bei 1.2320 oszilliert.

Die gestrigen Marktbewegungen waren kernig. Nachdem am Vormittag noch Risikofreude hinsichtlich beachtlich positiver Datensätze dominierte, kam es mit der Veröffentlichung der Fed-Protokolle zu einem drastischen Lastwechsel hin zu Risikoaversion. In der Folge standen Aktienmärkte, der Euro, Rohstoffpreise, der Euro als auch Gold und Silber unter erheblichem Verkaufsdruck. Was hat uns das "FOMC Protokoll" exakt an Neuigkeiten geliefert, die diesen Lastwechsel Sinn stiftend erklären lassen?

Hat der Offenmarktausschuss im Januar 2013 eine Neuausrichtung der Interventionspolitik beschlossen?

• Nein, die Erhöhung der Ankaufprogramme auf 85 Mrd. USD pro Monat werden beibehalten!

Wusste der Finanzmarkt vor der Veröffentlichung des Protokolls des Offenmarktauschusses, dass es abweichende Meinungen zu dieser Interventionspolitik innerhalb dieses Gremiums gibt?

• Ja, das war allen Profis voll bewusst!

Ist es unter derartigen Umständen erstaunlich, dass diese divergierende Sichtweise in einem solchen Gremium diskutiert wird?

• Nein, dafür ist dieses Gremium geschaffen worden!

Wurde damit dem Finanzmarkt eine belastbare Grundlage für eine Neubewertung an Finanzmärkten gegeben?

• Nein, ganz im Gegenteil. Es gibt eine klare Mehrheit wie bei der Verabschiedung des Ankaufprogramms.

Wurde von dem Offenmarktausschuss auch nur ansatzweise eine restriktive Politik im Sinne einer Reduzierung der geschaffenen Überliquidität diskutiert.

• Nein, nicht in Ansätzen. Ergo geht es im „Worst Case“ nur darum, dass nicht noch mehr Überliquidität geschaffen würde.

Liefern die aktuellen Wirtschaftsdaten am Arbeitsmarkt und beim BIP Grundlagen für eine kurzfristig anstehende Neuausrichtung?

• Nein, die Arbeitslosenquote stieg zuletzt von 7,8% auf 7,9% und das BIP enttäuschte per 4. Quartal massiv. Der Wohnimmobilienbereich und der Baumarkt erholen sich nur wegen der Intervention am MBS-Markt. Ohne diese Subvention würde der US-Bau- und Wohnimmobilienmarkt erneut unter drastischen Druck geraten!

An dieser Stelle staunt der Fachmann und voraussichtlich ist jeder Laie mehr als verwundert, welche "Wundertüte" uns gestern in der Diskontierung dieser Fakten offeriert wurde. Das gilt um so mehr als, dass in Japan zukünftig die monetären Schleusen aggressiv geöffnet werden. In freien Kapitalmärkten schwappt diese Liquidität über alle Märkte.

Mehr noch wird in Großbritannien bei der Bank of England eine vollkommen gegensätzliche Politik diskutiert. Dort erwägt man das Anleiheankaufprogramm um 25 Mrd. GBP auf 400 Mrd. GBP auszuweiten. Dann würde die BoE übrigens circa 90% der britischen Staatsanleihen besitzen. Die EZB hält im Eigenbesitz gerade mal gut 2% der Staatsanleihen.

Die beschlossene monetäre Ausweitung in Japan und die potentielle Ausweitung in Großbritannien hat der Markt gestern sportlich ausgeblendet, um sich auf seidenen "Spin" aus NY einzulassen. "Chapeau!" - intern diskutieren wir den Begriff "Intellektuelle Dissonanz".

Schlussendlich entsteht der Eindruck, dass gestern der Markt mit einem fein gesetzten "Spin" durch Vertreter, die auch den "Spin" bestimmen können, "abgekocht" wurde.

Das gilt vor allen Dingen für Gold und Silber, die Währungen ohne Fehl und Tadel, die seit Monaten mit aggressivsten Verkaufsmethoden an den US-Future-Märkten durch punktuelle massive Verkaufspositionen losgelöst von Daten und Nachrichten massiv manipuliert werden (Gold/Silber Future Markt ist ein monopolistisches Oligopol mit den Playern JP Morgan, HSBC und Citi). Die Aufsichtsbehörden sind in den USA diesbezüglich so wachsam wie bei Enron, Worldcom oder MBS, Madoff und Co….

Das wirft mehr Fragen über eine politische Agenda am Edelmetallmarkt auf, als dass Antworten gegeben werden. Die US-aufsichtsrechtliche Paralyse ist Ausdruck dafür, dass die Lernkurven aus den Skandalen der letzten 12 Jahre unausgeprägt sind oder aber dass die aufsichtsrechtlichen Mandate in den USA nicht frei ausgeübt werden können oder sollen.

Da die Edelmetallmärkte globale Märkte mit globalen Folgen sind, wäre es erwägenswert, dass Aufsichtsbehörden außerhalb der USA sich dieser Problematik annehmen würden. Viel offensichtlicher als am Edelmetallmarkt kann Manipulation nicht sein. Zu nachhaltiger Manipulation gehört grundsätzlich eine Verletzung des Kartellrechts als auch das Thema Verschwörung (strafbehaftet in den USA).

Wundern wir uns explizit hinsichtlich der gestrigen Bewegung am Silbermarkt: Gestern kam Silber massiv unter Druck. Von morgendlichen Höchstständen bei 29,60 USD ging es auf 28,26 USD herunter. Wir reden von einem Rückgang um 4,5%! Fakt ist, dass der physische Markt sehr eng ist. Hier gibt es keinen ansatzweisen Verkaufsdruck, ganz im Gegenteil. Die verbesserte globale Konjunkturlage (ein Thema des Offenmarktausschusses) impliziert eine Zunahme der Nachfrage bei Silber und nicht das Gegenteil! Zunehmende Inflation ist ein Kernargument, Gold und Silber zu erwerben und nicht zu verkaufen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3200 - 30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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