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Schwache Konjunkturdaten belasten Preise

02.08.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit der USA scheint zwar abgewendet. An deren Stelle sind nun allerdings die Konjunktursorgen getreten. Nachdem schon das US-Wirtschaftswachstum am vergangenen Freitag äußerst enttäuschend ausfiel, gab es gestern mit dem Einbruch des US-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe einen weiteren herben Dämpfer.

Die Ölpreise sind daraufhin unter Druck geraten. Brent verlor in der Spitze fünf US-Dollar und handelt am Morgen bei 116 USD je Barrel. Da US-Leichtöl von der Konjunkturschwäche in den USA stärker betroffen ist, hat sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf knapp 22 USD je Barrel ausgeweitet. Die britische Ölfirma BP muss zudem ihr Pipelinesystem für Forties-Öl für fünf Tage schließen. Durch das betroffene Pipelinesystem fließen 40% der britischen Ölproduktion. Dadurch dürften sich die Angebotsengpässe bei Brent weiter verstärken. In der Folge dürfte sich die Preisdifferenz weiter ausweiten.

Währenddessen scheint sich der geplante Bau einer Ölleitung von Cushing nach Houston mit einer täglichen Durchleitungskapazität von 450 Tsd. Barrel zu verzögern, wodurch das lokale Überangebot an WTI behoben werden sollte. Die hohen Lagerbestände in Cushing sind ein weiterer wichtiger Grund für den deutlichen Preisabschlag von WTI gegenüber Brent. Die Pipelinebetreiber Enterprise Products Partners LP und Energy Transfer Partners sahen sich zu einer erneuten Verlängerung einer Bewerbungsfrist veranlasst, weil sich bislang offensichtlich nicht genügend Nutzer für das geplante Pipeline-Projekt gefunden haben. Am Termin der Fertigstellung Ende 2012 will man jedoch festhalten.


Edelmetalle

Der Gesetzentwurf zur Anhebung der Schuldengrenze in den USA hat vergangene Nacht eine wichtige Hürde - die Zustimmung im Repräsentantenhaus - genommen. Heute muss noch der Senat dem Entwurf zustimmen. Im Zuge enttäuschender US-Konjunkturdaten ist der Goldpreis gestern allerdings deutlich gestiegen. Während dieser in US-Dollar ausgedrückt bis an sein Rekordhoch herangelaufen ist, hat er in Euro gerechnet bei knapp 1.150 EUR je Feinunze ein neues Allzeithoch markiert. Dies war neben den schwachen Konjunkturdaten auch der starken US-Währung geschuldet.

Die USA als größte Volkswirtschaft der Welt steht offenbar nicht nur vor einem sehr hohen Schuldenberg, sondern kämpft auch mit wirtschaftlicher Stagnation. Dies dürfte die Spekulationen über eine Verlängerung der ultra-expansiven Geldpolitik (QE3) wieder anheizen. Der Goldpreis bleibt vor diesem Hintergrund gut unterstützt.

Laut Einschätzung des chinesischen Research-Instituts Antaike könnten die Platinimporte Chinas in diesem Jahr um 10% zunehmen. Dies führt Antaike vor allem auf die wachsende Schmucknachfrage zurück. Das Reich der Mitte stand laut Johnson Matthey im vergangenen Jahr für 68% der globalen Schmucknachfrage und hat laut Daten der Zollbehörde rund 2,68 Mio. Unzen Platin importiert. Dass die Platinnachfrage aktuell hoch ist, zeigt auch die Investmentnachfrage: So verzeichneten in den letzten 12 Monaten die Platin-ETFs von allen Edelmetallen mit 370 Tsd. Unzen bzw. einem Plus von 37% die höchsten Zuflüsse.


Industriemetalle

Schwache US-Konjunkturdaten - der ISM-Index fiel deutlich schlechter aus als erwartet - machten die zunächst positive Stimmung an den Märkten zunichte. Die Metallpreise mussten nicht nur ihre bis dahin aufgelaufenen Gewinne wieder abgeben, sondern verzeichneten zum Handelsschluss auch deutliche Verluste. Sollten die im Wochenverlauf noch zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten ebenfalls enttäuschend ausfallen, dürfte dies die Metallpreise weiter belasten.

Gemäß Aussagen des Verbands der chinesischen Spezialstahlhersteller hat die Edelstahlproduktion im Reich der Mitte im zweiten Quartal einen Rekordwert erreicht. Diese stieg im Vergleich zum Vorquartal um 2% und im Vergleich zum Vorjahr um 16% auf 3,13 Mio. Tonnen. Aufgrund niedriger heimischer Preise haben die chinesischen Produzenten verstärkt Edelstahl exportiert. Die Ausfuhren sind im Quartalsvergleich um 41% auf gut 647 Tsd. Tonnen gestiegen. Damit wird das Angebot am Weltmarkt deutlich ausgeweitet.

China hat sich im letzten Jahr zum ersten Mal seit vielen Jahren zum Netto-Exporteur von Edelstahl entwickelt. Das bedeutet aber auch, dass die Überkapazitäten zukünftig wieder abgebaut werden müssen. Da die Edelstahlindustrie mit rund 70% der größte Nachfrager von Nickel ist, hätte dies negative Auswirkungen auf die Nickelnachfrage. Kurzfristig dürfte der Nickelpreis durch das Momentum der Edelstahlindustrie aber noch unterstützt sein.

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Agrarrohstoffe

Dank der Regenfälle in den wichtigsten Anbaugebieten hat sich der Zustand der US-Maisernte in der vergangenen Woche stabilisieren können. Laut US-Landwirtschaftsministerium waren 62% der Maispflanzen in gutem bzw. sehr gutem Zustand. Damit liegt der Anteil allerdings noch immer neun Prozentpunkte niedriger als vor Jahresfrist. Auch in ihrer Entwicklung liegen die Pflanzen etwas hinter dem langjährigen Durchschnitt zurück. Diese Rückstände können aber bei günstigen Witterungsbedingungen noch aufgeholt werden, so dass derzeit noch nicht mit nennenswerten Ernteeinbußen zu rechnen ist. Die prognostizierten Niederschläge in den nördlichen Anbaugebieten könnten für weitere Entlastung sorgen.

Bislang rechnet das USDA mit einer Rekord-Maisproduktion in den USA von 342 Mio. Tonnen. Der Anteil der Sojabohnenpflanzen in gutem bzw. sehr gutem Zustand verschlechterte sich im Wochenvergleich dagegen um zwei Prozentpunkte auf 60% und liegt damit sechs Prozentpunkte niedriger als vor einem Jahr. Insbesondere in den südlichen Anbaugebieten kam es aufgrund hoher Temperaturen zu Verschlechterungen bei der Pflanzenqualität. Ebenso wie bei Mais führte die verspätete Aussaat zu einem leichten Rückstand bei der Pflanzenentwicklung, welcher bislang noch nicht vollständig aufgeholt werden konnte. Hier könnte es zu Ernteausfällen kommen, sollte die Hitzewelle noch für längere Zeit anhalten.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank, Corporates Markets






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