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Russland hebt Getreideexportstopp auf

30.05.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise tendieren bei knapp 115 USD je Barrel für Brent und 100 USD für WTI seitwärts. Offensichtlich wartet der Markt auf neue Signale. Auch die spekulativen Investoren scheinen ob der künftigen Richtung am Ölmarkt unentschlossen und ändern ihr Engagement kaum. Die Netto-Long-Positionen stiegen geringfügig gegenüber Vorwoche und verbleiben damit knapp 20% unter dem im Hoch im April.

Uneinheitlich ist auch die Meinung der Analysten hinsichtlich der am 8. Juni anstehenden OPEC-Sitzung. Während man in der Vergangenheit einhellig der Meinung war, dass die OPEC ihre Produktionsquote unverändert lässt, rechnen nun einige Analysten mit einer Anhebung. Denn die OPEC könnte damit ein Entgegenkommen gegenüber der Internationalen Energieagentur (IEA) signalisieren, die deutlich lauter als in der Vergangenheit eine Anhebung der Quoten gefordert hatte und ansonsten die Freigabe der strategischen Reserven erwägt.

Wir rechnen allerdings nicht mit einer Wende in der offiziellen Politik. Vielmehr dürfte der OPEC daran gelegen sein, das ihnen genehme Marktumfeld nicht zu gefährden. Inoffiziell dürfte Saudi-Arabien aber durch eine höhere Förderung die Lieferausfälle Libyens weiterhin ausgleichen. Dazu passt, dass die OPEC die Fördermenge im Mai laut einer Reuters-Umfrage leicht ausgeweitet hat.

Die Energiewende in Deutschland wird mit dem von der Koalition beschlossenen Ausstiegs¬datum 2022 immer konkreter. Doch für den Uranmarkt gibt es auch positive Nachrichten: Das Aussetzen der vom amerikanischen Energieministerium angekündigten Uran-Verkäufe am Spotmarkt signalisiert hinreichende Nachfrage und unterstützt den Preis.


Edelmetalle

Die Edelmetallmärkte schlossen am vergangenen Freitag allesamt im Plus. Gold konnte beträchtiche 17 USD je Feinunze zulegen und notiert aktuell bei 1536 USD. Das gelbe Metall war als wertstabile Anlage gefragt, weil sich die Sorgen um die Schulden der Europeripherie-Länder nach den vom irischen Transport-Ministers geäußerten Zweifel an der Bonität seines Landes verstärkt hatten. Er zeigte sich in einem Interview skeptisch, ob Irland wie bisher geplant 2012 an den Kapitalmarkt zurückkehren könne, was weitere EU- bzw. IWF-Hilfen notwendig machen würde.

Auch die spekualtiven Finanzanleger setzen weiter auf steigene Goldpreise: Die Netto-Long-Positionen bei Gold stiegen um 1,8% im Vergleich zur Vorwoche. Bei Silber dagegen nimmt die Skepsis weiter zu: Die Netto-Long-Positionen fallen bei Silber um 13,4%. Der dritte Rückgang in Folge führt zu einem Tiefststand seit Februar 2010.

Dennoch erachten wir die Preiskorrektur nach der Überhitzung noch nicht für abgeschlossen. Dafür spricht auch, dass an der Shanghai Gold Exchange die zu hinterlegende Sicherheit für den Handel mit Gold- und Silber-Future um jeweils 2%-Punkte angehoben wurde. Die Kontrakte werden für die Investoren damit weniger interessant, was Druck auf die Preise ausüben dürfte. Die Anhebung der Margins durch die CME hatte die Preiskorrektur bei Silber Anfang des Monats maßgeblich mit ausgelöst.


Industriemetalle

Heute bleibt der Handel an der LME wegen eines Feiertags geschlossen. Zum Wochenausklang hatten die Basismetalle aber noch einmal kräftig um 2% zulegen können. Vor allem Aluminium kann derzeit von den Angebotsrisiken in China profitieren und verteuerte sich binnen vier Tagen um 6%. Zu dem Preisanstieg könnte ebenfalls beigetragen haben, dass die LME eine Änderung der Auslieferungskonditionen in den von ihr zertifizierten Lagerhäusern erwägt. So soll die Mindest-Abflussmenge künftig an die Höhe der Lagerbestände gekoppelt sein. Handlungsbedarf sieht das Komitee, weil es in den USA zu starken Verzögerungen bei Aluminiumauslieferungen gekommen sei.

Mit den neuen Konditionen soll die Auslieferung zügiger werden, was vor allem bei den rekordhohen Aluminiumbeständen von Relevanz sein könnte. Eine Beschlussfassung könnte am 16. Juni erfolgen, wirksam würde diese aber frühestens am 1. April 2012. Der Kupferpreis zieht nicht zuletzt stimuliert durch den kräftigen Lagerabbau in Shanghai ebenfalls an und notierte am Freitag bei knapp 9.200 USD je Tonne. Dass der Boden für eine Preiserholung geebnet ist, zeigen auch die jüngsten CFTC-Daten. Denn die Netto-Long-Positionen waren per Dienstag letzte Woche weiter auf 2.700 Kontrakte gefallen, den niedrigsten Stand seit knapp einem Jahr.

Der von Reuters berichtete Anstieg der Verarbeitungsgebühren (TC/RCs) von Kupfer in der zweiten Jahreshälfte steht der Preiserholung nicht entgegen: denn die hohen Gebühren sind weniger ein Zeichen für ein Überschuss an Kupferkonzentraten als vielmehr ein Indiz für knappe Schmelzkapazitäten.

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Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis fällt heute um mehr als 4% auf 240 EUR je Tonne, nachdem Russland am Wochenende entschieden hat, den Exportstopp für Getreide nicht über den 1. Juli hinaus zu verlängern. Die Getreideernte soll in diesem Jahr mit 85-90 Mio. Tonnen gut ausfallen, wenn auch nicht so hoch wie 2008 und 2009. Diese Ankündigung dürfte insbesondere am Weizenmarkt als Signal verstanden werden, dass aus der ganzen Region mit einer Entlastung des ansonsten angespannten Weltmarktes zu rechnen ist.

Umgekehrt war es im Sommer 2010, als bedingt durch die Hitzekatastrophe ein Ernteeinbruch die russische Regierung veranlasste, die Exporte völlig auszusetzen und auch die Ukraine wesentlich weniger exportierte. Die Weizenpreise befinden sich noch immer auf hohem Niveau, insbesondere wegen der Sorgen bezüglich der Trockenheit in den USA und der EU. Dies schlägt sich auch in den Positionierungen der spekulativen Finanzanleger nieder.

Wie erwartet haben diese in der Woche zum 24. Mai ihre Netto-Long-Position bei Weizen mehr als verdoppelt und so den Rückgang der Vorwoche mehr als wettgemacht, als die (zu) optimistischen USDA-Prognosen den Markt beeindruckt hatten. Die Aussicht auf Exporte Russlands und damit erhöhtem Weltmarktangebot dürfte nicht wenige Anleger skeptisch bezüglich der weiteren Preisentwicklung machen, so dass in dieser Woche die Netto-Long-Positionen wieder deutlich sinken könnten.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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