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OPEC-Sitzung und EIA-Bericht im Blickpunkt

07.06.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Spekulationen auf eine Anhebung der Fördermenge durch die OPEC setzten die Ölpreise gestern unter Abgabedruck. Der Brentölpreis ist am Morgen zeitweilig unter die Marke von 114 USD je Barrel gefallen. WTI handelte unterhalb der Marke von 99 USD je Barrel. Saudi-Arabien soll sich im Vorfeld des morgigen OPEC-Treffens für eine Anhebung der Förderquoten einsetzen. Da Saudi-Arabien das einzige OPEC-Land ist, welches über nennenswerte freie Kapazitäten verfügt, kommt ihm eine ausschlaggebende Bedeutung zu. Doch auch unabhängig davon hat Saudi-Arabien seine Bereitschaft gezeigt, die Ölproduktion bei Bedarf auszuweiten.

Im Mai wurde die Fördermenge bereits um 200 Tsd. Barrel pro Tag angehoben. Im Juni soll sie Medienberichten zufolge nochmals um 200 bis 300 Tsd. Barrel pro Tag steigen. Wenn die OPEC also die offiziellen Fördermengen anheben sollte, hätte dies nur einen symbolischen Charakter und würde nichts an der tatsächlichen Förderpolitik ändern. Gleichwohl könnte der Ölpreis aus psychologischen Gründen kurzzeitig unter Druck geraten. Dafür könnte auch der heute Abend von der US-Energiebehörde EIA zu veröffentlichende monatliche Ölmarktbericht sorgen. Derzeit erwartet die EIA einen Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um 1,4 Mio. Barrel pro Tag.

Im vergangenen Monat hatte die EIA die Schätzung für die weltweite Ölnachfrage bereits leicht nach unten revidiert. Angesichts der hohen Benzinpreise und der zuletzt schwächeren Konjunkturdaten käme eine nochmalige Abwärtsrevision nicht überraschend. Dadurch würde sich die Kluft zwischen den beiden OPEC-Lagern weiter vergrößern. Die Gegner einer Quotenanhebung dürften auf die geringere Notwendigkeit einer Angebotsausweitung verweisen, die Anhänger auf das zu hohe Preisniveau als Grund für die schwächere Nachfrage.

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Edelmetalle

Gold bleibt im aktuellen Marktumfeld im Aufwind und stieg gestern zwischenzeitlich auf über 1.550 USD je Feinunze. Dies entspricht einem 5-Wochenhoch. Auch gegenüber anderen Währungen wie z.B. dem Euro und Britischen Pfund konnte Gold gestern zulegen. Gerechnet in GBP markierte der Goldpreis bei rund 950 GBP je Feinunze ein Allzeithoch. Offenbar entziehen Marktteilnehmer den herkömmlichen Währungen nach den anhaltenden Debatten über Umschuldungen im Euroraum, Staatsschulden und schwachen Konjunkturdaten das Vertrauen und suchen stattdessen Zuflucht in Gold als alternativer Währung und wertstabiler Anlage.

Die Liberalisierung des Goldmarktes im Speziellen und der Edelmetallmärkte im Allgemeinen in China setzt sich fort. Die nationale Finanzmarktaufsichtsbehörde hat der China Universal Asset Management Co. die Auflage eines Fonds genehmigt, der in ausländische, physisch hinterlegte ETFs auf Edelmetalle investieren darf. Die Behörde reagiert damit auf die enorme Nachfrage nach Investments im Edelmetallbereich in China. Bereits im Januar hatte sie die Auflage des Lion Global Gold Fund genehmigt, der ausschließlich in physisch hinterlegte Gold-ETFs investiert. Dieser Fonds hat innerhalb weniger Monate umgerechnet 1 Mrd. USD Anlegergelder eingesammelt, was das hohe Potenzial solcher Produkte in China unterstreicht.


Industriemetalle

Die Metallpreise stehen im Spannungsfeld zwischen schwachen Konjunkturdaten, die in der letzten Woche veröffentlicht wurden und immer noch nachwirken, sowie dem schwächeren US-Dollar. Während die Konjunkturdaten zu einer höheren Risikoaversion unter den Marktteilnehmern führen, was sich auch in nachgebenden Aktienmärkten widerspiegelt, unterstützt der US-Dollar die Preise. Unter dem Strich zeigen sich die Metalle daher im Vergleich zum Vortag weitgehend unverändert. In der aktuellen dünnen Nachrichtenlage dürften die Preise zunächst auch weiterhin von externen Faktoren bestimmt werden. Erst mit der Veröffentlichung chinesischer Importdaten am Freitag dürften wieder metallspezifische Daten in den Fokus der Marktteilnehmer rücken.

Vale, der weltweit zweitgrößte Nickelproduzent, hat den kommerziellen Produktionsstart seiner neuen Nickelmine Goro in Neukaledonien auf das erste Quartal 2012 terminiert. Die Mine samt der dazugehörigen Raffinerie sollte bereits Ende letzten Jahres in Betrieb genommen werden. Aufgrund technischer Schwierigkeiten musste der Starttermin verschoben werden. Die volle Produktionskapazität von 60 Tsd. Tonnen p.a. soll 2013 erreicht werden. Dies entspricht rund 4% der weltweiten Nickelproduktion. Goro und andere neue Minenprojekte dürften dazu beitragen, dass sich mittelfristig am Nickelmarkt ein hoher Angebotsüberschuss aufbaut.


Agrarrohstoffe

Der Kakaopreis ist Ende vergangener Woche auf ein 5-Monatstief von 2.850 USD je Tonne gefallen, nachdem die Internationale Kakaoorganisation ICCO ihre Überschussprognose für die laufende Saison 2010/11 nun auch offiziell auf 187.000 Tonnen angehoben hatte. Im jüngst erschienenen Quartalsbericht erwartet sie einen Anstieg bei der Produktion von 11% auf einen Rekordwert von 4,025 Mio. Tonnen. Die ICCO weist insbesondere auf die hohe Produktionssteigerung in Ghana hin, wo gute Witterungsbedingungen, neue Plantagen und gesteigerter Düngemitteleinsatz die Produktion gegenüber dem Vorjahr bisher um mehr als 50% erhöhten.

Während die Haupternte in der Elfenbeinküste gut verlief, bleiben noch Unsicherheiten für die derzeitige Zwischenernte, die sich aus den (Nach-)Wirkungen der monatelangen politischen Unruhen ergeben. Die Vermahlung soll dagegen "nur" um 3,1% auf 3,8 Mio. Tonnen steigen. Die Lagerbestände dürften sich im Verhältnis zum Verbrauch um gut fünf Prozentpunkte auf 48% erholen. Die Marktsituation bei Kakao ist derzeit im Gegensatz zu anderen Agrrarohstoffen nicht angespannt, was gegen eine baldige Preiserholung spricht. Damit rechnen offensichtlich auch die Finanzanleger nicht mehr. Die Netto-Long-Positionen fielen in der vergangenen Woche auf gut 2 Tsd. Kontrakte und damit den niedrigsten Stand seit 5 ½ Monaten.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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