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Der Aufbau der Sicherheitspuffer

02.08.2011  |  Robert Rethfeld
Will ein Sportler möglichst weit springen, werfen oder schießen, so versucht er, zuvor ein Maximum an Energie zu speichern, um diese im Moment der Sprungs, Wurfs oder Schusses abzugeben. Ein Speerwerfer versucht, die durch den Anlauf erzeugte Energie von den Beinen über den Rumpf auf Schulter und Arme zu übertragen. Es ist wichtig, die aufgestaute Energie geballt erst im Moment des Wurfs abzulassen. Der Arm wird bis zum letzten Moment hinten gelassen, bevor die Energie komplett auf den Speer übergeht.

In der Anlaufphase kommt es darauf an, möglichst viel Energie zu speichern. Ähnliche biomechanische Vorgänge wirken beim Weitsprung, im Handball ("Sprungwurf"), im Fußball ("die Kraft wird von der Ausholbewegung der Arme über den Rumpf auf das Schussbein übertragen") und auch beim Golfspiel.

Was haben diese Zusammenhänge mit den Finanzmärkten zu tun? Betrachtet man Liquidität als die Energie des Finanzsystems, so ist aktuell auf allen Ebenen der Aufbau ("die Speicherung") von Liquidität zu erkennen. Um im Bild des Sportlers zu bleiben: Der Speer hat den Wurfarm des Sportlers noch nicht verlassen, die Energie wird noch aufgebaut. In einer solchen Phase erhöhen die Banken ihr Eigenkapital, Kredite vergeben sie kaum. In einer solchen Phase reduzieren die Privatleute ihren Konsum, zahlen Kredite ab und sparen den Rest. In einer solchen Phase bauen Unternehmen Liquiditätspolster auf, ohne neue Mitarbeiter einzustellen.

Konkret bedeutet dies: Die Banken parken 1,6 Billionen US-Dollar mit einer Rendite von 0,25% bei der Fed, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, die Liquidität in den Wirtschaftskreislauf abgeben zu wollen.

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Es bedeutet auch: Die Geldmengen steigen, insbesondere die Geldmenge M1 ("Cash"). Geld wird auf dem Sparkonto gelassen oder unter die Matratze gesteckt, obwohl die Verzinsung null oder marginal ist. Die US-Geldmenge M1 (grün; folgender Chart) verzeichnet derzeit ein Wachstum von 14,5% gegenüber dem Vorjahresmonat.

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Der frühere Fed-Chef Alan Greenspan beklagt in einem Artikel für die FTD den Aufbau von Sicherheitspuffern - so nennt er die Speicherung der Liquidität - als Schmälerung unseres Wohlstands.

Nun ist der Aufbau von Sicherheitspuffern nach einer Krise wie in 2007/08 völlig normal. Zyklisch betrachtet wächst die Geldmenge nach einer Rezession zunächst schlagartig an, bevor die Zuwachsraten nachlassen und die Liquidität das Wirtschaftswachstum anzutreiben beginnt.




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