Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Pipelineschließung gibt Ölpreisen Auftrieb

01.06.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben gestern kräftig zugelegen können. Günstige Rahmenbedingungen hierfür lieferten die Dollarschwäche und steigende Aktienmärkte. Brent konnte im Zuge dessen knapp 2% zulegen und handelte am Morgen bei 117 USD je Barrel auf einem 3-Wochenhoch. Der WTI-Preis konnte sogar noch etwas stärker steigen. Die Preisdifferenz zu Brent verringerte sich daraufhin auf weniger als 14 USD je Barrel. Diese Entwicklung dürfte mit der Schließung der Keystone Ölpipeline in den USA zusammenhängen. Diese hat eine Durchleitungskapazität von knapp 600 Tsd. Barrel pro Tag, was ca. 7% der US-Rohölimporte entspricht.

Die Schließung dürfte nach Angaben der Betreiberfirma TransCanada noch für einige Tage andauern. Damit könnte es zu einem beträchtlichen Rückgang der rekordhohen Lagerbestände in Cushing kommen. Die aktuellen Lagerdaten dürften dies allerdings noch nicht zeigen. Das API veröffentlicht die Lagerdaten heute Abend nach Handelsschluss, das US-Energieministerium morgen Nachmittag. Erwartet wird ein Rückgang der Rohöllagerbestände um 1,5 Mio. Barrel, was vor allem auf eine gestiegene Raffinerieauslastung zurückzuführen sein dürfte.

Im Gegenzug sollen aber die Benzinvorräte aber um 1,1 Mio. Barrel steigen. Wir erachten das weitere Aufwärtspotenzial der Ölpreise im Vorfeld der OPEC-Sitzung in der nächsten Woche als begrenzt. Denn bei einem weiteren Preisanstieg nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass die OPEC die Förderquoten anhebt. Industriekreisen zufolge soll Saudi-Arabien die Ölproduktion im Juni auch ohne offiziellen Beschluss um 500 Tsd. Barrel pro Tag anheben, um der stärkeren Nachfrage aus Asien zu entsprechen.


Edelmetalle

Gold verliert heute Morgen knapp 6 USD nach Handelsbeginn und handelt aktuell bei 1532 USD je Feinunze. Spekulationen um eine baldige, wohlgemerkt vorläufige, Lösung der Griechenland-Schuldenprobleme, führen zu einem Anstieg der Risikobereitschaft und reduzieren den Bedarf am „sicheren Hafen“ Gold. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, hat deshalb für gestern die stärksten Abflüsse seit drei Wochen in Höhe 2,43 Tonnen gemeldet. Allerdings dürfte die physische Nachfrage nach Gold hoch bleiben. In Indien begann die Monsunzeit etwas eher als erwartet. Der Regen erhöht die Hoffnung auf eine gute Ernte und damit auch steigende Einkommen für die 600 Mio. in der Landwirtschaft beschäftigten Inder. Allein auf diesen Teil der indischen Bevölkerung entfallen gemäß den Daten des World Gold Councils 16% der gesamten weltweiten Goldnachfrage.

Auch die physische Nachfrage nach Silber bleibt sehr hoch. Die US-Münzanstalt gab bekannt, dass im Mai über 3,63 Millionen Unzen in Silbermünzen verkauft wurden, der größte Wert für Mai seit Beginn der Aufzeichnung im Jahr 1986. Damit sind die gesamten Verkäufe der ersten vier Monate auf rund 18,9 Mio. Unzen gestiegen, was auch einen Rekordwert darstellt. Zwar bleiben wir langfristig zu Silber positiv gestimmt, können uns jedoch nach der massiven Übertreibung im April im Sommer eine weitere Preiskorrektur vorstellen.

Open in new window


Industriemetalle

Der chinesische Einkaufsmanagerindex fiel mit 52 Punkten im Mai zwar höher aus als erwartet, markierte jedoch den tiefsten Stand seit September 2010. Dies drückt die Preise ebenso wie die etwas eingetrübte Stimmung an den Aktienmärkten. Auch der schwache US-Dollar kann die Korrektur nicht aufhalten, weil seine Schwäche größtenteils der Schwäche der Wirtschaft der USA geschuldet ist, dem nach China zweitwichtigsten Metallverbraucher der Welt. Auch der Anstieg der LME-Kupferlagerbestände auf den höchsten Stand seit knapp einem Jahr belastet die Stimmung. Besonders überrascht, dass die Kupferbestände in den LME-Lagerhäusern in der USA zurzeit so niedrig sind wie zuletzt im November 2009, während sie in Asien steigen.

So sind die Lagerbestände in Singapur auf den höchsten Stand seit 2006 gestiegen und die in Südkorea liegen mit 136,6 Tsd. Tonnen nur rund 3% unter dem Allzeithoch. Diese Daten sind deshalb so wichtig, weil keine Lagerbestandsdaten für China außerhalb der SHFE-Lagerhäuser verfügbar sind. Man misst den asiatischen LME-Lagerdaten deshalb eine große Bedeutung bei, da diese womöglich die Handelsflüsse nach und von China aufzeigen. Wir gehen dennoch weiterhin davon aus, dass die Tendenz rückläufiger chinesischer Netto-Importe von Kupfer bald enden wird. Dafür sprechen vor allem die massiven Abflüsse der SHFE-Lagerbestände und der im Vergleich zur LME kleinere Preisrückgang bei Kupfer an der SHFE, was eine Arbitrage zwischen den beiden Handelsplätzen LME und SHFE attraktiv macht.


Agrarrohstoffe

Der Juli-Kontrakt für Baumwolle hat sich nach seinem Rückgang auf 145 US-Cents je Pfund Mitte Mai wieder auf gut 160 US-Cents je Pfund erholt. Preisstützend wirkt die anhaltende Trockenheit in wichtigen US-Anbaugebieten wie Texas. Noch allerdings hinkt die Aussaat laut USDA-Erntefortschrittsbericht nur geringfügig hinter dem 5-Jahres-Durchschnitt hinterher. Auf der Nachfrageseite war China - der größte Importeur - in den letzten Wochen weniger aktiv gewesen, was die Preise zwischenzeitlich belastete. Dennoch sollten die US-Exporte in der noch laufenden Saison 2010/11, die noch bis Juli dauert, insgesamt das hohe Niveau von über 15 Mio. Ballen (3,38 Mio. Tonnen) erzielen.

In vielen Ländern wurden die Lagerbestände aber bereits deutlich aufgestockt, die nun erst verarbeitet werden müssen. So auch in Indien, weshalb dort morgen über eine Erhöhung der Exportquote entschieden werden soll. Weltweit drücken eine nachlassende Dynamik im Textilsektor sowie die angesichts des hohen Baumwoll-Preisniveaus gestiegene Attraktivität von synthetischen Fasern auf die Nachfrage.

Für die Saison 2011/12 erwartet das International Cotton Advisory Committee ein Produktionsplus von 11% auf 27,6 Mio. Tonnen und einen Überschuss von etwa 2 Mio. Tonnen. In seiner ersten Prognose für 2011/12 erwartet auch das USDA nach einer Reihe an Defizitjahren einen Überschuss von gut 1 Mio. Tonnen. Entsprechend notiert der Dezember-Kontrakt mit 135 US-Cents nochmals deutlich niedriger als der Juli-Kontrakt.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

Open in new window


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"