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Risikoaversion hält die Märkte im Griff

12.07.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fällt am Morgen unter die Marke von 116 USD je Barrel. Angesichts des negativen Marktumfelds - steigende Risikoaversion, schwache Aktienmärkte, US-Dollar auf 4-Monatshoch, enttäuschende US-Arbeitsmarktdaten und schwache Rohölimportdaten aus China - kann sich der Ölpreis bislang erstaunlich gut behaupten. Häufig bedarf es eines Anlasses, damit die Preise eine vorherige Übertreibung korrigieren. Mitunter kann dieser Anlass auch aus einer Ecke kommen, mit der man vorher nicht unbedingt rechnet, wie der scharfe Preisrückgang bei Silber Anfang Mai, welcher im Anschluss auch zu einem Preisrutsch an den Ölmärkten führte. Die Internationale Energieagentur berichtet unterdessen, dass sie lediglich 59,83 Mio. Barrel des angestrebten Volumens aus ihren strategischen Reserven veräußern wird und damit 784 Tsd. Barrel weniger als bislang erwartet.

Eine zweite Verkaufsrunde ist damit unwahrscheinlich geworden. Während in den USA die angebotenen Reserven komplett verkauft wurden, war das Interesse in Europa verhalten. Das regional unterschiedliche Interesse dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass in Europa hauptsächlich Ölprodukte angeboten werden. Saudi-Arabien hat Industriekreisen zufolge seine Ölproduktion im Juni um knapp 800 Tsd. auf 9,5-9,6 Mio. Barrel pro Tag ausgeweitet. Allerdings hat auch Saudi-Arabien Schwierigkeiten, für das zusätzliche Öl hinreichend Käufer zu finden. Auch dies deutet auf die Notwendigkeit niedrigerer Preise hin. Heute veröffentlichen die US-Energiebehörde EIA und die OPEC ihre neuen Nachfrageschätzungen. Nach Handelsschluss veröffentlicht das API den Lagerbericht für die vergangene Woche.


Edelmetalle

Der Goldpreis profitiert von der aktuellen Verunsicherung und Risikoaversion der Marktteilnehmer und legt weiter zu. Insbesondere in Euro gerechnet setzt Gold seinen Höhenflug der vergangenen Tage fort und markiert bei knapp 1.120 EUR je Feinunze abermals ein neues Allzeithoch. Aber auch in US-Dollar ausgedrückt zeigt sich der Preis trotz der starken US-Währung mit rund 1.550 USD je Feinunze fest.

Am Finanzmarkt kommt es im Rahmen der Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern zu Ansteckungseffekten in Italien. Die derzeitigen Mittel des EU-Rettungsschirms dürften kaum ausreichen, das Land zu stützen. Zudem scheinen die Marktteilnehmer den Optimismus der EU-Finanzminister, dass Griechenland seine gesamten Schulden zurückzahlen kann, in Zweifel zu ziehen. Auch die Debatte um die Anhebung der US-Schuldengrenze ist noch nicht gelöst. Gold dürfte daher als wertstabile Anlage weiter stark nachgefragt bleiben.

An der Goldbörse Shanghai hat sich das Handelsvolumen von Gold im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 20% auf 1.010 Tonnen erhöht. Wie der Börsenbetreiber mitteilte, hat sich dabei der Goldhandel von ausländischen Mitgliedern mehr als verdoppelt, was auf eine weitere Liberalisierung des chinesischen Goldmarktes sowie eine höhere Goldnachfrage in China hindeutet. Letztere dürfte aufgrund des steigenden Wohlstands und der hohen Inflation im Jahresverlauf weiter zulegen.

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Industriemetalle

China hat seine Pläne konkretisiert, bis Jahresende veraltete Produktionskapazitäten im Metallbereich stillzulegen. So sollen laut Angaben des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie insgesamt Kapazitäten in Höhe von etwas mehr als 2 Mio. Tonnen bei Kupfer, Aluminium, Blei und Zink vom Markt genommen werden. Laut Einschätzung des chinesischen Analysehauses SMM dürfte dies jedoch kaum Auswirkungen auf das globale Angebot haben, da die alten Anlagen durch neue ersetzt werden bzw. bereits seit einiger Zeit außer Betrieb waren.

Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, hat im Juni mit 10.875 Tonnen 35% mehr Zinn exportiert als noch ein Jahr zuvor. Damit wurden zum ersten Mal seit Mai 2009 wieder mehr als 10.000 Tonnen Zinn in einem Monat ausgeführt. Die Exporte im ersten Halbjahr lagen mit gut 50 Tsd. Tonnen 16% über Vorjahr. Der Anstieg ist in erster Linie auf ein Nachlassen der schweren Regenfälle zurückzuführen, die lange Zeit sowohl die Produktion als auch den Transport behindert haben. Zugleich geben die hohen Preise Anreiz, die Produktion auszuweiten. Die höheren Exporte dürften dazu beitragen, dass sich die Angebots-Nachfrage-Situation am globalen Zinnmarkt etwas entspannt. Laut Daten von WBMS wies dieser im letzten Jahr ein Angebotsdefizit von gut 15 Tsd. Tonnen auf. Dies dürfte einem deutlichen Anstieg des Zinnpreises im Wege stehen. Dieser handelt mit 26.600 USD je Tonne aktuell knapp 21% unter seinem Rekordhoch von Mitte April.


Agrarrohstoffe

Die Getreidemärkte erwarten heute mit Spannung die neuen Angebotsschätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums. Nach den Berichten zu den Ist-Lagerbeständen per 1. Juni und zur bestellten Fläche ist insbesondere bei Mais mit einer Aufwärtsrevision der zum Ende des Erntejahres erwarteten US-Lagerbestände und Ernteschätzungen für 2011/12 zu rechnen.

Nach einem kurzen Einbruch Anfang Juli haben sich die Notierungen für Rohzucker wieder auf ein Niveau von knapp 30 US-Cents je Pfund erholt. Skeptischere Einschätzungen insbesondere der brasilianischen Produktion, die mit Verzögerungen begann und nur unbefriedigende Zuckererträge liefert, haben die Preise in den letzten Monaten wieder steigen lassen. Mit Interesse wird erwartet, wie die Zuckerindustrievereinigung UNICA morgen bei der Bekanntgabe ihrer neuen Prognosen die diesjährige Zuckerproduktion in der Hauptanbauregion Center-South einschätzt. Im Vorfeld war bereits von einem Minus von 1 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr die Rede - die mit 90% der brasilianischen Produktion wichtigste Region Center-South produzierte damals 33,5 Mio. Tonnen Zucker -, während vor der Erntesaison sowohl von UNICA als auch von der Internationalen Zuckerorganisation ein deutliches Plus erwartet worden war. Andere Beobachter haben bereits ihre Ernteerwartungen nach unten korrigiert.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank, Corporates Markets






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