Platin- und Palladiummarkt engen sich deutlich ein
07.07.2011 | Eugen Weinberg
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PalladiumMit einem Defizit von 490 Tsd. Unzen bestand 2010 laut Johnson Matthey ein beträchtlicher Nachfrageüberhang am Palladiummarkt. In den Vorjahren wurden stets deutliche Angebotsüberschüsse verzeichnet. Ähnlich wie am Platinmarkt wurde ein moderat steigendes Angebot (+2,7% auf 7,29 Mio. Unzen) von der außergewöhnlichen Steigerung einiger Nachfragekomponenten übertroffen. Die Nettonachfrage nach Autokatalysatoren konnte um 34% zulegen und stellt nun 40% des Anteils an der Gesamtnachfrage dar. Insgesamt stieg die Nachfrage um knapp 21% auf 7,78 Mio. Unzen (Grafik 4).
Dass die Fahrzeugproduktion bei Palladium einen noch bedeutenderen Faktor darstellt als bei Platin, liegt unter anderem auch daran, dass es in den letzten Jahren zu Substitutionsprozessen der beiden Edelmetalle bei der Produktion von Dieselkatalysatoren gekommen ist, von denen das günstigere Palladium profitiert. Aktuell kann rund 25% des Platinbedarfs in Dieselkatalysatoren durch Palladium ersetzt werden. Darüber hinaus werden in den Schwellenländern überwiegend Autos mit Benzinmotoren gefahren, in deren Katalysatoren Palladium verwendet wird.
Die Nachfrage nach Palladium dürfte 2011 bisher jedoch langsamer als zuvor gewachsen sein, denn die Fahrzeugverkäufe in China haben deutlich an Dynamik verloren. In den ersten fünf Monaten 2011 stiegen sie lediglich um 5% im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres. Im vorangegangenen Jahr lag die Wachstumsrate noch bei 59%.
Die letzten Daten können den Blick auf den "Wachstumsmarkt China" allerdings nur vorübergehend trüben. Denn das Land kündigte Anfang Juni 2011 an, eine neue Abwrackprämie aufzulegen, was die Nachfrage und damit Autoverkäufe wieder ankurbeln sollte. Da viele der Altfahrzeuge in China nicht über Katalysatoren verfügen, dürfte durch dieses Programm eine neue reale Nachfrage entstehen, da durch die Verschrottung kein Palladium wiedergewonnen werden kann.
Das Angebotsdefizit drückte sich im letzten Jahr in stark steigenden Preisen aus - Palladium hat sich 2010 fast verdoppelt - und zog damit verstärkt das Investoreninteresse auf sich. Die Investmentnachfrage legte um fast 74% bzw. 460 Tsd. Unzen zu und erreichte damit einen Rekordwert von 1,09 Mio. Unzen, wofür hauptsächlich der ETF-Markt verantwortlich war: Die Fonds konnten ihre Bestände 2010 um 87% ausbauen. In diesem Jahr mussten sie bislang jedoch Abflüsse verzeichnen, was mit ein entscheidender Grund für die bis dato schwache Preisentwicklung ist (Grafik 5).
Im Gegensatz zu Platin spielen die ETF-Anleger bei Palladium im Vergleich zu den spekulativen Finanzinvestoren eine wesentlich wichtigere Rolle. Sollte die ETF-Nachfrage demnächst wieder zulegen, dürfte auch der Palladiumpreis neuen Aufwind erhalten.
Auf der Angebotsseite weiteten 2010 Russland und Südafrika, die zusammen 86% des gesamten weltweiten Angebots repräsentierten, ihr Angebot um 2,3% bzw. 8,6% aus und konnten damit das gestiegene Interesse an dem Metall nicht vollständig abdecken. Darin enthalten sind 1 Mio. Unzen, die aus russischen Staatsverkäufen und nicht aus der Minenproduktion hervorgehen. In den letzten Jahren ist der russische Staat durch die Verkäufe, die 2010 14% des Gesamtangebots ausmachten, zu einer tragenden Säule des Marktes geworden. Ohne die russischen Reserveverkäufe wäre der globale Palladiummarkt bereits in den letzten Jahren im Angebotsdefizit gewesen.
Nach Angaben des weltgrößten Nickel- und Palladiumproduzenten, Norilsk Nickel, seien die Vorräte des russischen Staates am Ende dieses Jahres vollständig aufgezehrt. Diese Behauptung wurde vom russischen Finanzministerium jedoch umgehend zurückgewiesen. So seien auch für 2012 noch genügend Staatsreserven vorhanden. Es deutet unseres Erachtens jedoch vieles daraufhin, dass diese Quelle bald versiegt sein könnte. Ein Wegfall dieser Angebotskomponente dürfte die Knappheit am Markt deutlich verstärken. Ohne die russischen Staatsverkäufe hätte am Palladiummarkt 2010 bereits ein Defizit von 1,5 Mio. Unzen bestanden.
Langfristig betrachtet sehen wir auch bei Palladium das fundamentale Umfeld weiter intakt, so dass wir mittel- bis langfristig höhere Preise erwarten. Bis Ende des Jahres dürfte Palladium auf 875 USD je Feinunze steigen.