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Aussicht auf QE3 gibt Rohstoffpreisen Auftrieb

14.07.2011  |  Eugen Weinberg
Der Fed-Vorsitzende Bernanke hat gestern die Tür zu einer Fortsetzung der ultralockeren US-Geldpolitik geöffnet. Im vergangenen Jahr stiegen die Rohstoffpreise gemessen am CRB-Index nach der Ankündigung weiterer quantitativer Lockerungsmaßnahmen ("QE2") durch die US-Notenbank zwischen Ende August und Ende des Jahres um gut 25%. Sollte es tatsächlich zu "QE3" kommen, wäre mit einem Preisanstieg in ähnlicher Größenordnung zu rechnen.


Energie

Der Ölpreis erreichte nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten fast die Marke von 120 USD je Barrel. Die US-Rohöllagerbestände gingen in der vergangenen Woche um 3,1 Mio. Barrel zurück. Maßgeblich hierfür waren gesunkene Importe, welche den Rückgang der Raffinerieauslastung überkompensierten. Der Lagerabbau bei Benzin war auf eine niedrigere Raffinerieproduktion zurückzuführen. Die Benzinnachfrage ging im Wochenvergleich dagegen deutlich zurück. Der Lagerbericht war somit nicht so positiv wie auf den ersten Blick vermutet.

Die Internationale Energieagentur hat gestern neue Nachfrageprognosen veröffentlicht. Die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr dürfte demnach um 1,2 Mio. Barrel pro Tag steigen und damit etwas weniger als bislang erwartet. Für das nächste Jahr prognostiziert die IEA einen etwas stärkeren Nachfragezuwachs von 1,5 Mio. Barrel pro Tag. Laut IEA übertrifft der Bedarf an OPEC-Öl das OPEC-Angebot trotz deutlicher Angebotsausweitung durch Saudi-Arabien noch immer um 1,3 Mio. Barrel pro Tag.

Neben einer saisonal bedingt stärkeren Nachfrage in den OECD-Ländern trägt auch ein niedrigeres Nicht-OPEC-Angebot dazu bei. Hier dürften u.a. die anhaltenden Produktionsprobleme in der Nordsee eine Rolle spielen. Diese scheinen einfach nicht abzureißen. Gestern musste BP die Produktion im Valhall-Ölfeld unterbrechen, nachdem eine Ölplattform aufgrund von Feuer evakuiert werden musste.


Edelmetalle

Der Goldpreis steigt weiter auf breiter Front und erreicht heute Morgen bei 1.590 USD je Feinunze ein neues Allzeithoch. Auch in Euro und Britischen Pfund ausgedrückt markiert das gelbe Edelmetall neue Rekordhochs und befindet sich in Japanischen Yen gerechnet nur unweit des Höchststandes. Einzig gegenüber dem Schweizer Franken, dem anderen sicheren Hafen, kann Gold nicht zulegen. Deutlichen Aufwind bekam der Goldpreis gestern, nachdem der Fed-Vorsitzende Bernanke während einer Anhörung vor dem US-Repräsentantenhaus von weiteren möglichen Stimulierungsmaßnahmen für die US-Konjunktur sprach. Daneben hat die Ratingagentur Moody’s den Ausblick für das Kreditrating der USA auf "negativ" gesenkt, da sich die Politiker bislang nicht auf eine Anhebung der gesetzlichen Schuldengrenze einigen konnten.

Die Herabstufung des Kreditratings von Griechenland durch die Ratingagentur Fitch auf die niedrigste Stufe vor Zahlungsausfall spielte aufgrund der anderen Ereignisse bei den Marktteilnehmern dagegen kaum noch eine Rolle.

Der Silberpreis wies unter den Edelmetallen gestern die beste Entwicklung auf und sprang in der Spitze um 6,3% nach oben. Der Preisanstieg dürfte in erster Linie auf Zuflüsse in Silber-ETFs zurückzuführen sein. Der weltweit größte Silber-ETF, iShares Silver Trust, berichtete mit gut 133 Tonnen den höchsten Anstieg seiner Bestände seit Anfang Mai.


Industriemetalle

Die Aussage des Fed-Vorsitzenden Bernanke während einer Anhörung vor dem US-Repräsentantenhaus, dass die USA möglicherweise weitere Stimulierungsmaßnahmen benötigen, brachte gestern den US-Dollar deutlich unter Druck. Die Aussicht auf neue Liquidität, die ihren Weg in attraktive Anlagealternativen sucht, unterstützte die Rohstoffpreise. Hiervon profitierten auch die Metalle.

Das Handelshaus Marubeni berichtet, dass die Aluminiumvorräte in Japan per Ende Juni im Vergleich zum Vormonat um 1,4% auf 228.600 Tonnen gestiegen sind. Sie liegen damit auf dem höchsten Niveau seit September. Den Anstieg der Lagerbestände führt Marubeni in erster Linie auf eine träge Nachfrage zurück. Da seit Beginn dieses Monats die Stromversorgung für Industriekunden gekürzt wurde, ist es fraglich, ob sich die Nachfrage in Japan in den kommenden Wochen und Monaten erholt. Während in Japan die Lagerbestände steigen, setzt sich der Abbau der Aluminiumvorräte in den Lagerhäusern der Börsen London und Shanghai fort.

An der LME sind diese seit Mitte Mai nahezu ununterbrochen um 6,2% auf aktuell 4,42 Mio. Tonnen gefallen. Damit befinden sie sich auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Januar. An der SHFE fiel der Abbau wesentlich deutlicher aus: Dort wurden die Bestände von ihrem Rekordhoch mittlerweile auf 239 Tsd. Tonnen mehr als halbiert. Dass der globale Aluminiummarkt dennoch keine Engpässe aufweist, zeigt z.B. die chinesische Aluminiumproduktion, die im Juni abermals ein Rekordhoch erreicht hat.


Agrarrohstoffe

Der Verband der brasilianischen Zuckerindustrie Unica hat gestern die Prognose für die diesjährige Zuckerrohrernte in der Hauptanbauregion Center-South um mehr als 6% auf 533,5 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Damit fiel die Abwärtsrevision noch stärker aus als im Vorfeld erwartet. Erstmals seit zehn Jahren würde die brasilianische Zuckerrohrernte niedriger ausfallen als im Vorjahr. Die Prognose für die Zuckerproduktion wurde von Unica um 2,2 Mio. auf 32,4 Mio. Tonnen gesenkt. Die geringere Zuckerproduktion im weltgrößten Produzenten- und Exportland Brasilien dürfte sich in einem geringeren globalen Marktüberschuss niederschlagen. Der Rohzuckerpreis stieg daraufhin zwischenzeitlich auf ein 5-Monatshoch von 31,3 US-Cents je Pfund. Einen nachhaltigen Anstieg über die Marke von 30 US-Cents erwarten wir angesichts der Aussicht einer steigenden Zuckerproduktion in anderen wichtigen Produzentenländern wie Indien und Thailand allerdings nicht.

Die Kakaovermahlung in Europa ist im zweiten Quartal auf 355,6 Tsd. Tonnen gestiegen und lag damit 8,3% höher als im Vorjahr. Gleichzeitig ist es der höchste Quartalswert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1999. Die Kakaoverarbeitung in Deutschland stieg sogar um 21% zum Vorjahr. Die starken Vermahlungszahlen dürften dem Kakaopreis weiteren Auftrieb geben. Dieser ist am Morgen bereits kurzzeitig über die Marke von 3.200 USD je Tonne gestiegen.

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DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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