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Wohin tendiert die Eurozone? - JPY weiter schwach

09.04.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.33 Uhr) bei 1.3048, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2969 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 99.23. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.45, während EUR-CHF bei 1.2183 oszilliert.

Die Weltwirtschaft liefert wegen tendenzieller Untersättigungen im Lager- und maßgeblich im Investitionsgüterzyklus Steilvorlagen für nachhaltiges Wachstum.

Die Daten aus China, aber auch aus den USA belegen,dass man diese Steilvorlagen nutzen kann. Vereinzelten enttäuschenden Daten, beispielsweise der US-Arbeitsmarktbericht per März, sollte nicht zu viel Aufmerksamkeit zukommen. Linearität ist der Ökonomie ein Fremdwort. Entscheidend ist die Frage, wie sich die Eurozone aufstellt, um von dieser Entwicklung konjunkturell und in der Folge fiskalisch zu profitieren?

Die ersten drei Monate des Jahres 2013 waren diesbezüglich wenig erbaulich. Die Wahlen in Italien und das "Spiel“ mit der Einlagensicherung bei dem Zypernprogramm waren und sind Katalysatoren, große Teile der Eurozone von der sich weltweit bessernden Konjunkturlage "erfolgreich abzuschirmen“.

Die Tatsache, dass die maßgeblichen strukturellen Defizite der Eurozone behoben sind und die Reformländer wesentlich von zyklischen Defiziten geplagt sind, ist der Politik offensichtlich nicht bewusst. Gerade dieser Umstand hebt die Eurozone faktisch in eine präferierte Stellung, die jedoch zu unserer Verwunderung nicht mit Leben gefüllt wird. Martin Feldstein, Harvard Ökonom, war diesbezüglich bereits vor circa 12 Monaten heftig irritiert.

Der Politikansatz in der Eurozone nimmt das Risiko eines konjunkturell bedingten Zerfalls der Eurozone in Kauf.

Die Einlassungen des neuen US-Finanzministers sind Ziel gerichtet. Die USA haben Europa zu mehr Anstrengungen zur Überwindung der Wirtschaftsschwäche aufgefordert. Die US-Wirtschaft reagiere sensibel auf die Entwicklungen jenseits der Landesgrenzen, sagte der neue Finanzminister Jack Lew am Montag in Brüssel nach Gesprächen mit EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und EU-Ratspräsident Hermann van Rompuy. Daher wünschten sich die USA, dass die Europäer in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit ihre Möglichkeiten zur Ankurbelung der Nachfrage ausschöpfen. Zudem müssten Fortschritte bei der Euro-Bankenunion gemacht werden.

Ein elementarer Schlüssel, um konjunkturelle Stabilität zu forcieren, ist eine neue Balance zwischen Struktur- und Konjunkturpolitik. Strukturpolitik gilt es nach den großen Schritten der letzten drei Jahre zeitlich zu strecken, um der Konjunktur und den massiv von den Reformen betroffenen Menschen Raum zum Atmen zu geben. Wer das Strukturpolitikthema überzieht, spielt mit Depression in Reformländern und mit einem zunehmenden Zerfallsrisiko der Eurozone aus konjunkturellen Gründen.

Die Bewertung des JPY ist von massiver Schwäche geprägt. Das Tempo ist durchaus schwer verdaulich. Sachlich war und ist diese Bewegung seit Jahren mehr als überfällig. Wir schließen daraus, dass Korrekturbewegungen der JPY-Schwäche moderat ausfallen werden. Die Trendbewegung bleibt intakt.

Wir fragen uns aber auch, ob die Marktteilnehmer, die immer noch auf einen starken CHF setzen, nicht langsam kalte Füße kriegen. Die 1.20 Marke wird von der SNB gehalten. Wo ist die Phantasie, für eine aggressive Aufrechterhaltung der CHF-Longpositionen? Gut, da gibt es das konjunkturelle Zerfallsrisiko der Eurozone. "Time will tell ...

Die deutsche Industrieproduktion legte per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich um 0,5% zu. Die Prognose war bei 0,3% angesiedelt. Gleichzeitig wurde der Vormonatswert von 0,0% auf -0,6% revidiert. Ergo kam es in der Betrachtung derMonate Januar und Februar zu einer Enttäuschung im Vergleich zur Erwartungshaltung. Ansätze einer Bodenbildung sind im Chart erkennbar.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR/USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2730 - 1.3150 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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