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Friendly fire auf Frankreich

25.04.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (09.01Uhr) bei 1.3045, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2955 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 99.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei128.81, während EUR-CHF bei 1.2267 oszilliert.

Wie auch in den letzten Tagen wurden auch gestern die Diskussionen um eine weitere Leitzinssekung der EZB heiß diskutiert. Die schwachen Konjunkturdaten wurden von den Märkten ausgeblendet. Die Hoffnung auf weiteres billiges Geld nach den Aussagen des EZB-Vize trieb die Investoren global wieder in Aktien:

  • Der DAX konnte um 1,30% auf 7759 Zähler zulegen und der japanische Nikkei liegt inzwischen auf Vor-Krisen-Niveau aus dem Jahr 2008.Der DowJones liegt trotz leichten Verlusten ohnehin auf Rekordniveau um 14.700 Punkte.

  • Anleihen der europäischen Reformländer setzen den Positivtend fort. Die Renditen auf 10-Jahres Bonds Italiens (4,09%), Spaniens (4,32%),Irlands (3,55%) und Portugals (5,75%) liegen inzwischen deutlich unter dem als kritisch eingestuften Niveau von 6,00% und mehr.

  • Ebenfalls weiter rückläufig sind die Target2-Forderungen ("Krisenindikator“) der Bundesbank auf 588.722 Mio nach 751.450 Mio im Sommer 2012.

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Mit Verwunderung haben wir die Aussagen von Herrn Meister aufgenommen). Nachdem in den vergangenen Tagen von bedeutenden Einrichtungen wie u.a. der EZB und EU-Kommission Signale für mehr Geduld mit Frankreich gesendet wurden, wird jetzt wieder Innenpolitik auf Kosten der Europartner betrieben ("Ich würde mich freuen, wenn Frankreich dieses Jahr die drei Prozent einhalten würde.")

Frankreich gilt neben Deutschland als ein wesentliches Kernland des Euroraums und ist Eurolands zweitgrößte Volkswirtschaft.

Es ist nicht nur fahrlässig die Analysen von Profis(OECD, EZB etc.) zu ignorieren, es ist gefährlich und zeigt, dass an einigen Stellen das nötige Fingerspitzengefühl nach Monaten der Krise immer noch nicht vorhanden ist. So drangsaliert man sich im Endeffekt selber und Zerstört Kapitalzuflüsse in die gesamte Eurozone. Nicht dass wir falsch verstanden werden. Wir stehen der Eurozone positiv gegenüber und sind optimistisch aufgrund der Reformen, die in den Peripherieländern umgesetzt. Auch befürworten wir Klartext - an der richtigen Stelle. An der falschen Stelle wirken solche Sätze wie Brandzündelei.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt uns wie die europäischen Zahlen im Vergleich liegen:

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Nun macht die Tatsache, dass UK, USA und Japan die Haushaltszahlen Europas deutlich verfehlen die Defizitverstöße gegen die Maastrichtkriterien in Europa (3%-Haushaltsdefizit-Regel) nicht wett, aber ein Blick in den Rückspiegel zeigtuns, dass Deutschland selber die Defizitziele in der Vergangenheit nicht einhalten konnte. Im Wesentlichen waren es die Strukturreformen der Agenda2010, die Deutschland wettbewerbsfähiger gemacht haben und die Steigerungen der Ausfuhren an die Euro-Partnerländer auf denen Deutschlands Erfolge fußen.

Der vorherrschende Konsens, dass die Reformländer sich nicht nur aus der Krise sparen können sondern auch Wachstumsimpulse generiert werden müssen und man dies in einem ausgegelichen Maße umsetzen muss ist in den letzten Wochen anscheinendnicht überall angekommen. EZB-Direktor Asmussen äußerte sich wie folgt:

Es klemme in vielen Ländern bei der Kreditvergabe, weil es erheblich an Kapital fehle und es in der Schuldenkrise eine verstärkte Risikoscheu gebe.

Ein wesentlicher Aspekt für ausbleibendes Wachstum sind fehlende Investitionen in die Reformländer, obwohl hier die Voraussetzungen teilweise massiv verbessert wurden. Es hakt an Vertrauen in die Politik. Am Beispiel Zyperns habenwir zum wiederholten mal festgestellt, dass sich Europa gegenseitig zwar hilft, aber erst in allerletzter Instanz mit viel Mühe eine Lösung findet statt die viel geforderte Solidarität wirklich zu leben. Vertrauensbildende Maßnahmen wären von Seiten der Politik eine verantwortungsvolle Rettungspolitik und eine klare Kommunikationsform.

Beides haben wir in der Vergangenheit leider in viel zu geringem Umfang gesehen, weshalb sich Europa trotz der nachweisbaren Reformen immer noch sehr schwer tut aus der Krise zu wachsen.

Daten von Gestern:

Stärker als erwartet fiel das Ifo-Geschäftsklimaindex für den April. Zwar wurde mit einem schwächeren Wert als im Vormonat gerechnet, das Ergebnis war aber mit 104,4 nach 106,7 deutlich an den Erwartungen mit 106,2 vorbei. Ähnlich verhielt es sich mit den Erwartungen der Befragten, die mit 101,6 ebenfalls deutlich schwächer veröffentlicht wurden als zuletzt (103,6). Analog zu den letzten Einkaufmanagerindices und derZEW-Umfrage ist der Frühling stimmungstechnisch in den deutschen Firmen nicht angekommen.

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Schwache Einzelhandelszahlen aus Italien festigen das Bild, das Europa in den letzten Monaten häufig lieferte. Der alte Jahresbeginn schlug sich in den Einzelhandelsumsätzen von Februar nieder. Der Wert von -4,8% lag ein gutes Stück überdenen des Vorjahres mit -2,80%.

Auch aus den USA kamen keine erfreulichen Zahlen. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im März deutlich gefallen. Das Ordervolumen hat verglichen mit dem Vormonat um 5,7% abgenommen. Klammern wir den volatilen Transportsektor aus, der das Ergebnis maßgeblich beeinflusst, sehen wir einen Wert von -1,4%. Darüber hinaus enttäuschte die Revision des Vormonats, wo das Minus von -0,7 auf -1,7 deutlich nach unten angepasst wurde.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2950 - 80 neutralisiert den aktuellen Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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