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Commodity Research-Fokus - Gold

21.07.2011  |  Thorsten Proettel
- Seite 3 -
Auch die USA haben ein Staatsschuldenproblem!

Das zuletzt wieder verstärkt aufkeimende Interesse der Anleger an Gold rührt nicht nur von den europäischen Schuldenproblemen her. Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Unsicherheitsfaktor ist die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Obama und dem von der republikanischen Partei dominiertem Parlament über eine Erhöhung der Schuldenobergrenze.

Die Finanzmärkte rechnen größtenteils mit einer Einigung in letzter Minute. Sollte diese nicht kommen, dann wäre die US-Administration ab Anfang August zu harten Einschnitten gezwungen, die die ohnehin instabile Konjunktur belasten dürften. Gold als Anlageklasse wäre auch in diesem Szenario stärker gefragt. Eine Verständigung der Kontrahenten wäre zweifelsfrei besser für die US-Konjunktur. Allerdings würden die Staatsausgaben in diesem Fall weiterhin über den Steuereinnahmen liegen und die Schuldenproblematik langfristig vergrößern. Dies wiederum untergräbt das Ansehen der USA bei ihren Schuldnern. Beispielhaft hierfür sind die immer deutlicheren Unmutsbekundungen der chinesischen Regierung über das US-amerikanische Finanzgebaren. Die Volksrepublik China gehört mit Anleihen im Volumen von rund 1 Billion US-Dollar zu den größten Gläubigern Washingtons.

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"QE 3" ist wieder ein Thema

Seit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers führte die US-Notenbank Fed zwei Programme zur „quantitativen Lockerung“ durch, mit denen die Zinssätze für langfristige Kredite gesenkt und so die Wirtschaft angekurbelt werden sollte. Auf diesem Wege sollte vor allem das Aufkommen von Deflation verhindert werden, die die wirtschaftliche Stagnation vermutlich verlängern würde. Ein Mittel hierzu war der Kauf von Staatsanleihen, weshalb Kritiker die als "QE 1" und "QE 2" bekannten Programme auch als Staatsfinanzierung mit der Notenpresse bezeichnen, die langfristig inflationär wirken könnten. QE 2 lief planmäßig Ende Juni 2011 aus und sollte nicht verlängert werden, da die Inflationsraten mittlerweile wieder angezogen haben.

Für die Finanzmärkte vollkommen unerwartet brachte Notenbankchef Bernanke Mitte Juli aber eine erneute quantitative Lockerung ins Gespräch. Da Gold als "sicherer Hafen" von einem Anstieg der Inflationsraten profitieren würde, dürften die Notierungen bei einem "QE 3" weiter anziehen. Selbst wenn QE 3 letztlich nicht käme, dürfte sich die zwischenzeitliche Ungewissheit positiv auf die Goldnachfrage auswirken.

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Fazit

Durch die Zuspitzung der Euroland- wie auch der US-Schuldenkrise könnten in den kommenden Wochen und Monaten Ereignisse eintreten, die das Potenzial haben, den Goldpreis wie beschrieben stark zu bewegen. Wir gehen aktuell jedoch noch von einer Einigung zwischen Demokraten und Republikanern im US-Haushaltsstreit sowie einer geordneten Einführung einer Haftungs- und Transferunion in Europa aus. Die Angespanntheit der Märkte dürfte hierdurch etwas zurückgehen und der Goldpreis kurzfristig schwächer tendieren. Mittelfristig dürften die Notierungen dennoch weiterhin moderat steigen. Hierfür spricht das strategische Anlegerinteresse, das eine Abkehr vom Krisenmetall auf absehbare Zeit unwahrscheinlich macht. Die Schmucknachfrage dürfte weiter von der wirtschaftlichen Erholung profitieren, wobei der Schwerpunkt der Nachfrage insbesondere auf den Schwellenländern liegt. Drittens befinden sich derzeit mehrere Notenbanken auf der Käuferseite und stützen so den Markt zusätzlich.

Dieses grundsätzlich für den Goldpreis positive Umfeld würde sich dagegen eintrüben, wenn ein umfassender Verkauf von staatlichen Goldreserven Teil einer Lösung der Schuldenproblematik wäre. Beispielsweise verfügt die US-Notenbank mit rund 8.000 Tonnen Gold über mehr als das Dreifache der jährlichen Goldförderung. Negativ wäre auch das Ausbrechen einer neuen Asienkrise oder anderer Umstände, die die Goldkäufe in den Schwellenländern beeinträchtigen. Beide Szenarien erachten wir derzeit jedoch nicht als wahrscheinlich.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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