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Stromengpässe dürften Metallangebot schmälern

31.05.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis kann am Morgen auf 116 USD je Barrel steigen. Der WTI-Preis steigt auf 101,5 USD je Barrel. Ursächlich für den Preisanstieg ist vor allem ein schwächerer US-Dollar. Aber auch die anhaltenden Unruhen in Libyen und im Nahen Osten sorgen für Unterstützung. Ein Besuch des südafrikanischen Präsidenten Zuma bei Gaddafi brachte gestern keinen Durchbruch. Die NATO fliegt verstärkt Luftangriffe auf Stellungen des libyschen Machthabers. An eine baldige Rückkehr der libyschen Ölproduktion ist somit nicht zu denken. Zudem scheint sich die Situation im Jemen weiter zuzuspitzen.

Jemen gilt als Stützpunkt des Terrornetzwerkes al-Kaida und grenzt unmittelbar an Saudi-Arabien, dem weltgrößten Ölexporteur. Entsprechend groß ist das Risiko, dass die Unruhen dort die ganze Region destabilisieren. Zusätzliche Unterstützung erhält vor allem WTI von Nachrichten, wonach eine Ölpipeline in den USA aufgrund eines Lecks geschlossen werden musste, welche Rohöl von der kanadischen Provinz Alberta nach Cushing liefert. Diese hat eine Kapazität von 591 Tsd. Barrel pro Tag.

Sollte die Schließung über mehrere Tage andauern, könnte sich dies in einem deutlichen Rückgang der Rohöllagerbestände in Cushing niederschlagen. Diese befinden sich mit ca. 40 Mio. Barrel nahe eines Rekordniveaus und sind damit der wichtigste Grund für den ungewöhnlich Preisabschlag von knapp 14 USD, welcher WTI gegenüber Brent aufweist. Wir erachten das weitere Preisanstiegspotenzial dennoch als begrenzt. In der nächsten Woche ist OPEC-Sitzung und es mehren sich die Stimmen, die von einer Anhebung der Förderquoten ausgehen. Diese Debatte dürften einem weiteren Preisanstieg entgegenstehen.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte dank eines schwächeren US-Dollar erstmals seit Anfang Mai über die Marke von 1.540 USD je Feinunze steigen. Der Goldpreis in Euro fällt dagegen um ein knappes Prozent auf 1.068 EUR je Feinunze. Laut Angaben des World Gold Council hat die russische Zentralbank im April erneut knapp 14 Tonnen Gold gekauft. Es dürfte somit kaum nennenswertes Angebot aus Russland auf den Weltmarkt gelangen. Die Zentralbank Mexikos hat im April ebenfalls knapp 6 Tonnen Gold gekauft. Damit belaufen sich die Goldkäufe Mexikos seit Jahresbegin auf ca. 100 Tonnen. Die Nachfrage der Zentralbanken stellt einen wesentlichen unterstützenden Faktor für den Goldpreis dar.

Eskom, der staatliche Stromversorger Südafrikas, hat die Stromversorgung der Aluschmelzen von BHP Billiton aufgrund niedriger Temperaturen reduziert. Damit steigt die Gefahr, dass auch die Stromversorung der Edelmetallminen im Land in diesem Winter reduziert wird. Südafrika zählt zu den weltgrößten Produzenten von Gold- und Platinmetallen und verantwortet 76% der weltweiten Minenproduktion von Platin und 35% von Palladium. Eine weitere Gefahr für die Angebotsseite des Palladiummarktes stellen die zur Neige gehenden russischen Staatsverkäufe dar, die bisher für knapp 14% des Weltangebots verantwortlich gewesen sind. Entgegen anders lautender Berichte bekräftigte ein Mitarbeiter des russischen Finanzministeriums gestern jedoch, dass selbst für 2012 noch Reserven vorhanden seien.


Industriemetalle

Nach der feiertagsbedingten Pause startet der LME-Handel zumeist mit Gewinnen. Preisstützend sind die im Sommer drohenden massiven Stromengpässe in China, auf die wir in den letzten Wochen schon mehrmals hingewiesen haben. Zum einen hat die anhaltende Dürre den Output der Wasserkraftwerke stark beeinträchtigt. Zum anderen werden die Kohlekraftwerke, die in China den Großteil der Stromproduktion stellen, ihre Produktion reduzieren müssen, weil sie angesichts der gestiegenen Produktionskosten bei gleichzeitig relativ niedrigen Strompreisen massive Verluste erleiden.

Die Kohlepreise in China sind zuletzt auf das höchste Niveau seit Oktober 2008 gestiegen. Nun reagiert die Regierung offenbar auf die bevorstehende Stromknappheit und wird ab 1. Juni in 15 der 22 Provinzen die Strompreise für Industriekunden um 20 RMB bzw. über 3 USD pro Megawattstunde anheben. Dies dürfte vor allem die Aluminium- und Stahlproduktion negativ beeinflussen.

Auch in Südafrika spannt sich die Situation am Strommarkt an, denn der steigenden Nachfrage steht eine unzureichende Angebotsausweitung gegenüber. Nun hat der Stromversorger Eskom, der 95% der südafrikanischen Stromproduktion verantwortet, wegen des kalten Wetters die Stromversorgung der Aluminiumschmelzen von BHP Billiton gekappt. Eine der betroffenen Schmelzen hat bereits eine Jahresproduktion von mehr als 700 Tsd. Tonnen. In Südafrika beginnt jetzt der Winter, in dem die Stromnachfrage meist deutlich ansteigt.


Agrarrohstoffe

Der Überschuss am internationalen Kakaomarkt dürfte in dieser Saison höher ausfallen als bisher angenommen. In einem Interview äußerte der Präsident der Internationalen Kakaoorganisation ICCO die Erwartung, das Angebot könne in 2010/11 den Verbrauch um 189 Tsd. Tonnen übersteigen. Bisher war von 119 Tsd. Tonnen die Rede gewesen. Hintergrund der Prognoseänderung ist insbesondere die besser als erwartet ausfallende Ernte im zweitgrößten Produzentenland Ghana, die mit 960.000 Tonnen deutlich über den Ergebnissen der Vorjahre liegen dürfte. Alleine die Haupternte liegt mit gut 900 Tsd. Tonnen um 55% über der Vorjahresmenge.

Das Ghanaische Kakao-Board spricht implizit sogar von insgesamt 980 Tsd. Tonnen. Unklarheit besteht allerdings darüber, ob eine signifikante Menge Kakaobohnen während der Konflikte in der benachbarten Elfenbeinküste nach Ghana geschmuggelt wurden und dort die Anlieferungen möglicherweise nach oben verzerren. Auch für die Elfenbeinküste selbst wird ein Produktionsplus von knapp 5% auf gut 1,3 Mio. Tonnen erwartet. Allerdings lassen die Qualität und Größe der Bohnen zu wünschen übrig.

Nach Angaben der ICCO haben 470 Tsd. Tonnen Kakaobohnen den Exportbann in Lagerhäusern überstanden, von denen 5-10% verdorben sein dürften. Wir erwarten daher, dass die Überschussrevision zwar auf die Preise drücken wird, ein Absturz der Preise in Regionen unterhalb 2.800 USD je Tonne ist unserer Meinung nach in den nächsten Monaten jedoch nicht zu erwarten.

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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