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Jahrhundert-Korrelation aus dem Tritt

25.07.2011  |  Robert Rethfeld
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Vornehmlich in Folge des Platzens der US-Hausbaublase drohte das Weltfinanzsystem im Jahr 2008 zu kollabieren. Der massive Einsatz staatlicher Liquidität verhinderte dies damals. Allerdings war der Preis für die Rettung hoch: Die Staatsverschuldungen der Industrieländer stiegen dramatisch an.

Der Konvergenz-Trade in der Eurozone war nicht mehr haltbar. Die Renditen der so genannten PIIGS-Staaten zogen an. Das Herausziehen der Liquidität führte zu deflationären Entwicklungen. Eine Folge: Die PIIGS-Aktienmärkte weisen bis heute eine unterdurchschnittliche Entwicklung gegenüber dem DAX bzw. den BRIC-Staaten auf (nächster Chart).

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Fazit: Die niedrigen Renditen sind ein "unnatürlicher" Zustand. Dieser hat im Platzen der Blase in Japan 1990 und den darauffolgenden Yen-Carry-Trade, in der Anlage chinesischer Liquiditätsreserven in US-Anleihen sowie in der Einführung des Euro ("europäischer Konvergenztrade") seine Ursache.

"The chicken comes home to roost", lautet ein englischsprachiges Sprichwort. Dinge, die man früher getan hat, beginnen jetzt, Probleme zu bereiten. Der Kreis schließt sich. Genauso wie sich der Konvergenztrade jetzt rächt und die Europäer in Schwierigkeiten bringt, könnte auch das damalige Handeln der Japaner und Chinesen folgen haben. Da der Yen gegenüber dem US-Dollar Rekordstärke zeigt und somit viel Kapital in den Yen und nach Japan fließt, bleiben die dortigen Renditen trotz der hohen Verschuldung aktuell vergleichsweise niedrig.

Doch China könnte es treffen. Auf dem oberen Chart ist gut zu erkennen, dass die BRIC-Staaten gegenüber dem DAX seit etwa einem Jahr relative Schwäche zeigen. Ein Blick auf die chinesische Zinsstrukturkurve (nächster Chart) zeigt eine sich verringernde Differenz zwischen den Renditen am kurzen und langen Ende.

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Dabei steigen die Renditen sowohl am kurzen als auch am langen Ende in den vergangenen Wochen deutlich an. Aktuell befindet sich die Rendite 10jähriger chinesischer Staatsanleihen bei 4,11% (vor einem Monat: 3,87%), diejenige 2jähriger Anleihen bei 3,73% (vor einem Monat: 3,20%). Würde die Rendite 2jähriger Anleihen über die Rendite 10jähriger Anleihen steigen, so würde sich eine sogenannte negative Zinsstrukturkurve ergeben. Eine solche Zinsstruktur ist allgemein ein Zeichen wirtschaftlicher Abschwächung beziehungsweise einer Rezession.

Bei Wachstumsraten zwischen 9 und 10 Prozent verbietet es sich für China, von einer Rezessionsgefahr zu sprechen. Aber selbst eine Abkühlung auf 5 bis 6 Prozent würde für die Weltwirtschaftsentwicklung bereits einen empfindlichen Schlag bedeuten, insbesondere auch für die immer mehr von China abhängige deutsche Exportindustrie.

Niemand weiß, wie lange die Korrelation zwischen Rohstoffpreisen und Renditen noch aus dem Tritt bleibt. Der Hang zu steigenden Renditen - und damit die Rückkehr zur Normalität - ist in vielen Teilen der Welt (BRIC-Staaten, PIIGS-Staaten) erkennbar. In den beiden absolut am höchsten verschuldeten Ländern der Welt - USA und Japan - steht die Rückkehr zu steigenden Renditen noch aus. Würde der chinesische Motor ins Stottern kommen, würden die Exporterlöse nicht mehr so reichlich in US-Anleihen fliessen. Dies dürfte zu steigenden US-Renditen führen. Die über Jahrhunderte gültige Normalität wäre wieder hergestellt. Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.


© Robert Rethfeld
www.wellenreiter-invest.de



P.S.: Wir schauen hinter die Märkte und betrachten diese mit exklusiven Charts! Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7.30 und 8.00 Uhr eine tägliche Kolumne zum aktuellen Geschehen unter www.wellenreiter-invest.de, die als 14-tägiges Schnupperabo kostenlos getestet werden kann.



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