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Eric Sprott: Zentralbanker zocken mit Gold

08.03.2013  |  The Gold Report
Manche Menschen schauen auf den Aktienmarkt und sehen ein wirtschaftliche Erholung. Eric Sprott von Sprott Asset Management und Sprot Money schaut sich unzählige andere Wirtschaftsindikatoren an und sieht, dass sich die Wirtschaft immer noch im Abschwung befindet. Obwohl er vermutet, dass die Goldkurse von den Zentralbanken vorsätzlich niedrig gehalten werden, erzählt er dem Gold Report, dass er mittel- bis langfristig Gold, Platin, Palladium und vor allem Silber favorisiert.


The Gold Report: Der Goldpreis fiel unter 1.600 $ pro Unze, Silber liegt unter 30 $ pro Unze. Sind die Edelmetalle “Negativwetten“: Steigen sie nur, wenn es der Wirtschaft schlecht geht? Und wenn es gut läuft sind sie schwach?

Eric Sprott: Das ist eine interessante Frage, weil ich ja nicht einmal weiß, was "gut laufen" genau zu bedeuten hat. Meiner Ansicht nach entwickeln sich die Dinge aus wirtschaftlicher von schlecht zu noch schlechter, und damit stehe ich nicht allein. Walmart ließ gerade verlauten, der Geschäftsmonat Januar 2013 sei lausig gewesen, und der Start in den Februar so schlimm wie seit Jahren nicht mehr. Apples iPhone-Hersteller Foxconn kündigte gerade einen Einstellungsstopp in China an, weil die iPhone-Produktion sinkt. Die Auftragseingänge für die italienische Industrie sind um 15% gesunken. Man spürt, dass die rezessive Malaise einsetzt.

Schwäche erzeugt Schwäche, und es gibt nur zwei Möglichkeiten, Schwäche zu stoppen. Fiskalpolitik und Geldpolitik.

Nirgendwo gibt es aber noch Spielraum für eine aggressive Fiskalpolitik. Die USA sehen Zwangskürzungen entgegen. Wir hatten gerade erst eine Steuererhöhung von 2%. Der Medizinschrank der Fiskalstimuli ist leer. Auf der geldpolitischen Seite haben wir schon den Nullzins, und wir drucken nonstop Geld.

Jetzt kommt die Zeit der stetigen Verschlechterung des wirtschaftlichen Wohlbefindens, auch wenn die Zentralplaner meinen, das zweite Halbjahr ‘13 werde ganz toll werden. Sie sagen immer, dass es in der zweiten Hälfte prima laufen wird, weil sie wissen, dass es in der ersten nicht so sein wird.


The Gold Report: Welche Indikatoren sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten, um ein reales Bild von den wirtschaftlichen Entwicklungen zu bekommen?

Eric Sprott: Da gibt es viele Indikatoren: Schienenfracht, Absatzzahlen der Automobilindustrie, Einkommensentwicklung, Verbraucherstimmung, um nur einige wenig zu nennen.

Sicher, die meisten Zahlen für die Verbraucherstimmung waren OK, aber viele dieser Zahlen folgen direkt dem Aktienmarkt. Wer wirklich denkt, dass es 70% der Bevölkerung besser geht, muss wohl falsch liegen. 2% mehr Steuern, die vom Arbeitgeber einbehalten werden, dürften drastischere Auswirkungen auf das Ausgabeverhalten der Verbraucher haben, weil viele Kostenblöcke unveränderlich sind und bezahlt werden müssen: Hypothekenraten, Gesundheitsversicherung, Monatsbeiträge fürs Kabelfernsehen, etc. Wenn man 2% der Einkommen wegnimmt, könnte das die Konsumausgaben um 4% bis 5% beeinflussen.

Einen Indikator sollte man sich aber besser nicht anschauen - den Aktienmarkt. Denn der ist Teil jener Finanzmarktstruktur, in dem die Zentralbanker keinesfalls Verwerfungen oder Risse sehen wollen. Es vergeht keine Woche ohne Krise. Vor vier Wochen war es die Banco Monte dei Paschi. Vor drei Wochen musste dann die drittgrößte Bank der Niederlande gerettet werden. Letzte Woche benötigte Peugeot einen Kredit von der Europäischen Zentralbank. Und jetzt haben spanische Bauträger ihren Bankrott erklärt.


The Gold Report: Das bringt uns wieder zur ersten Frage: Wenn es keine wirtschaftliche Erholung gibt und die Wirtschaft dahindümpelt, warum fielen dann Gold und Silber letzte Woche?

Eric Sprott: Das wird jetzt wie eine Verschwörungstheorie klingen, aber an den Gold- und Silbermärkten passieren eigenartige Dinge.

So wurde beispielsweise am 19.Februar fast die gesamte Jahresangebotsmenge an Gold an der COMEX gehandelt - innerhalb eines Tages. Silber wurde im selben Umfang an der Terminbörse gehandelt. Sie und ich wissen aber: Wer so viel Metall verkauft, kann dieses gar nicht liefern, weil es einfach nicht verfügbar ist. Aber irgendjemand da draußen haut die Kontrakte auf den Tisch und hält die Kurse niedrig.

Meine Hypothese lautet: Die Zentralbanker wissen, dass ihre Politik der Geldschöpfung an Unverantwortlichkeit nicht zu überbieten ist; sie drücken also die Gold- und Silberkurse, um ihre Unverantwortlichkeit zu verbergen. Wenn viel Geld gedruckt wird, geht man doch zuerst davon aus, dass auch die Gold- und Silberkurse steigen würden. Würde der Goldpreis auf 2.000 $ pro Unze steigen, würde wohlmöglich auch der Ölpreis ein neues Hoch erreichen und auch die Agrarrohstoffe würden anziehen. Dann hätten wir plötzlich ein enormes Inflationsproblem.




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