Platin- und Palladiummarkt engen sich deutlich ein
07.07.2011 | Eugen Weinberg
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Dagegen haben die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen zuletzt deutlich abgebaut. Mit derzeit 13,9 Tsd. Kontrakten liegen sie auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2010 (Grafik 3). Damit haben die kurzfristig orientierten Finanzinvestoren in den letzten Wochen wesentlich zum Preisrückgang von Platin beigetragen und im Vergleich zu den eher langfristig orientierten ETF-Investoren deutlich an Einfluss gewonnen. Darüber hinaus beinhaltet die Investmentnachfrage ein großes Zuwachspotential. Anfang Juni hat die chinesische Regulierungsbehörde der "China Universal Asset Management Co." erlaubt, einen Fonds aufzulegen, der es chinesischen Anlegern erstmals ermöglicht, in ausländische Platin- und Palladium-ETFs zu investieren. Die Einlagen sind zu 100% mit dem entsprechenden Edelmetall physisch hinterlegt.
Wie groß die Nachfrage nach derlei Anlageformen in China ist, zeigt das Beispiel des Lion Global Gold Funds. Dieser Fonds sammelte binnen weniger Monate seit seinem Bestehen umgerechnet über eine Milliarde US-Dollar ein, um es in ausländische Gold-ETFs zu investieren. Würde der neue Fonds in Platin-ETFs gleich viele Mittel investieren wie der Lion Global Gold Fund in Gold-ETFs platziert hat, würde das eine globale Nachfragesteigerung von 10% bedeuten.
Die globale Schmucknachfrage ist dagegen im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 14% auf 2,4 Mio. Unzen zurückgegangen. Ausschlaggebend dafür war ein deutliches Minus bei der chinesischen Schmucknachfrage, die 68% der weltweiten Schmucknachfrage ausmacht. Allerdings stellte 2009 in China ein Ausnahmejahr dar, in dem sich die Nachfrage im Vergleich zum Durchschnitt der drei Jahre zuvor fast verdoppelte. Laut Einschätzung von Johnson Matthey dürfte die chinesische Schmucknachfrage in diesem Jahr mindestens auf dem Niveau des Vorjahres liegen, so dass diese auch weiterhin eine wichtige Komponente darstellt.
Auf der Angebotsseite war 2010 ein mageres Plus von 0,6% zu verzeichnen. Während die Produktion aus Südafrika, mit 76% Marktanteil dem mit Abstand wichtigsten Produzenten, konstant blieb, wurden Produktionszuwächse in Russland von Rückgängen der Produktion in Nordamerika fast vollständig kompensiert. Auch in diesem Jahr entstehen aus der Abhängigkeit des Marktes von der südafrikanischen Produktion wieder Gefahren: Zum einen hat der frühzeitige Kälteeinbruch - in der Südhalbkugel wird es gerade Winter - den staatlichen Stromanbieter Eskom bereits gezwungen, einigen Aluminiumschmelzen zeitweise die Stromzufuhr zu kappen, um einen Stromausfall zu vermeiden. Sollten sich die Engpässe verschärfen, könnte es auch bei der Platinproduktion zu Ausfällen kommen.
Zum anderen hat die nationale Gewerkschaft der Minenarbeiter Südafrikas, National Union of Mineworkers (NUM), angekündigt, Lohnverhandlungen mit Impala Platinum, dem weltweit zweitgrößten Platinproduzenten, aufzunehmen. Gefordert wird eine Lohnerhöhung von 14%. Aufgrund der hohen und kaum erfüllbaren Forderungen könnten die Minen bestreikt werden, was zu beträchtlichen Produktionsausfällen führen würde. Wir erwarten wegen der nach wie vor positiven fundamentalen Rahmendaten eine baldige Fortsetzung des Aufwärtstrends am Platinmarkt und sehen den Preis am Jahresende bei 1.900 USD je Feinunze.