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Schuldenschnitt in Zypern - (k)eine "Blaupause" für den Euroraum

03.04.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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In unserem Beispiel entstünde bei einem Verlust in Höhe von 2.280 Mrd. Euro ein Eigenkapitalbedarf in Höhe von (mindestens) 4.560 Mrd. Euro - und das entspräche einer Streichung von Bankverbindlichkeiten von 2.280 Mrd. Euro.

Dabei können zwei Wege beschritten werden. Der eine Weg ist, die Verbind-lichkeiten ersatzlos zu streichen; die Gläubiger gehen leer aus. Der andere Weg ist, die Bankanleihen in Eigenkapital umzuwandeln; Gläubiger werden zu Eigentümern der Banken (in der Fachsprache: "Debt for Equity Swap").

Ein solches Herabsetzen der Bankverbindlichkeiten träfe insbesondere die Sparer von zum Beispiel Lebensversicherungen und Rentenfonds. Denn Letztere investieren das Geld der Sparer vor allem auch in Bankschuldverschreibungen.


Probleme der zypriotischen Banken

Der zypriotische Bankenapparat ist ganz erhebliche Kreditrisiken gegenüber Griechenland eingegangen. Die Abschreibung griechischer Staatsanleihen, aber auch ansteigende Kreditausfälle im privaten Sektor haben die Banken in Zypern in Schieflage gebracht beziehungsweise insolvent werden lassen. Aus diesen Gründen hatten bereits im Dezember 2011 die großen drei Rating-Agenturen die Kreditqualität von Zyperns Banken (die größten sind Bank of Cyprus, Marfin Laiki Bank, Hellenic Bank) abgesenkt.

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Quelle: EZB, Januar 2013; näherungsweise, eigene Berechnungen


Verluste durch Zahlungsausfälle und Zweifel an der Kreditqualität hat die Refinanzierung der zypriotischen Banken am freien Kapitalmarkt de facto unmöglich gemacht. Sie wur-den zunächst durch staatliche Unterstützung, vor allem aber durch die Zentralbank von Zypern (und damit de facto dem Eurosystem) über Wasser gehalten. Mittlerweile sind nicht nur die Banken in schwerer Bedrängnis, sondern auch die gesamte zypriotische Volkswirtschaft: Seit der zweiten Hälfte 2011 steigt die Arbeitslosigkeit steil an, und auch die öffentliche Verschuldung steigt bedrohlich an - so dass die EU-Planzahl für die öffentliche Schuld in 2013 in Höhe von 89,7 Prozent des Volkseinkommens längst Makulatur ist. Durch Bankenschließungen und Einschränkungen der Verfügungsrechte der Geldbesitzer soll nun verhindert werden, dass es zu einem "Bank Run“ kommt und Kapital aus Zypern abgezogen wird.


Unerwünschte Folgen

Ein Schuldenschnitt beziehungsweise eine Restrukturierung hätte absehbar weitreichende Folgen für den Kreditmarkt. Insbesondere würden Investoren Banken nur noch ihr Geld zu (deutlich) höheren Zinsen leihen.

Dies wiederum würde vermutlich so manche Bank in arge Bedrängnis bringen. Denn viele von ihnen haben sich auf Kreditgeschäfte eingelassen, bei denen sie nur einen recht geringen Zins verdienen.

Eine Verteuerung der Refinanzierungskosten würde die Bankgewinne schmälern oder ihnen gar neue Verluste bescheren. Um eine solche Situation abzuwehren, würde vermutlich der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) steigen, den Banken Direktkredite mit niedrigen Zinsen anzubieten.

Springt die EZB ein, so wird sie vor allem die Finanzierung der fällig werdenden Bankenschulden übernehmen müssen. Die Zentralbank würde "Großgläubiger" der Geschäftsbanken, entsprechend "abhängig" würde sie von der Gewinnsituation der Banken.

Zudem muss sie bei einer Bankenrefinanzierung die Basisgeldmenge überaus drastisch ausweiten. Die Folge wäre ein starkes Anschwellen des Bilanzvolumens der Zentralbank, möglicherweise verbunden mit einer steigenden Geldmenge in den Händen von Investoren und Sparern - beides schwört Inflationsgefahren herauf. (1)




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