Euro/Dollar: Was der Markt wirklich denkt
18.07.2011 | Robert Rethfeld
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Sollte sich dieses Muster weiterhin bestätigen, so würde der Euro gegenüber dem US-Dollar in den kommenden Monaten zulegen können, der US-Dollar also schwächer werden. Wie aber kann das sein? Ist das nicht - angesichts der aktuellen Situation - völlig realitätsfern?Ein Erklärungsversuch. Der Abwertungswettkampf zwischen den Währungen ist in vollem Gange. Das Ziel der Obama-Administration ist die Schaffung von Arbeitsplätzen im eigenen Land.
Ein schwacher Dollar würde unterstützend wirken: Die USA hätten die Chance, ihre Exporte anzukurbeln und damit Arbeitsplätze im Inland zu schaffen. Sie hätten die Chance, zumindest einen kleinen Teil der Arbeitsplätze, die in die Schwellenländer verlagert wurden, zurück zu holen. Aus US-Sicht muss der Euro steigen, auch der Yen muss steigen. Und natürlich der chinesische Yuan. Der Yen steigt. Auch die Chinesen lassen den Yuan gegenüber dem US-Dollar zwar langsam, aber doch stetig aufwerten.
Aber was ist das Vehikel, mit dessen Hilfe die Märkte von einem schwachen US-Dollar überzeugt werden können? Das sind die so genannten Überschussreserven. 1,634 Billionen US-Dollar haben die Banken mittlerweile im Topf der Fed deponiert. Verzinst werden die Reserven mit 0,25 Prozent. Andere kurzfristige Anlageformen rentieren deutlich schlechter: Das Drei-Monats-Geld bringt 0,05 Prozent, die einjährigen US-Anleihen rentieren mit 0,14 Prozent. Unter diesen Umständen sehen die Banken die Anlage direkt bei der Fed als lohnend an.
Die Fed kann diese Reserven jederzeit als "Waffe" einsetzen, um den Dollar zu schwächen. Würde sie die Verzinsung auf null zurücknehmen (Bernanke sprach diese Möglichkeit kürzlich an), so würde die Liquidität in andere, besser rentierende Anlageformen strömen. Dies können nicht nur Anleihen, sondern auch Aktien oder sonstige Anlagen sein.
Würde diese Dollar-Menge auf den Markt kommen, so wäre eine Abwertung der US-Währung unvermeidlich. Das wäre ja, was von US-Seite gewünscht wird. Ein schwacher Dollar bringt üblicherweise steigende Rohstoffpreise und steigende Inflationsraten mit sich.
Fazit: Die Märkte gehen derzeit keinesfalls von einem Zusammenbruch des Euro aus. Im Gegenteil: Die Charttechnik, ein Verlaufsvergleich sowie die bereit stehende Überschuss-Liquidität begünstigen den Euro gegenüber dem US-Dollar. Zudem tendiert der Euro in der zweiten Jahreshälfte gegenüber dem US-Dollar üblicherweise zur Stärke. Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.
© Robert Rethfeld
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