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"Die Entwertung gegenüber Gold ist die Inflation"

14.06.2011  |  Redaktion
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Lars Schall : Würden Sie dann auch sagen, dass Krieg und Währungspolitik generell verflochtene Dinge sind oder zumindest sein können?

James Rickards: Es ist keine Frage, dass sie es sein können. Wieder sahen wir dies in den 1930er Jahren, es gab eine lange Art von Währungskrieg, der von den Großmächten von den 1920er Jahren bis zu den 1930er Jahren ausgefochten wurde, was zum Teil mit der Verschuldungssituation nach dem Ersten Weltkrieg zu tun hatte. In Deutschland hattet Ihr massive Reparationen an Frankreich und Großbritannien zu zahlen, viele andere besaßen massive Kriegsschulden, die verwendet wurden, um die Kriegskosten von Großbritannien und Frankreich an die Vereinigten Staaten zu finanzieren, man hatte also eine Welt in Schulden, die ganze Welt befand sich in Schulden zueinander, und das war es, was diese Währungskriege auslöste, diese Ausplünderung-des-Nachbarn-Währungsabwertungen des einen gegen den anderen und schließlich von allen wichtigen Währungen gegenüber Gold, was in Etappen zwischen 1931 und 1936 passierte.

Aber keines der wirtschaftlichen Probleme wurde gelöst, die wirkliche Lösung wäre gewesen, einfach die Schulden vergessen zu haben, doch das geschah erst sehr spät in diesem Prozess und nur in Etappen, und dann, als es geschah, war eine Menge des Schadens in Deutschland mit dem Aufstieg der Nazi-Partei angerichtet, der direkt zum Zweiten Weltkrieg führte. Diese Art von Währungskrieg verwandelte sich also in einen offenen Krieg.

Von daher denke ich, dass man das Potential dieser globalen internationalen wirtschaftlichen Auswirkungen hin zu einem tatsächlich gewaltsamen Krieg nicht unterschätzen kann. Das ist nicht im zweiten Währungskrieg während der 1970er und Anfang der 1980er Jahre geschehen, aber das Potential dafür ist stets gegeben, ja. Zunächst hat man einen Währungskrieg, in dem die Länder ihre Währungen gegeneinander abzuwerten versuchen, aber in der Regel funktioniert das nicht - jeder Vorteil ist nur vorübergehend in dieser Situation. Dann geht man zu Handelskriegen über. Was die Länder nicht durch die Abwertung der Währung erreichen können, das versuchen sie in Form von Zöllen, Kapitalverkehrskontrollen, Embargos, unfairen Handelspraktiken etc. zu tun. Doch das neigt auch zum Scheitern. Es könnte bestimmte Branchen kurzfristig schützen, aber es neigt dazu, den Welthandel und das Wachstum zu reduzieren, und das verursacht noch mehr wirtschaftliche Belastung. Am Ende werden die Länder immer Ausreden für Konflikte finden, die absolut in militärische Konflikte münden können. Das sind Dinge, von denen ich denke, dass sie die Zentralbanker unterschätzen.


Lars Schall : Nachdem Sie nun die "Währungskriege" der Vergangenheit erwähnten, lassen Sie uns den gegenwärtigen unserer Zeit betrachten. Ist nicht die eigentliche Königsschlacht dieses "Währungskriegs" die zwischen Gold und allen Fiat-Währungen, insbesondere dem US-Dollar?

James Rickards: Das ist, wo es enden wird. Ich stimme überein damit, dass dies das Endspiel ist. Man beginnt mit der Abwertung gegeneinander, doch das endet mit einem Misserfolg, und so braucht man etwas, gegen das man abwerten kann - und Gold ist immer der letzte Ausweg, denn Gold ist die eine Sache, die von sich aus nicht entwertet. Zum Beispiel, wenn die USA den Dollar gegen die chinesische Währung abwertet, und dann wertet der Euro gegenüber dem Dollar ab, könnte dadurch den US-Exporten geholfen werden, aber die Abwertung des Dollar könnte durch die Euro-Abwertung verletzt werden, so dass, wie ich gesagt habe, niemand wirklich weiter nach vorne kommt, und dann erhält man nicht die Inflation, die man erhalten möchte. Ein Weg jedoch, wie man stets Inflation hinbekommt, ist die Entwertung gegenüber Gold - oder vielleicht sogar ist die Entwertung gegenüber Gold die Inflation. Jedenfalls ist der Zweck des Ganzen die Verbilligung der Währung, das Helfen von Exporten und die Anhebung der Rohstoffpreise auf breiter Front.

Dies ist natürlich zwei Mal passiert. Im Jahr 1933 hat Präsident Roosevelt den Dollar gegenüber Gold abgewertet, und 1971 hat Richard Nixon dasselbe getan. Ich denke, es wird wieder geschehen. Der Währungskrieg spielt sich für eine Weile ab, aber sie bekommen nicht wirklich das, was sie möchten, und so müssen sie am Ende gegen Gold abwerten. Beispielsweise werden Sie eine Menge an Auf und Ab zwischen dem Euro und dem Dollar sehen, der Zyklus wird sich immerzu wiederholen, vor und zurück, und als Händler können Sie eine Menge Geld mit diesem Schaukeln zwischen dem Euro und dem Dollar machen, aber als Investor spielt es keine wirklich große Rolle. Meine Analogie dafür ist die, dass die Passagiere der Titanic auf ein höheres Deck oder auf ein niedrigeres Deck gehen können, aber sie können nicht alle vom Schiff gehen. Das Rettungsboot, wenn man so will, um diese Metapher weiter zu verfolgen, ist Gold. Das ist die eine Sache, gegenüber der sie alle abwerten können. Ich denke, das ist es, wo das alles enden wird.


Lars Schall : Im Jahr 2009 haben Sie auf Sendung bei CNBC gesagt: "Wenn Sie Gold besitzen, kämpfen Sie gegen jede Zentralbank der Welt." Was hat Sie zu diesem Schluss geführt?

James Rickards: Nun, es existieren circa 160.000 Tonnen Gold, dies wäre das gesamte Gold, das jemals gefördert wurde, sei es nun in Schmuck, Zentralbankreserven, industriellen Anwendungen oder künstlerischen Anwendungen, etc. Das ist ungefähr alles Gold, das je aus den Minen kam. Etwa 30.000 Tonnen Gold davon befinden sich in der Hand von Zentralbanken, das sind nicht ganz 20 Prozent des gesamten Goldes. Sie sind in der Lage, dies zu verwenden, um den Goldpreis zu manipulieren - durch Zentralbankverkäufe, Zentralbankverleihungen oder aber, indem sie es nicht verkaufen, sondern einfach daran festhalten.

Es gibt gute Belege dafür, dass die Zentralbanken all diese verschiedenen Strategien von Zeit zu Zeit verfolgt haben. Als Investor, selbst als ein sehr großer Investor in der Region von Dutzenden oder Hunderten von Millionen, was ziemlich groß ist, oder sogar hoch in die Milliarden im Fall einiger großer Institutionen, sind diese Beträge noch relativ klein verglichen zu den Zentralbank-Goldbeständen. Also sind Sie kurzfristig ein bisschen dem ausgeliefert, was die Zentralbanken zu tun gedenken. Obwohl ich glücklicherweise derzeit sehe, dass die Zentralbanken nicht unzufrieden mit dem steigenden Goldpreis sind.





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