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Erhöht die OPEC die Förderquoten?

08.06.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis handelt am Morgen bei 116 USD je Barrel, nachdem gestern zwischenzeitlich 117,5 USD erreicht wurden. Der schwache US-Dollar steht derzeit einem Preisrückgang entgegen. Heute entscheidet die OPEC über die offiziellen Förderquoten. Es mehren sich zwar die Anzeichen für eine Quotenanhebung, aber offensichtlich verwechseln dabei die Kommentatoren etwas. Denn schon seit vielen Monaten produzieren die OPEC-Länder deutlich mehr als ihnen eigentlich laut den Quoten zusteht.

Im Mai lag die "Überproduktion" der an die Quoten gebundenen Mitglieder bei 1,4 Mio. Barrel täglich. Insofern würde eine Quotenanhebung um diesen Betrag als maximal denkbare Erhöhung lediglich eine Anpassung an die Realität, aber keine Änderung der Förderpolitik bedeuten. Entscheidend wird dabei wie schon so oft die Stellung Saudi Arabiens sein, welches als einziges OPEC-Mitglied derzeit noch über nennenswerte freie Förderkapazitäten verfügt. Saudi-Arabien hat allerdings angekündigt, auch ohne offiziellen Beschluss die Produktion deutlich ausweiten zu wollen. Langfristig würde die OPEC durch eine Quotenanhebung an Glaubwürdigkeit gewinnen. Auch wenn eine Quotenerhöhung lediglich symbolische Bedeutung hätte, könnte sie den Ölpreis kurzfristig belasten, insbesondere angesichts der angeschlagenen Marktstimmung und den schwachen Wirtschaftsdaten aus den USA.

Entgegen den Erwartungen hat die US-Energiebehörde EIA die Nachfrageprognose um 300 Tsd. Barrel pro Tag nach oben revidiert. Sie erwartet nun einen Anstieg der weltweiten Ölnachfrage in diesem Jahr um 1,7 Mio. Barrel pro Tag. Grund hierfür ist ein höherer Ölbedarf in Japan, China und im Nahen Osten zur Stromerzeugung. Die höhere Nachfrage dürfte den Befürwortern einer Quotenanhebung innerhalb der OPEC in die Hände spielen.

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Edelmetalle

Das auf Edelmetalle spezialisierte Research-Institut GFMS geht von einer Fortsetzung des Aufwärtstrends der Edelmetallpreise im weiteren Jahresverlauf aus. Als Hauptgrund nennt GFMS die negativen Realzinsen. So befinden sich beispielsweise die kurzfristigen Realzinsen in den USA seit dem vierten Quartal 2009 im negativen Bereich. Der Fed-Vorsitzende Ben Bernanke deutete gestern in einer Rede an, dass die Zinsen in den USA auch weiterhin auf dem niedrigen Niveau beibehalten werden, da die Erholung der US-Wirtschaft "frustrierend langsam" vonstatten geht.

Palladium verzeichnete gestern mit einem Plus von knapp 3% die beste Preisentwicklung von allen Rohstoffen und überstieg zum ersten Mal seit Mitte April wieder die psychologisch wichtige Marke von 800 USD je Feinunze. Das Edelmetall markierte damit zugleich den höchsten Stand seit gut drei Monaten und hält sich auch heute Morgen über diesem Niveau. Das Überschreiten dieser Marke könnte technisch bedingte Anschlusskäufe nach sich ziehen und den Preis weiter unterstützen. Wir sehen nach wie vor Aufwärtspotenzial für den Palladiumpreis.


Industriemetalle

Der Streik in der viertgrößten chilenischen Kupfermine, El Teniente, setzt sich fort. Gemäß Angaben des Minenbetreibers Codelco gibt es allerdings Fortschritte bei den Verhandlungen mit der Gewerkschaft. Vorerst wird die Mine jedoch weiterhin nur mit 40% Kapazitätsauslastung betrieben, so dass dem Markt aktuell weniger Angebot zur Verfügung steht. Mittelfristig unterstützt werden könnte der Kupferpreis indirekt auch durch den Ausgang der Präsidentenwahlen in Peru am letzten Wochenende.

Der linke Nationalist Ollanta Humala hat dort die Stichwahl gewonnen, was zu Befürchtungen führt, dass Humala ähnlich wie Hugo Chavez in Venezuela und Evo Morales in Bolivien die Minenindustrie nationalisieren oder, wie in seinem Wahlprogramm angekündigt, mit Steuern belasten könnte. Der peruanische Aktienindex ist vorgestern in Reaktion auf das Wahlergebnis um über 10% eingebrochen. Peru ist mit einem Marktanteil von 8% der weltweit zweitgrößte Kupferproduzent.

"Politischer Rückwind" kommt auch aus Indonesien, wo die Regierung Angaben des Energie- und Bergbauministeriums zufolge in Erwägung zieht, im Nachgang der gestiegenen Rohstoffpreise die Lizenzgebühren und Steuern bei den Minengesellschaften zu erhöhen. Dies erhöht die Unsicherheit ausländischer Investoren im südostasiatischen Land. Mit Grasberg ist u.a. in Indonesien die weltweit größte Kupfer-Gold-Mine beheimatet.


Agrarrohstoffe

Im Vorfeld der morgen erscheinenden neuen Angebots- und Nachfrageschätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums haben die Preise für Mais an der Börse in Chicago angezogen. Die USDA-Schätzungen aus dem Mai wurden insgesamt als zu optimistisch angesehen, so dass eine Revision nach unten, insbesondere bei den Lagerbeständen in den USA sowie der prognostizierten US-Produktion in 2011/12 erwartet wird. Während die Aussaat von Mais, die lange wegen zu nasser Witterung verzögert war, aufholt, bleibt die Entwicklung der Pflanzen insgesamt gegenüber dem langjährigen Durchschnitt zurück. Auch der Zustand der Pflanzen ist weniger gut als im Vorjahr, anders als bei Weizen allerdings nicht Besorgnis erregend.

Die Notierungen für Weizen gaben dagegen nach. Die Winterweizenernte in den USA hat früher als normal begonnen, was auf die Preise drückt. Allerdings gibt dies nicht wirklich Anlass zu Optimismus, denn die Hektarerträge enttäuschen und es ist nicht ausgeschlossen, dass die Ernte von Winterweizen so niedrig wie seit fünf Jahren nicht mehr ausfallen könnte. Bei Sommerweizen hinkt die Pflanzenentwicklung gemäß aktueller USDA-Zahlen weiterhin deutlich dem langjährigen Durchschnitt hinterher. Inoffiziell hat auch der International Grains Council seine Schätzungen für das weltweite Angebot an Weizen in der Saison 2011/12 um weitere 4 Mio. Tonnen auf 663 Mio. Tonnen reduziert. Ein erneutes nennenswertes Defizit am Weltweizenmarkt wird immer wahrscheinlicher.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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