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Zypern und die (Währungs-)Folgen

08.04.2013  |  Klaus Singer
Die vergangenen Wochen haben erneut gezeigt, dass die politische Führung in Europa die Euro-Krise nicht lösen kann. Das Einzige, was sicher ist: Die Politiker in Brüssel werden wie EZB-Draghi auch alles tun, um den Euro zu retten, buchstäblich alles.

Das Unvermögen der Brüsseler Politbürokratie zeigt sich an den beschlossenen inkonsistenten Maßnahmen im Falle Zypern: Spareinlagen werden zur Bankenrettung herangezogen, Anleihegläubiger aber geschont; Einlagen bei ausländischen Töchtern sind geschützt, Einlagen bei einheimischen nicht. Insbesondere letzteres wird dazu führen, dass lokale Unternehmen reihenweise pleite gehen mit entsprechenden Konsequenzen für die Entwicklung der Wirtschaft dort.

Auch wenn die Brüsseler Politik zunächst wieder von Plänen Abstand nahm, Spareinlagen unter 100.000 Euro anzuzapfen und damit gegen Garantien zu verstossen - sollte es jemals Vertrauen zwischen dem einfachen Bürger und den gewählten oder nicht-gewählten Führern gegeben haben, so ist das mit dem Desaster namens "Zypern-Rettung“ dahin.

Als Folge steigt die Wahrscheinlichkeit wieder zunehmender Kapitalflucht aus den Krisenländern. Das Vertrauen der Sparer zu zerstören, wiegt in Europa besonders schwer. Denn europäische Banken sind von Spareinlagen sehr viel stärker abhängig als z.B. in den USA, wo sich die Banken hauptsächlich über die Kapitalmärkte mit Mitteln versorgen.

De facto ist mit den Kapitalverkehrskontrollen in Zypern das gemeinsame Währungsgebiet bereits angeknackst. Ein Euro dort ist nicht mehr derselbe wie ein Euro woanders. Sollte die Krise nach Frankreich weiterziehen, was ziemlich sicher ist, wie soll in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone Kapitalflucht gestoppt werden?

Welche Auswirkungen wird das auf die Weltwirtschaft und das Währungsgefüge haben?

Der US-Dollar bleibt Reservewährung, er ist der Einäugige unter den Blinden von Pfund, Yen und Euro (der Schweizer Franken ist ein Sonderthema). Der Euro ist aktuell der herausragende Wackelkandidat, er kommt am wenigsten für diese Rolle in Frage. Ein wesentlicher Grund, warum der Dollar angesichts der QE-Politik der Fed und der hohen Verschuldung bisher nicht kollabiert ist, ist, dass die anderen Währungsgebiete in denselben Problemen stecken und dieselbe Politik betreiben.

Die Fed bleibt also weiterhin die Zentralbank der Welt und als solche ist es ihre Aufgabe, für die benötigte Liquidität zu sorgen. Dies geschieht indirekt durch das, von kurzen Episoden abgesehen, seit den frühen 1980er Jahren bestehende US-Leistungsbilanzdefizit.

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An dem Chart ist gut zu sehen, dass das Defizit in Zeiten expansiver Finanzmärkte steigt, während es etwa im Umfeld von Rezessionen geringer wird, wenn der Dollar "heim geholt“ wird. Durch die zunehmende Entkopplung der umlaufenden Dollars von der Golddeckung tat sich in den 1960er Jahren das Problem der Rückkonvertierung (siehe u.a zum Triffin-Dilemma hier!). Das wurde durch das Ende des Bretton Woods Systems 1971 beseitigt.

An die Stelle von Gold treten heute US-Treasuries, die Besitzer dieser Währungsreserven haben Anspruch auf Rückkonvertierung in Dollar. Dieser Anspruch steht umso mehr auf dem Prüfstand, je länger das Leistungsbilanzdefizit besteht, oder, was auf dasselbe hinausläuft, je länger die hohe Verschuldung der USA besteht.




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