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Vertrauensabstimmung gibt Preisen kaum Auftrieb

22.06.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis steigt am Morgen geringfügig auf 111 USD je Barrel. Der WTI-Preis handelt nach der Kontraktumstellung bei 93,5 USD je Barrel. Die Ölpreise können somit kaum vom positiven Ausgang der Vertrauensabstimmung im griechischen Parlament profitieren. Zum einen war das Ergebnis im Vorfeld erwartet worden und stellte daher keine Überraschung mehr dar. Zum anderen steht mit der Abstimmung über die Sparmaßnahmen am 28. Juni das wichtigere Votum erst noch bevor. Die griechische Schuldenkrise bleibt damit ein unterschwellig belastender Faktor für die Ölpreisentwicklung.

Heute richtet sich der Fokus auf die Sitzung der US-Notenbank. Die wahrscheinliche Abwärtsrevision der Konjunktureinschätzung könnte die Ölpreise belasten. Da gleichzeitig an der ultralockeren Geldpolitik festgehalten werden dürfte, sollte sich der negative Einfluss auf die Ölpreise allerdings in Grenzen halten. Wir rechnen daher nicht mit einem Preisrückgang unter die Marke von 110 USD je Barrel. Dafür sprechen auch die anhaltenden Produktionsprobleme in der Nordsee, wodurch es zu weiteren Lieferverzögerungen von Forties-Öl kommen soll. Dieses wird als Benchmark für die Preisfindung von Brentöl herangezogen.

Die API-Lagerdaten zeigten einen geringer als erwarteten Rückgang der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 81 Tsd. Barrel. Die Rohölvorräte in Cushing stiegen dagegen um 857 Tsd. Barrel. Dies steht im Widerspruch zum kräftigen Anstieg der Rohölverarbeitung durch die Raffinerien. Dass die Lagerbestände von Benzin und Destillaten dennoch zurückgingen, deutet auf eine gestiegene Nachfrage hin. Der Lagerbericht des API sieht daher besser aus als auf den ersten Blick vermutet. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten am Nachmittag.


Edelmetalle

Der Goldpreis steigt am Morgen auf ein 2-Wochenhoch von über 1.550 USD je Feinunze. Dem griechischen Ministerpräsidenten Papandreou wurde in der Nacht vom Parlament zwar das Vertrauen ausgesprochen. Die wichtigere Entscheidung steht allerdings noch bevor: In der nächsten Woche beraten die Parlamentarier in Athen über die unbeliebten und neuen geplanten Sparmaßnahmen, die Voraussetzung für weitere Hilfszahlungen sind. Eine Zustimmung gilt als nicht sicher. Die Unsicherheit an den Märkten dürfte daher weiter fortbestehen. Heute Abend gibt die US-Notenbank Fed ihre Zinsentscheidung bekannt. Die Leitzinsen dürften auf dem aktuell sehr niedrigen Niveau beibehalten und die ultralockere Geldpolitik fortgeführt werden. Gold sollte daher gut unterstützt sein.

Silbermünzen bleiben aktuell stark gefragt. Wie die australische Münzprägeanstalt Perth Mint mitteilte, hat sie bislang im Geschäftsjahr 2010/11 (Juli bis Juni) 10,7 Mio. 1-Unzen-Silbermünzen verkauft. Dies sind 66% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum und zehnmal mehr als noch vor fünf Jahren. Die US-Münzprägeanstalt U.S. Mint hatte für Mai auf Monatsbasis ebenfalls schon einen Rekordabsatz berichtet.


Industriemetalle

Die chinesische Zollbehörde hat gestern die endgültigen Import- und Exportdaten für Mai vorgelegt und dabei die vorläufigen Daten von Anfang des Monats bestätigt. Bei Kupfer fielen die Importe auf den niedrigsten Stand seit November 2008. Dies ist zum einen auf den verstärkten Abbau lokaler Lagerbestände und zum anderen auf unattraktive Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai zurückzuführen. Das staatliche Research-Institut Antaike schätzt, dass die chinesischen Kupfereinfuhren im Gesamtjahr mit 2 Mio. Tonnen rund ein Drittel unter dem Vorjahr liegen könnten. Die Daten sollten jedoch nicht überbewertet werden.

Nach dem starken Abbau der Lagerbestände - die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der Börse Shanghai wurden in den letzten drei Monaten halbiert - dürfte der Importbedarf Chinas in den nächsten Monaten wieder zunehmen.

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Im Falle von Aluminium entwickelt sich das Land aufgrund der rekordhohen inländischen Produktion wieder zu einem Netto-Exporteur. Die Einfuhren von Nickelerzen und -konzentrat sind dagegen im Mai auf ein Allzeithoch gestiegen. Dieses Material wird aktuell verstärkt zu sog. Nickel pig iron verarbeitet, einem Substitut von raffiniertem Nickel. Die massive Ausweitung der Nickel pig iron-Produktion dürfte dazu beitragen, dass der globale Nickelmarkt bereits in diesem Jahr wieder ausgeglichen ist und in den kommenden zwei Jahren einen Überschuss aufweisen wird.


Agrarrohstoffe

Seit Wochen belasten skeptischere Einschätzungen der Nachfrage v.a. aus China und die Erwartung eines starken Produktionsanstiegs mit der Folge eines Marktüberschusses im Jahr 2011/12 die Preise für Baumwolle. Diese haben sich seit Anfang Mai in einem Korridor zwischen 145 und 160 US-Cents je Pfund eingerichtet. In den letzten drei Tagen zogen die Notierungen an, da befürchtet wird, die Trockenheit in Texas, dem Hauptanbaugebiet der USA, könnte sich noch länger hinziehen. Von Oktober 2011 bis Mai 2011 war es dort so trocken wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen vor über 100 Jahren.

Tatsächlich bewertet das USDA 54% der Baumwollpflanzen in Texas in ihrem Zustand als schlecht oder sehr schlecht. Auch für die US-Anbaugebiete insgesamt liegt der Anteil mit 39% hoch, und das nicht nur, wenn man es mit dem Vorjahr vergleicht: Damals fielen nur 5% der Pflanzen in diese Kategorien. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass das USDA in seiner nächsten Angebotsschätzung die US-Produktion nochmals nach unten korrigieren muss. Bereits zuletzt wurde die Produktion um 1 Mio. Ballen auf 17 Mio. Ballen (3,7 Mio. Tonnen) nach unten genommen.

Trotz eines Anstiegs der Anbaufläche um 14,5% würde die US-Baumwollernte damit 6% unter der des Vorjahres liegen. Auch die Exporte des größten Anbieters - ein Drittel der weltweiten Exporte stammen aus den USA - werden in der Saison 2011/12 nur noch bei 2,8 Mio. Tonnen gesehen (13 Mio. Ballen), während im Vorjahr 3,3 Mio. Tonnen ausgeführt wurden.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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