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Stabilisierung am Finanzmarkt nimmt zu!

28.02.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.40 Uhr) bei 1.3145, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3058 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 92.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.40, während EUR-CHF bei 1.2220 oszilliert.

Italien kommt nicht weiter. Die Regierungsbildung stockt. Der Preis für Italiens politische Extratour der Protestwahl nimmt zu. Jeder Tag, der ohne Sinn stiftenden Kompromiss vergeht, liefert einen Substanzverlust für Italien.

Schon einmal hat die politische Klasse vollständig in Italien versagt und musste auf Herrn Monti zurückgreifen, um Zukunft für Italien durch Strukturreformen zu gewinnen.

Diese Lehre aus der politischen Impotenz scheint bei einigen verantwortlichen Damen und Herren in Italien nicht zu ziehen. Muss der Preis für die italienische Gesellschaft wieder auf ein Niveau steigen wie vor der Berufung Montis und dem damit einhergehenden Eingeständnis dramatischer politischer Impotenz? Genau das wünschen wir Italien und seinen Bürgern nicht!

Herr Draghi hat Klartext geredet. Mario Draghi willan der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank festhalten. Die Geldpolitik bleibe akkomodativ ausgerichtet. Inflationsrisiken seien derzeit nicht erkennbar. Die EZB werde an dem Ziel der Preisstabilität festhalten, auch wenn andere Länder für Inflation sorgen würden. Letzter Satz ist von hoher Bedeutung, weil er den Unterschied zu Federal Reserve, Bank of England undBank of Japan unterstreicht, der leider im Diskurs über die Politik der EZB in den Medien vielzu kurz kommt.

Die weiteren Einlassungen, dass der Abschied von sogenannten unkonventionellen Maßnahmen sich womöglich von selbst ergebe, ist nachvollziehbar. Die wirtschaftliche Erholung der Euro-Zone lasse die Bilanzsumme der EZB schrumpfen, womöglichin so einem Umfang, dass die Zentralbank nicht eigens eingreifen müsse. Genau diese Chance ist gegeben und in Anfängen zu bestaunen.

Die Erholung in der Eurozone käme allerdings nur langsam voran, ein Aufschwung sei ab dem zweiten Halbjahr 2013 zu erwarten. Das entspricht Inhalten unserer Jahresprognose.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zeichnete gestern ein optimistisches Bild der deutschen Konjunkturaussichten. O-Ton: "Jetzt stehen alle Signale so, dass wir doch mit einem Aufschwung auf breiter Front in Deutschland rechnen können", sagte der CDU-Politiker. Das gilt natürlich nur für den fall, dass Italien nicht vollständig verunfallt. In der Tat sind die Indikatoren für die Eurozone und damit für die Weltwirtschaft und Deutschland ermutigend.

Der viel beachtete "Economic Sentiment Index“ der Eurozone verzeichnete per Berichtsmonat Februar einen unerwartet starken Anstieg von zuvor 89,5(revidiert von 89,2) auf 91,1 Punkte. Die Prognose lag bei lediglich 89,8 Zählern.

Der Index markierte damit den höchsten Wert seit Mai 2012. Das Indexniveau darf als Katalysator für Zuversicht, jedoch nicht für Euphorie interpretiert werden.

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Von Seiten der Kreditnachfrage und der Geldmenge kommen eher irritierende Datensätze. Die Kreditvergabe an den Privatsektor sank im Jahresvergleich um -0,9%. Die Prognose lag bei -0,6%. An diesem Datensatz wird deutlich, dass sich die Befindlichkeit der Wirtschaftssubjekte (siehe Economic Sentiment) ändert. Daraus resultiert jedoch bisher keine nachhaltig veränderte wirtschaftliche Aktivität. Nach dem Handbuch der Ökonomie ergeben sich Zeitversetzungen zwischen 6-12 Monaten (abhängig von Form und Größe der Vorhaben). Ergo sind realwirtschaftliche Auswirkungen des abnehmenden politischen Risikos eines Zerfalls der Eurozone (09/2012) ab 2. Quartal 2013 realistisch.

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Die Geldmenge M-3 der Eurozone legte im Jahresvergleich um 3,5% zu. Hier ist eine geringfügige Belebung erkennbar, die jedoch nicht als Ausdruck einer breit angelegten Erholung interpretiert werden kann.

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Gestern wurde auch der "Conference Board Leading Indicator“ der Eurozone per Januar veröffentlicht. Auch hier zeigt sich eine merklicheErholung. Der Index legte von 105,2 auf 106,2 Punkte zu und erreichte das höchste Niveau seit März 2012.

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Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter sanken per Januar stärker als erwartet um -5,2% nach zuvor +3,7% im Monatsvergleich. Hinter dem Rückgang steht die Volatilität der Bestellungen des Transportsektors (Flugzeuge). Anhängige Hausverkäufe verzeichneten dagegen einen nachhaltigen Anstieg um 4,5% im Monatsvergleich. Der Index markierte das höchste Niveau seit April 2010.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.2950 - 1.3450 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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