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Dollarschwäche vs. Wirtschaftsschwäche

06.06.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis notiert am Morgen bei 115 USD je Barrel. WTI wird bei knapp 100 USD gehandelt. Die enttäuschenden US-Arbeitsmarktzahlen konnten die Preise nur kurzzeitig belasten. Die schwachen US-Zahlen dürften jedoch den Druck auf die OPEC erhöhen, die Förderquoten bei ihrem Treffen in Wien an diesem Mittwoch anzuheben. Die Internationale Energieagentur hat die OPEC am Freitag nochmals dazu gedrängt, die Ölproduktion anzuheben. Die OPEC selbst ist in dieser Frage gespalten. Die Debatte um eine mögliche Anhebung der Förderquoten dürfte die Ölpreise im Vorfeld der OPEC-Sitzung belasten.

Auch die spekulativen Finanzanleger scheinen die Möglichkeit einer Anhebung der Förderquoten stärker ins Kalkül zu ziehen. Die Netto-Long-Positionen bei Rohöl sind in der Woche zum 31. Mai um 7,1 Tsd. Kontrakte zurückgegangen. Sie liegen aktuell mit 205.827 Kontrakten auf den niedrigsten Stand seit 3 ½ Monaten. Die Keystone-Ölpipeline in den USA mit einer täglichen Durchleitungskapazität von knapp 600 Tsd. Barrel hat gestern den Betrieb wieder aufgenommen. Die einwöchige Schließung dürfte sich in niedrigeren Importen widerspiegeln und sich somit dämpfend auf die Lagerbestände insbesondere in Cushing niederschlagen, wohin die betreffende Pipeline führt.

Neben der OPEC-Sitzung und den Lagerdaten werden in dieser Woche die monatlichen Ölmarktberichte von EIA, IEA und OPEC veröffentlicht. Den Anfang macht morgen die US-Energiebehörde EIA. Die Netto-Long-Positionen bei Erdgas wurden in der vergangenen Woche um 53,6 Tsd. auf 36.738 Kontrakte zurückgeführt, den niedrigsten Stand seit Oktober 2007. Angesichts dessen fiel der Preisanstieg moderat aus. Zudem fehlt nun ein wichtiges Argument für einen weiter steigenden Erdgaspreis.

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Edelmetalle

Die schwachen US-Konjunkturdaten der letzten Woche schüren Erwartungen, dass die US-Notenbank Fed die Leitzinsen noch länger auf dem aktuell sehr niedrigen Niveau beibehalten könnte, wodurch die Opportunitätskosten bei den Edelmetallen niedrig bleiben. Neben diesem positiven Effekt unterstützt der schwache US-Dollar, der im Zuge der US-Konjunkturdaten deutlich nachgab. Das Umfeld für Edelmetalle allgemein bleibt somit positiv. Auch die spekulativen Finanzinvestoren zeigen sich optimistisch und haben ihre Netto-Long-Positionen bei Gold in der Woche zum 31. Mai die zweite Woche in Folge auf 187,3 Tsd. Kontrakte und damit ein 4-Wochenhoch ausgebaut. Bei Silber wurden ebenfalls die Wetten auf steigende Preise erhöht, allerdings stehen dem Abflüsse aus den Silber-ETFs gegenüber.

Analog zu Platin und Palladium wurde vor wenigen Tagen nun auch bei Rhodium ein erster physisch hinterlegter ETF aufgelegt. Dieser könnte den sehr illiquiden Rhodiummarkt kräftig durcheinander wirbeln, sollte der ETF auf reges Anlegerinteresse stoßen. Laut Daten von Johnson Matthey betrug die globale Gesamtnachfrage von Rhodium im letzten Jahr 873 Tsd. Unzen, wovon 83% auf die Automobilindustrie (Katalysatoren) entfielen. Der Angebotsüberschuss am Rhodiummarkt hat sich bereits im letzten Jahr mehr als halbiert und könnte durch den ETF weiter reduziert werden.


Industriemetalle

Die Metallpreise starten freundlich in die neue Handelswoche und widersetzen sich damit schwachen asiatischen Aktienmärkten. Allerdings sind die chinesischen Börsen heute aufgrund des Drachenbootfestivals geschlossen, so dass wesentliche Impulse aus dieser Region fehlen und das Handelsvolumen ausgedünnt ist. Preisunterstützende Auswirkungen dürfte noch der US-Dollar geben, der am Freitag im Zuge schwacher US-Konjunkturdaten deutlich nachgab.

Zink beispielsweise steigt auf über 2.300 USD je Tonne und damit den höchsten Stand seit mehr als einem Monat. Kupfer verteuert sich auf rund 9.200 USD je Tonne. Das rote Metall profitiert zudem von Nachrichten, wonach in der viertgrößten Kupfermine in Chile, El Teniente, 11.000 Zeitarbeiter streiken. Der Streik begann bereits vorletzte Woche, hat sich nun jedoch verschärft und ist in gewalttätigen Aktionen eskaliert. Die Mine hat eine jährliche Produktionskapazität von gut 400 Tsd. Tonnen und steht damit für rund 3% der weltweiten Minenproduktion.

Gemäß Angaben des Minenbetreibers kann die Mine aktuell nur zu 40% betrieben werden, was zugleich zu Sorgen führt, dass das ohnehin schon angespannte Angebot auf dem Weltmarkt weiter eingeschränkt wird. Gemäß Angaben der CFTC haben die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer in der Woche zum 31. Mai ihre Netto-Long-Positionen mehr als verdoppelt. Mit 7,3 Tsd. Kontrakten befinden sie sich aber nach wie vor auf einem niedrigen Niveau.


Agrarrohstoffe

Mais hat am Freitag auf 7,54 USD je Scheffel nachgegeben. Nachfrageseitig wurden die schwächsten Exportzahlen seit drei Wochen zum Anlass genommen, skeptischer bezüglicher Nachfrageentwicklung zu sein. Gleichzeitig scheint sich auf der Angebotsseite die Aussaatverzögerung angesichts trockeneren Wetters in den östlichen Teilen des Mittleren Westens immer mehr aufzulösen. Dies dürfte sich auch im neuen USDA-Erntefortschrittsbericht heute Abend niederschlagen.

Die spekulativen Netto-Long-Positionen sind in der Woche zum 31. Mai um 16,3 Tsd. auf 346.608 Kontrakte gestiegen. Das ist das höchste Niveau seit Ende April. Angesichts dessen besteht seitens der Finanzanleger weiteres Korrekturpotenzial. Gleichzeitig spricht die beschleunigte Aussaat von Mais dagegen, dass noch eine größere Fläche auf Sojabohnen umgewidmet wird, was die Notierungen für die Ölsaat leicht steigen ließ.

Der Zuckerhändler Czarnikow hat eine sehr optimistische Prognose für die Zuckerproduktion in der kommenden Saison vorgelegt. Das hohe Preisniveau sollte seiner Ansicht nach dazu führen, dass die weltweite Fläche für Zuckerrohr und -rüben ausgedehnt und eine Rekordmenge von 182 Mio. Tonnen Zucker produziert wird. Dies dürfte die Nachfrage um mehr als 10 Mio. Tonnen übersteigen. Eine nennenswerte Aufstockung der abgeschmolzenen Bestände ist daher in Sicht, zumal auch die Internationale Zuckerorganisation einen – wenn auch mit 4 Mio. Tonnen geringeren - Überschuss erwartet. Dies spricht für langfristig niedrigere Zuckerpreise.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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