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Angebotssorgen treiben Kupfer auf 3½-Monatshoch

29.07.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Rohölsorten Brent und WTI können ihr Preisniveau von 117 bzw. 97 USD je Barrel aufgrund von Angebotsrisiken weitgehend behaupten. Aufgrund von Tropensturm Don sind im Golf von Mexiko 7% der US-Ölproduktion geschlossen. Dieser Anteil könnte sich im Tagesverlauf noch weiter erhöhen, da Don erst in der kommenden Nacht die texanische Küste erreichen wird. Prognosen zufolge könnte auch die Küstenstadt Corpus Christi betroffen sein, wo sich ein Ölhafen und vier Ölraffinerien befinden.

Sofern es nicht zu länger anhaltenden Beeinträchtigungen der Ölproduktion kommt, dürfte der Preis im Anschluss unter Druck geraten. Denn eine Ölknappheit besteht derzeit nicht, wie die in dieser Woche veröffentlichten US-Lagerdaten und die neuesten Zahlen zur OPEC-Ölproduktion bestätigen. Letztere stieg einer Reuters-Umfrage zufolge im Juli um 260 Tsd. auf gut 30 Mio. Barrel pro Tag und damit auf den höchsten Stand seit knapp drei Jahren. Insbesondere Saudi Arabien und Angola waren für die Produktionssteigerung verantwortlich. Damit ist die OPEC-Produktion über das Niveau von vor Ausbruch der Unruhen in Libyen gestiegen.

Gleichzeitig wird damit auch die Angebotslücke geschlossen, welche IEA, EIA und OPEC in ihren letzten Berichten noch ausgemacht hatten. Der Erdgaspreis hat von den Auswirkungen des Tropensturms bislang nicht profitieren können und ist gestern nach der Bekanntgabe eines etwas stärker als erwarteten Anstiegs der US-Erdgaslagerbestände sogar um 3% auf 4,24 USD je mmBtu gefallen. Die Produktionsbeeinträchtigungen sind mit 3% der US-Produktion im Golf von Mexiko bislang noch vergleichsweise gering. Wir erachten den Erdgaspreis weiterhin als unterbewertet und rechnen mit einer Erholung in den kommenden Monaten.


Edelmetalle

Ein zwischenzeitlicher Preisrückgang bei Gold auf fast 1.600 USD je Feinunze gestern wurde offensichtlich zu verstärkten Käufen genutzt, so dass sich der Preis wieder bis fast auf sein Ausgangsniveau erholen konnte. Das Kaufinteresse spiegelte sich auch in ETF-Zuflüssen wider: Allein der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, berichtete für gestern einen Aufbau seiner Bestände um 18,2 Tonnen auf ein 6-Monatshoch.

Die heute Abend nach Handelsschluss zur Veröffentlichung anstehenden Daten zur Marktpositionierung spekulativer Finanzinvestoren der CFTC werden zeigen, ob auch die Netto-Long-Positionen bei Gold weiter erhöht wurden. Zugleich schwelt die Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern weiter: Die Ratingagentur Moody’s hat angekündigt, das Kreditrating von Spanien zu überprüfen und gegebenenfalls eine Herabstufung vorzunehmen. Weitere Unterstützung erfährt der Goldpreis durch die nach wie vor andauernde Schuldendebatte in den USA sowie den gestern begonnenen Streik der Goldminenarbeiter in Südafrika.

Gemäß Aussagen des kanadischen Goldminenproduzenten Goldcorp, wird die physische Goldnachfrage in China am Ende des Jahres die indische übertreffen. Der steigende Wohlstand und Absicherungsbedarf gegen die hohen Inflationsrisiken führen zu einer steigenden Nachfrage. Indien und China standen im letzten Jahr laut Daten des WGC für 32% bzw. 20% der weltweiten Schmuck- sowie Barren- und Münznachfrage.

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Industriemetalle

Die negativen Nachrichten am Kupfermarkt, bzw. für den Kupferpreis sind es positive, reißen nicht ab. Der mittlerweile eine Woche lang andauernde Streik in der Escondida-Mine geht weiter und eine Einigung scheint kurzfristig nicht in Sicht. Darüber hinaus hat Chile, mit 34% Marktanteil der weltweit größte Kupferproduzent, für Juni einen starken Rückgang der Kupferproduktion vermeldet. Diese ist im Vergleich zum Vorjahr um 8,5% auf 426,5 Tsd. Tonnen gefallen. Gründe hierfür waren mehrere Streiks in diversen Minen, schlechte Wetterbedingungen und Stromengpässe. Aus denselben Gründen dürfte auch die Kupferproduktion im Juli nochmals stark zurückgegangen sein. Der Kupferpreis steigt im Zuge dessen zwischenzeitlich auf ein 3½-Monatshoch von knapp 9.900 USD je Tonne und dürfte u.E. vor allem aufgrund der Angebotsprobleme weiter gut unterstützt sein.

Unterdessen verdichten sich die Anzeichen, dass sich der globale Nickelmarkt einengt. Der größte japanische Nickelproduzent, Sumitomo Metal Mining, hat seine ursprüngliche Prognose eines Angebotsüberschusses in diesem Jahr von 35 Tsd. auf 20 Tsd. Tonnen nach unten revidiert. Neben Problemen beim Produktionsstart verschiedener Projekte, die das Angebot einschränken, erwartet Sumitomo eine starke Nachfrage aus China zur Edelstahlproduktion. Der Nickelpreis, der aktuell auf einem 2½-Monatshoch notiert, dürfte unserer Meinung nach seinen Aufwärtstrend fortsetzen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für LIFFE-Weizen ist gestern erstmals seit einer Woche wieder auf 200 EUR je Tonne gestiegen. Die Aufwärtsrevision der Ernteprognose durch den International Grains Council hatte somit keine negativen Auswirkungen auf die Weizenpreise. Der IGC erwartet nunmehr eine um 8 Mio. Tonnen höhere globale Weizenproduktion und um 5 Mio. Tonnen höhere End-Lagerbestände als vor einem Monat. Grund hierfür sind bessere Ernteaussichten in der EU und Russland, wo die Ernteschätzungen um 3,7 bzw. 2 Mio. Tonnen nach oben revidiert wurden.

Wir teilen diesen Optimismus hinsichtlich der EU-Erntemengen nicht. Die starken Regenfälle in den vergangenen Wochen dürften vielfach zu spät gekommen sein, um die Ernteerträge noch nennenswert zu verbessern. Das feuchte und kühle Wetter im nördlichen und westlichen Europa dürfte der Ausreifung eher hinderlich sein. Hinzu kommt, dass durch den Regen und die hohe Bodenfeuchtigkeit die angelaufene Winterweizenernte erschwert wird, d.h. die erntereifen Ähren länger auf dem Feld verbleiben als notwendig.

Dieser Umstand könnte dazu führen, dass die Ernteerträge eher noch weiter sinken. Auch in den USA machen starke Niederschläge den Weizenproduzenten zu schaffen. Einer Feldtour zufolge dürften die Sommerweizenerträge auf 41,5 Scheffel je Morgen sinken, den niedrigsten Stand seit drei Jahren und deutlich niedriger als die vor einem Jahr erzielten 46,1 Scheffel je Morgen.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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