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Einigung im US-Schuldenstreit sorgt für Erleichterung

01.08.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die in letzter Minute erzielte Einigung zur Anhebung der Schuldengrenze in den USA führt zu einem Anstieg des Risikoappetits und gibt den Ölpreisen zum Wochenauftakt Auftrieb. Der Brentölpreis steigt vorübergehend auf ein 6-Wochenhoch von 120,4 USD je Barrel. Kurzfristig könnte die Erleichterung darüber die Preise noch weiter nach oben tragen, da Finanzanleger auf den Zug aufspringen könnten. Diese haben in der Woche zum 26. Juli ihre Netto-Long-Positionen bereits um 8,6 Tsd. auf 180.013 Kontrakte ausgeweitet, den höchsten Stand seit sechs Wochen.

Finanzanleger sind damit maßgeblich verantwortlich dafür, dass der Ölpreis trotz schwacher Rahmendaten auf einem hohen Niveau verharren kann. Dass das fundamentale Bild derzeit alles andere als rosig aussieht, verdeutlichten die US-BIP-Zahlen am Freitag mit einem mageren Wachstum von annualisiert 1,3% im zweiten Quartal, wobei insbesondere der private Verbrauch enttäuschend ausfiel. Wenn es nun noch im Zuge der erreichten Kompromisslösung zu weitreichenden Ausgabenkürzungen kommt, dürfte dies die Nachfrage noch weiter abbremsen. Auch in China schwächt sich die Wirtschaftsaktivität den jüngsten Daten zufolge weiter ab. Von daher könnte die Freude der Marktteilnehmer über die Einigung in den USA nur von kurzer Dauer sein.

Wir sehen deshalb auch keinen Grund, von unserer Erwartung fallender Ölpreise im Jahresverlauf abzurücken. Tropensturm Don hat ohne größeren Schaden anzurichten in der Nacht zum Samstag das texanische Festland erreicht. Derzeit sind noch 6% der US-Ölproduktion und 3,5% der US-Gasproduktion im Golf von Mexiko geschlossen.


Edelmetalle

Die Parteien in den USA haben sich am Wochenende auf einen Kompromiss zur Anhebung der Schuldengrenze geeinigt. Der Gesetzesentwurf muss allerdings noch vom Senat und Repräsentantenhaus verabschiedet werden, wobei eine Zustimmung in letzterem als nicht sicher gilt. Eine kurzfristige Zahlungsunfähigkeit der USA scheint dennoch abgewendet. Es bleibt allerdings fraglich, wie die Ratingagenturen auf diesen Kompromiss reagieren, und ob die USA ihr AAA-Rating behalten. Zudem bestehen für umfangreiche Sparanstrengungen derzeit kaum Spielräume wie die schwachen Daten zum US-Wirtschaftswachstum von vergangenem Freitag zeigen. Der Preisrückgang bei Gold hält sich daher in Grenzen.

Das gelbe Edelmetall verliert heute Morgen in etwa nur so viel, wie es am Freitag hinzugewonnen hatte. Unterstützung kommt auch weiterhin von den spekulativen Finanzinvestoren. Diese haben in der Woche zum 26. Juli ihre Netto-Long-Positionen die dritte Woche in Folge auf aktuell 213,5 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Sie liegen damit auf dem höchsten Stand seit Mitte Oktober. Mittlerweile hat sich allerdings von dieser Seite her Korrekturpotenzial aufgebaut. Bei Silber, Platin und Palladium kam es ebenfalls zu einer Erhöhung der Wetten auf steigende Preise von jeweils mehr als 10%.


Industriemetalle

Die Metallpreise verzeichnen einen freundlichen Start in die neue Handelswoche. Unterstützt werden sie zum einen durch den Kompromiss zur Anhebung der Schuldengrenze in den USA. Zum anderen geben besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten in China den Preisen Auftrieb. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe ist im Juli weniger stark gefallen und hält sich weiterhin knapp über der Marke von 50, die Expansion anzeigt. Beides spiegelt sich in festen asiatischen Aktienmärkten wider und drückt den höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer aus. Mit 9.900 USD je Tonne handelt Kupfer auf dem höchsten Stand seit 3½ Monaten. Unterdessen wird die chilenische Escondida-Mine, die weltweit größte Kupfermine, mittlerweile den elften Tag in Folge bestreikt.

Ein neues Angebot des Minenbetreibers wurde von den Arbeitern abgelehnt. Zusätzlich kam es am Wochenende in der weltweit drittgrößten Kupfermine, Collahuasi, zu einer 24-stündigen Arbeitsniederlegung, was zusätzliche Angebotssorgen schürte. Escondida und Collahuasi stehen zusammen für mehr als 10% der globalen Kupferminenproduktion. Der Kupferpreis dürfte daher auch von dieser Seite gut unterstützt bleiben. Wie die Daten der CFTC zeigen, setzen die spekulativen Finanzinvestoren weiter stark auf steigende Preise: In der Woche zum 26. Juli haben sie ihre Netto-Long-Positionen um 8% auf 29,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies entspricht dem höchsten Stand seit Mitte Februar.


Agrarrohstoffe

Indien hat am Wochenende die Exportbeschränkungen für Baumwolle aufgehoben und erlaubt die Ausfuhr mittels allgemeiner Exportlizenzen bis zum Ende des laufenden Erntejahres. Auf diesem Wege könnten laut dem größten Baumwollexporteur des Landes bis Ende September bis zu 1,2 Mio. Ballen à 170 kg Baumwolle exportiert werden, sofern hierfür Bedarf besteht. Zunächst wurden die Exporte auf maximal 5,5 Mio. Ballen begrenzt. Im Juni wurden dann 1 Mio. Ballen zusätzlich für den Export freigegeben. Im Gegensatz zu den USA kann Indien in diesem Jahr mit einer sehr guten Ernte rechnen. Das staatliche Cotton Advisory Board hat seine Schätzung für die Baumwollernte um 4,2% auf 32,5 Mio. Ballen nach oben revidiert.

Die indischen Baumwollvorräte sollen Ende September mit 5,25 Mio. Ballen fast doppelt so hoch liegen als bislang erwartet. Diese Nachrichten aus dem zweitgrößten Baumwollexportland dürften einer Erholung der Baumwollpreise zunächst entgegenstehen. Erst wenn sich der Fokus auf die enttäuschende US-Ernte richtet, dürften die Preise wieder steigen. Damit ist spätestens im Oktober zu rechnen. Am Freitag war der Preis für den meistgehandelten Dezember-Kontrakt zunächst um das maximal zulässige Tageslimit gefallen, konnte sich bei auffallend hohem Handelsvolumen aber im Tagesverlauf wieder erholen. Dies ist das zweite Mal innerhalb einer Woche, dass es zu einer derartigen Preiserholung innerhalb eines Handelstages gekommen ist.

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CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank, Corporates Markets






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