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Talfahrt: Aktienmärkte, Finanzwerte, EM-Aktien, Öl, Silber; und Gold?

28.06.2011  |  Clive Maund
- Seite 4 -
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Noch beunruhigender ist, dass sich scheinbar ein größerer Dome im 4-Jahre-HUI-Chart ausgebildet hat, was den Index ebenfalls belastet und ihn allem Anschein nach auf tiefere Stände zwingen wird. 485 - 490 ist das Schlüsselniveau - wenn es scheitert, geht es runter.

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Zum Ende wollen wir erneut kurz zusammenfassen, warum eine hyperinflationäre Depression überhaupt nicht mehr abzuwenden ist. Der Umkehrpunkt hinsichtlich einer Korrektur der globalen Schuldenprobleme wurde schon vor langer Zeit überschritten (point of no return); jeder erstgemeinte Versuch, jetzt noch zu korrigieren, würde zum unmittelbaren Einbruch und in der Folge zu einer schweren Depression führen - mit unvorhersehbaren politischen und sozialen Konsequenzen.

Dieser Einbruch ist jetzt unabwendbar, und je länger er aufgeschoben wird, desto schlimmer wird er werden. Dieser Kollaps wird zu solcher Anarchie und solchem Chaos führen, dass die Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik damit einfach nicht mehr zurechtkommen würden. Es wird also folgendes Spiel gespielt: Den Einbruch so lange wie möglich hinausschieben: "to kick the can down the road" - eine Redewendung, die man jetzt in unzähligen Artikeln finden kann. Die angewandten Methoden: Geld in immer größeren Mengen drucken, um das ächzende System zusammenzuhalten, und die Zinssätze so lange wie möglich auf fast Null stampfen. Das künstliche Drücken der Zinssätze hat eine ganze Reihe unerwünschter Konsequenzen, dazu zählt u. a. einerseits die Fehlverteilung von Kapital hin zu wuchernder, hoch gehebelter Spekulation (die auch den jüngsten Rohstoffboom anheizte) und ein mächtiger negativer Anreiz bezüglich Sparen und Kapitalbildung andererseits.

Gerne wird argumentiert, das Gelddrucken in Richtung Hyperinflation und die anhaltende Nullzinspolitik würden für kontinuierlich steigende Märkte sorgen, weil es immer mehr Geld zum Spielen gäbe - auch wenn dieses immer wertloser würde; doch schon jetzt lässt sich in den USA beobachten, das damit das eigentlich Unmögliche und Vergebliche versucht wird.

Trotz der Billionen Dollars, die in den letzten Jahren hergestellt wurden, gibt es immer noch keine echte Erholung; die Immobilienpreise hören nicht auf zu fallen und es gibt buchstäblich keine neuen Jobs. Dieses frisch geschöpfte Geld konnte nicht in die Hände des Volkes gelangen, es ging stattdessen in Rettungspakte für Banken und die Wall Street und füttert hier die Taschen des gehobenen Managements; es ging in gehebelte Spekulationen und in vieles andere - und ein großer Teil des Geldes verschwindet tatsächlich in einem schwarzen Loch, damit die sprießenden Defizite und Staatsausgaben bedient werden können - und das trotz der lächerlich niedrigen Zinssätze - allein wegen der schieren Masse an Defizite und Ausgaben.

Die mittleren und unteren Klassen werden ärmer und ärmer - im Schraubstock gefangen, eingequetscht zwischen unveränderlichen oder rückläufigen Einkommen auf der einen Seite und steigenden Preisen, verursacht durch die Aufblähung des Geldangebots, auf der anderen Seite. Das bedeutet, dass auch die Unternehmensgewinne schwinden werden. Und in Anbetracht voraussichtlich sinkender Unternehmensprofite muss auch der Aktienmarkt einbrechen. Wenn der Aktienmarkt einbricht, wird sich die pessimistische Grundstimmung verfestigen, und die Konsumenten werden noch weniger ausgeben und die Unternehmensgewinne noch stärker sinken. Sie sehen schon - eine Abwärtsspirale.

Die Welt braucht wirklich eine "Zurücksetzung", eine "Nullstellung", und die wird sie bekommen, ganz gleich wie heftig sich die Mächte gegen sie wehren. In einer perfekten Welt wäre das der beste Weg; man würde alle Schulden der Welt ganz einfach für null und nichtig erklären (einschließlich und besonders Derivate) - und man würde die Preise sinken lassen, wie tief auch immer. Pech, wenn man selbst Gläubiger ist - man hätte erst gar nicht so viel Kredit gewähren sollen, zudem hat man sich des versuchten oder auch tatsächlichen Zinswuchers schuldig gemacht.

Dieser Lösungsansatz würde für einen gewaltigen Schock sorgen und natürlich eine Weile Anarchie und Chaos heraufbeschwören - er könnte die Welt auch zurück in die Steinzeit befördern; und deshalb können die Führer aus Wirtschaft und Politik solche Zustände nicht zulassen. Es bleibt daher nur eine Lösung, wie die außer Kontrolle geratenden Defizite gezügelt werden können (die sich so blindwütig entwickelt haben, dass sie sich auch von einer Nullzinspolitik nicht mehr in Zaum halten lassen): Sie müssen mit massiver Inflation überholt und hinter sich gelassen werden - sie müssen tatsächlich ohne Ende weginflationiert werden.

Und eben dieser Kurs wurde eingeschlagen: Die zur Erreichung dieses Ziels benötigte Hyperinflation wird zwar schreckliche Konsequenzen haben, aber sie wird nicht den gewaltigen Schockeffekt eines globalen Schuldenausfalls mit sich bringen. Vom Normalbürger wird erwartet, dass er gnädigerweise bei der Defizitbekämpfung kooperiert, indem er sich den brutalen Spar- und Kürzungsmaßnahmen ergibt, welche in Verbindung mit galoppierender Inflation zum Zusammenbruch der Lebensstandards führen werden. Es bleibt mit Interesse zu verfolgen, inwieweit sie oder er sich diesen Dingen fügen wird.


© Clive Maund
www.clivemaund.com

Der Artikel wurde am 26.06.11 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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