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Europa und Korea belasten - USA, Japan und China setzen positive Akzente

02.04.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.12 Uhr) bei 1.2865, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2776 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 92.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 119.45, während EUR-CHF bei 1.2165 oszilliert.

Mit dem Abstand des Osterwochenendes lässt sich Folgendes konstatieren.

  • Die Vereinigten Staaten werden im ersten Quartal ein sehr hohes Wachstum ausweisen. Die OECD geht von 3,5% in der annualisierten Fassung aus.

  • China reüssiert aktuell mit dem höchsten Indexstand des Einkaufsmanagerindexes des produzierenden und verarbeitenden Gewerbes seit 11 Monaten.

  • Japans Tankan-Bericht ist ermutigend und weist in Richtung Wachstum.

Für die oben genannten Länder gilt genau die These des Aufschwungs auf Basis von Untersättigungseffekten, die wir im Jahresausblick 2013 thematisierten. Das "Update" des Jahresausblicks folgt in dieser Woche.

Dieses positive Szenario greift jedoch nicht für die Eurozone. Das europäische "politische Dilemma" bleibt ausgeprägt und verhindert eine sinnvolle Teilhabe an diesem "konjunkturellen Kuchen" trotz massiver erfolgreicher Restrukturierungen, die Attraktivität erhöhten und erhöhen.

Bedauerlicher Fakt ist, dass Lernkurven aus der Defizitkrise bei den politischen Eliten der Eurozone unausgeprägt sind. Das gilt für den Norden, aber auch Teile des Südens!

Italienische politische Bauchnabelschau gehört unter anderem dazu. Wäre es nicht so ernst, wäre der Stoff gut für eine Komödie gespickt mit gesellschaftspolitischer und ökonomischer Absurdität und garniert mit der Ironie der Lust am eigenem Scheitern.

Fakt ist, dass es in der "Europäischen Krise“ offensichtlich einigen Ländern um Orthodoxie (Gefährlich, siehe Religion!) in der Anpassung geht, dass Linearität der Anpassung gewollt ist (Ist menschliches Handeln, sind Märkte lineare Phänomene?) und dass man auch nationales Fehlverhalten durch exogene Kräfte nicht nur verändern, sondern "abstrafen" will.

Offensichtlich nimmt man dabei seitens dieser kontrollierenden Länder ein zunehmendes Existenzrisiko für sich selbst (Abhängigkeit von der Eurozone, Studie über Folgen eines Zerfalls der Eurozone von Prognos AG) in Kauf.

Ist ein derartiger Ansatz unter historischen Gesichtspunkten sachlich vertretbar und vor allen Dingen Ziel führend?

Die Antwort lautet "Nein"!

Wann war beispielsweise deutsche Außenpolitik extrem erfolgreich?

Unter Reichskanzler Bismarck. Was zeichnete Bismarck nach 1871 bis zu seinem durch Wilhelm II. erzwungenen Abschied aus? Diplomatie und nicht Diktat!

Die Diplomatie war Garant einer Hochachtung gegenüber Bsimarck und in der Folge Deutschlands.

Was folgte nach Bismarck? Mangel an Diplomatie! Was für Hans Albers gut war, (Hoppla, jetzt komm ich“), ist für politische Führungen nicht grundsätzlich Ziel führend.

Die Fähigkeit auch einmal zwei Schritte zurückzugehen, nachdem man drei Schritte auf das Ziel zugemacht hat, um sich damit den nächsten drei Schritten auf das Ziel zu nähern, zeichnet nachhaltige Erfolge in der Außenpolitik aus. Ein Merkmal ist dabei, dass alle Seiten das Gesicht wahren können, dass nationale Gefühle nicht überstrapaziert werden, dass eine sachliche Dialogfähigkeit erhalten wird. Das "Diktat“ ist zumeist Grundlage eines Scheiterns.

Die Einlassungen Herrn Börners (BGA), dass sich deutsche Unternehmen auf einen Zerfall der Eurozone vorbereiten sollten, nimmt diesen Gedankenstrang einer fehl gerichteten Politik implizit auf.

Wir neigen aber immer noch dem Ansatz des BDI zu. Wir haben sehr viele Schritte in Richtung des nordeuropäischen Zielkatalogs in den letzten drei Jahren gemacht. Diese markanten strukturellen Anpassungen und Erfolge waren auch mangels medialer und politischer Thematisierung Katalysator erheblicher Konjunkturschwäche in den Reformländern.

Warum war das so? Wäre das in den USA in einer analogen Situation auch so gewesen? Nein, denn dort versteht man Marketing! Dort versteht man sogar zu viel davon und verkauft unhaltbare Stories (MBS, Neue Paradigmen etc.), denen wir in Europa blind folgten (Nur wenige warnten!). Einer der Gründe für das anhaltende konjunkturelle Debakel und das damit wiederaufflammende fiskalische Problem in der Eurozone war und ist, dass die Reformerfolge dieser Krisenländer medial und politisch ausgeblendet wurden und werden.

Ex-US-Präsident Clinton würde sagen: "It’s the marketing - stupid"!

Es ist zwingend erforderlich, den erfolgreichen europäischen Reformländern Luft zum Atmen zu lassen. Das vorrangige Ziel muss jetzt die konjunkturelle Konsolidierung der Reformerfolge sein Nur so ist es möglich, die Strukturerfolge über einen stabilen konjunkturellen Körper, zu fiskalischen Erfolgen zu führen.


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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