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Schuldenschnitt in Zypern - (k)eine "Blaupause" für den Euroraum

03.04.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 4 -
"Boom-und-Bust" in Zypern

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Quelle: Bloomberg


Anfang 2005 betrug der zypriotische Aktienmarktindex etwa 1.160 Punkte. Im Oktober 2007 wies er einen Höchststand von etwa 5.519 Punkten auf - ein Anstieg von 376 Prozent! Die Republik Zypern war dem Euroraum am 1. Januar 2008 beigetreten. Im März 2013 betrug der Indexstand nur noch 115 Punkte - ein Verlust von knapp 98 Prozent seit dem Höchststand im Herbst 2007.

Am 25. Juni 2012 bat Zypern die Euro-Mitgliedsländer um "Hilfe“, erst am 16. März 2013 stellten die Euro-Finanzminister und der IWF Zypern bis zu zehn Milliarden Euro in Aussicht. (Dabei muss Zypern sieben Mrd. Euro beisteuern: 5,8 Mrd. Euro durch eine Abgabe auf Bankeinlagen, den Rest durch höhere Staatseinnahmen, Privatisierungen und höhere Unternehmenssteuern.)

Am 25. März 2013 wurde beschlossen, die Gläubiger der Banken - das sind zuallererst die Eigenkapitalgeber der Banken und die Halter von Bankschuldverschreibungen - zur Verlustdeckung heranzuziehen. "Kleinanleger“ werden geschont. Inhaber von Bankguthaben, die 100.000 Euro übersteigen, werden ebenfalls Verluste hinnehmen müssen (wie hoch sie ausfallen, soll in den kommenden Wochen entschieden werden).

Zuvor hatte der Vorschlag der zypriotischen Regierung für Empörung gesorgt, weil sie die Sparer zur Kasse bitten wollte - zugunsten der institutionellen Investoren und der Bankeigentümer. Doch wird es bei einem "Rettungspaket“ von 17 Mrd. Euro bleiben? Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die bislang aufgedeckten Verluste nur ein "erster Anfang“ sind.


"Elends-Index" im Euroraum steigt stark an …

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Quelle: Thomson Financial, eigene Berechnung


Der "Elend-Index“ (in Englisch: "Misery-Index“) wird errechnet, indem die Arbeitslosenquote zur laufenden Inflationsrate hinzu addiert wird. Je höher die so gewonnene Mess-Zahl ist, desto schlechter geht es der Volkswirtschaft.

Während in den Vereinigten Staaten von Amerika der "Elends-Index“ seit ungefähr Ende 2010 rückläufig ist, steigt er im Euroraum weiter an, weniger aufgrund höherer Inflation, sondern vor allem aufgrund der weiter ansteigenden Arbeitslosenquoten in den Euroraum-Mitgliedsländern. Ein Vergleich der Elends-Indizes zeigt also, dass es den Bürgern im Euroraum derzeit "schlechter“ geht als denen in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Folgt der "Elends-Index“ im Euroraum dem amerikanischen zeitlich nach? Wenn das so wäre, dann würde die Entwicklung in den USA auf ein baldiges Abflauen der Probleme im Euroraum hindeuten. Doch das scheint wenig wahrscheinlich. Vielmehr scheint es eher so zu sein, dass sich die Lage im Euroraum sobald nicht nachhaltig verbessern wird; ein weiteres Ansteigen des "Elend-Index“ ist im Euroraum nicht auszuschließen, bevor eine Besserung eintritt.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



(1) Für eine detailierte Erklärung der Geldmengenausweitung siehe unsere Ausführungen im Degussa Marktreport vom 7. September 2012, S. 3 - 5.



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