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Fieberthermometer Gold steigt auf Rekordhoch

03.08.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Sorgen vor einer wirtschaftlichen Abkühlung in den USA und eine steigende Risikoaversion haben den WTI-Ölpreis auf ein 5-Wochentief von weniger als 93 USD je Barrel fallen lassen. Der Brentölpreis fällt auf unter 116 USD je Barrel, kann sich aber nach wie vor etwas besser behaupten als WTI, so dass sich die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten mittlerweile auf mehr als 22 USD je Barrel ausgeweitet hat. Auch der unerwartete Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 3,3 Mio. Barrel, welcher gestern nach Handelsschluss vom API berichtet wurde, konnte daran nichts ändern. Dieser erklärt sich mit einer gestiegenen Rohölverarbeitung der Raffinerien, was angesichts der attraktiven Verarbeitungsmargen nicht überraschend ist.

Die Nachfrage kann mit der Angebotsausweitung allerdings nicht Schritt halten, so dass die Vorräte an Ölprodukten zusammengenommen sogar stärker gestiegen sind als der gemeldete Rückgang der Rohöllagerbestände. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten am Nachmittag. Hier wird darauf zu achten sein, ob es zu einem erneuten Rückgang der strategischen Ölreserven gekommen ist, welcher sich in einem Anstieg der kommerziellen Ölvorräte niederschlagen könnte. Dies würde den Ölpreis im gegenwärtigen Marktumfeld weiter unter Druck setzen und zu einer weiteren Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI beitragen. Wir rechnen zunächst mit einer Fortsetzung des Preisrückgangs. Bei einem Unterschreiten von 115 USD je Barrel könnte der Brentpreis schnell Richtung 110 USD fallen. Bei WTI sind Preise unterhalb von 90 USD denkbar.


Edelmetalle

Gold markiert aktuell gleich in mindestens acht Haupthandelswährungen neue Rekordhochs. Während in US-Dollar ausgedrückt beispielsweise ein Wert von über 1.670 USD je Feinunze erreicht wird, handelt der Preis in Euro gerechnet bei mehr als 1.180 EUR je Feinunze. Daneben werden u.a. in Britischen Pfund, Australischen Dollar und Japanischen Yen neue Allzeithochs erzielt. Dies ist zum einen auf die aktuell hohe Risikoaversion und den Vertrauensverlust in die Weltleitwährungen sowie hohe ETF-Zuflüsse zurückzuführen.

Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete allein gestern Zuflüsse von 18 Tonnen. Zum anderen unterstützen derzeit auch Zentralbanken mit Goldkäufen den Preis. So haben Südkorea, Thailand und Kasachstan in den letzten zwei Monaten zusammen rund 46 Tonnen Gold gekauft. Die Zentralbanken erachten das Preisniveau offenbar als nicht zu hoch und diversifizieren ihre Währungsreserven. Für die koreanische Zentralbank war dies der erste Goldkauf seit mehr als zehn Jahren. Laut Daten des World Gold Council haben die Zentralbanken weltweit in den ersten fünf Monaten des Jahres insgesamt netto 155 Tonnen Gold gekauft.

Dies entspricht 15% der globalen Minenproduktion im selben Zeitraum. Der Höhenflug des Goldpreises scheint nach wie vor vielfältig unterstützt und ein kurzfristiges Ende der Hausse nicht in Sicht zu sein. Allerdings deutet der jüngste kräftige Preisanstieg um mehr als 40 USD innerhalb eines Tages mittlerweile auch auf eine Übertreibung hin. Die Beilegung des Streiks und die heutige Wiederaufnahme der Produktion in den südafrikanischen Goldminen hatten dagegen keine Auswirkungen auf den Goldpreis.

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Industriemetalle

In der chinesischen Provinz Henan wurden die Aluminiumschmelzen von der lokalen Regierung aufgefordert, sich auf Stromrationierungen vorzubereiten. Henan ist die größte aluminiumproduzierende Region in China. Dies könnte zu Kürzungen in der dortigen Produktion und zu weiter steigenden Preisen führen. Bereits seit Anfang Juli ist der Aluminiumpreis an der Börse Shanghai (SHFE) - gemessen am nächstfälligen Futures-Kontrakt - um 7,5% auf gut 18.500 CNY je Tonne gestiegen. Dies entspricht umgerechnet gut 2.870 USD je Tonne. Die möglichen Produktionskürzungen könnten in Kombination mit dem starken Lagerabbau in China, die Aluminiumvorräte an der SHFE befinden sich auf dem niedrigsten Stand seit zwei Jahren, zu verstärkten Importen führen. Dies dürfte im Endeffekt auch den Aluminiumpreis an der LME unterstützen.

Dagegen könnte der Bleipreis demnächst unter Druck kommen: Das chinesische Umweltschutzministerium hat im Rahmen von Restrukturierungsmaßnahmen angeordnet, dass fast 1.000 Batterieproduzenten im Land die Produktion vorübergehend einstellen müssen oder sogar endgültig geschlossen werden. Die Batterieproduktion macht im Reich der Mitte rund 80% der inländischen Bleinachfrage aus und das Land steht wiederum für 45% der globalen Bleinachfrage.


Agrarrohstoffe

Die Getreide- und Sojabohnenpreise konnten sich dem Trend schwacher Rohstoffpreise nicht nur entziehen, sondern sogar kräftige Gewinne verbuchen. Die Notierungen für Weizen und Mais zogen an der CBOT um 6% bzw. 4% an, Sojabohnen um 1%. Weizen und Mais handeln mittlerweile wieder oberhalb von 7 USD je Scheffel. Dahinter stehen Sorgen vor wetterbedingten Ernteeinbußen. In den östlichen und mittleren Landesteilen der USA, wo sich der Großteil der Anbaugebiete befinden, war der Juli einer der heißesten Monate seit Beginn der Aufzeichnungen.

Teilweise lagen die Durchschnittstemperaturen bis zu acht Grad über dem Normalwert. Weite Teile der Anbaugebiete von Mais waren für längere Zeit Temperaturen ausgesetzt, welche sich negativ auf die kritische Bestäubungsphase und die daran anschließende Körnerausbildung der Maispflanzen ausgewirkt haben könnten. In den südlichen Anbaugebieten war es zudem deutlich zu trocken, in den nördlichen Anbaugebieten dagegen zu feucht.

Aktuellen Prognosen zufolge soll sich an den Wetterverhältnissen zunächst nichts ändern, bevor Mitte des Monats zumindest in den nördlichen Anbaugebieten mit einer leichten Abkühlung zu rechnen ist. Allerdings soll sich an der ungleichen Verteilung der Niederschläge auch dann nichts ändern. In der Vergangenheit kam es in Jahren mit ähnlich starken Temperaturabweichungen vom Normalwert zu deutlichen Rückgängen der Ernteerträge. Bei Mais fielen sie 7% niedriger aus als normal, bei Sojabohnen lagen sie 4% unter dem Trend.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst


Quelle: Commerzbank, Corporates Markets






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