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Commodity Research-Fokus - Gold

21.07.2011  |  Thorsten Proettel
- Seite 2 -
Wahrscheinlichkeit für Transferunion bei 70%

Auf welche Lösung sich die Politiker einigen oder ob diese von den Ereignissen überrollt werden ist noch nicht absehbar. Grundsätzlich denkbar sind jedoch drei verschiedene Szenarien (siehe auch FITS vom 15.07.2011): Am wahrscheinlichsten ist die Erweiterung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion um eine Haftungs- und Transferunion. Dies könnte durch eine Art europäischen Länderfinanzausgleich, durch die Ausgabe von europäischen Staatsanleihen oder auch durch gemeinsame Sozialversicherungen verwirklicht werden. Der Fortbestand der Eurozone wäre gesichert und Gold würde mittelfristig einen Teil seiner Risikoabsicherungsfunktion einbüßen. Stattdessen würden andere Preisfaktoren wie die derzeit stark steigende Goldnachfrage in den Schwellenländern den Ausschlag geben. Die Wahrscheinlichkeit hierfür sehen wir bei rund 70% und leiten hiervon auch unsere Prognose eines moderat steigenden Goldpreises ab.


Wahrscheinlichkeit für Staatspleite bei 25%

Ein Risikofaktor bei dem obigen Szenario ist die Frage, ob eine Transferunion und die hierzu notwendigen multinationalen Gesetzesänderungen schnell genug umgesetzt werden können. Weitere Unsicherheit besteht hinsichtlich des politischen Willens der Nehmerländer, die harten Sparkurse fortzusetzen. Immerhin erscheint das Erreichen der gesetzten Ziele bei der Haushaltskonsolidierung angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit und der schwachen Konjunktur in den Peripheriestaaten immer unrealistischer. Drittens muss damit gerechnet werden, dass es auch in den Geberländern zu Widerstand in der Bevölkerung kommt.

Entsprechend ist es denkbar, dass zumindest ein teilweiser Ausfall von griechischen Anleihen stattfindet. Die Wahrscheinlichkeit hierfür sehen wir aktuell bei 25%. In diesem Szenario wären die Eigentümer von griechischen Staatsanleihen wie insbesondere die griechischen Banken in erster Linie von akuten Liquiditätsproblemen betroffen. Als Folge der wirtschaftlichen Verflechtungen in Europa würden auch die Banken in anderen Staaten in Mitleidenschaft gezogen. Die Schockwellen würden letztendlich auf die Realwirtschaft überspringen, wie dies bereits 2008/2009 nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers zu beobachten war. In diesem Fall würde der Goldpreis mittelfristig deutlich hinzugewinnen.

Kurzfristig könnte der Preis jedoch nachgeben, da insbesondere institutionelle Anleger in einer solchen Ausnahmesituation dazu neigen, alle schwankungsanfälligen Kapitalanlagen zu verkaufen. Druck entstünde zudem durch Richtlinien von Mischfonds, die den Goldanteil auf einen bestimmten Prozentsatz deckeln und Verkäufe auslösen, wenn die anderen Kapitalanlagen im Wert sinken. Für Privatanleger böte ein vorübergehender Goldpreisrückgang eine günstige Gelegenheit für eine Erhöhung der Goldquote.


Wahrscheinlichkeit für Ende des Euros bei 5%

Als drittes Szenario besteht die Möglichkeit des Auseinanderbrechens der Eurozone, die wir aktuell bei 5% sehen. Hierzu könnte es kommen, wenn Italien oder Spanien dauerhaft den Zugang zum Kapitalmarkt verlieren. Die Folge wäre ein Kollaps der Finanzbranche und der Realwirtschaft. Der Goldpreis könnte wie oben skizziert kurzfristig unter Druck stehen aber mittelfristig vor allem auf US-Dollar-Basis deutlich zulegen. Hierbei ist zu beachten, dass verschiedene Staaten wie Deutschland, Österreich und die Niederlande ihre alten Währungen oder eine Art "Nord-Euro" einführen müssten, der vermutlich von Anlegern weltweit als "sicherer Hafen" angesehen würde.

Aufgrund dieser Anlagealternative wäre es möglich, dass weltweit weniger Kapital zum Kauf von Gold aufgewendet wird. Da die neue Währung gegenüber dem US-Dollar und dem Rest-Euro vermutlich stark aufwerten würde, ist es sogar denkbar, dass der Goldpreis aus Sicht der Anleger in Deutschland nicht mehr weiter zulegt. Ein Fingerzeig hierfür ist der sich auf Basis des Schweizer Franken zuletzt nur schwach entwickelnde Goldpreis. Das gelbe Edelmetall bliebe allerdings auch weiterhin für deutsche Anleger interessant, da die Aktienkurse der hiesigen Unternehmen durch die Währungsaufwertung vermutlich stark leiden würden.




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