Und täglich grüßt das Murmeltier: US-Double-Dip 2011?
10.06.2011 | Carsten Klude
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Zudem steckt auch der Immobilienmarkt weiter in der Krise. Zwar ist der Anteil der privaten Wohnungsbauinvestitionen am gesamten BIP von mehr als 6% im Jahr 2006 auf zuletzt gut 2% zurückgegangen, so dass die direkten Auswirkungen eines schwachen Immobilienmarktes auf die gesamte Volkswirtschaft gering sind. Bedenklich ist jedoch, dass die Immobilienpreise weiter sinken. Nachdem es von Ende 2009 bis Anfang 2010 aufgrund steuerlicher Anreize eine kleine Gegenbewegung gab, befinden sich die Preise seit dem Sommer 2010 wieder im Sinkflug. Der S&P/Case-Shiller-Immobilienpreisindex für die 20 größten US-Städte liegt mittlerweile auf einem geringeren Niveau als zum Höhepunkt der Finanzkrise im Frühjahr 2009. Wenn aber die realen Einkommen stagnieren und zusätzlich ein negativer Vermögenseffekt über sinkende Hauspreise und stagnierende Aktienkurse zu beobachten ist, dann muss der private Verbrauch darunter leiden. Denn es besteht ein enger (inverser) Zusammenhang zwischen dem Netto-Vermögen der Privathaushalte und der Ersparnisbildung. Je geringer das Netto-Vermögen, desto höher normalerweise die Sparquote.
Bei dem derzeitigen Vermögensniveau müsste die Sparquote eher bei 7% oder 8% liegen anstatt bei 5%. Stagnierende Realeinkommen und eine steigende Sparquote sind für eine Volkswirtschaft, in der der Konsum 70% des Bruttoinlandsproduktes ausmacht, aber besonders schwerwiegend.
Ist die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls in die Rezession für die USA somit heute höher als vor Jahresfrist? Vor einem Jahr hielten wir einen neuen wirtschaftlichen Abschwung für sehr unwahrscheinlich. Zum einen sprach die expansive Geld- und Fiskalpolitik gegen eine neue Rezession, zum anderen die Tatsache, dass die Weltwirtschaft damals in einer Phase war, in der sie an Schwung gewann. Aus heutiger Sicht haben sich nun die Vorzeichen bei diesen Punkten geändert. So ist in den USA derzeit ein Streit darüber entbrannt, ob und wie die Staatsausgaben in den nächsten Jahren verringert werden können.
Angesichts der auch in den USA massiv angestiegenen Staatsverschuldung ringen Demokraten und Republikaner um mögliche Kompromisse bei der Gestaltung des Bundeshaushaltes, ohne dass jedoch bislang Ergebnisse auf dem Tisch liegen. Während die Demokraten lieber die Steuern erhöhen würden (vor allem für Gutverdiener), plädieren die Republikaner für Ausgabenkürzungen (vor allem im Gesundheitssektor).
Da die USA ihre Zahlungsfähigkeit nur dank einiger Tricks aufrechterhalten können, tickt die Uhr: Spätestens Anfang August ist die Schuldengrenze von 14,3 Billionen US-Dollar erreicht. Stimmen die Republikaner bis dahin nicht einer Erhöhung der Schuldengrenze zu, droht den USA die Zahlungsunfähigkeit. Bundesbehörden müssten geschlossen werden, Zinszahlungen auf ausstehende US-Treasuries sowie die Ausgabe neuer Staatsanleihen wäre nicht mehr möglich. Erheblich wirtschaftliche Turbulenzen und Verwerfungen dürften die Folge sein, wenngleich wir es für sehr wahrscheinlich halten, dass man sich in letzter Minute doch noch auf eine gemeinsame Linie verständigen wird.