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Europa am Tropf der EZB - oder: Was macht die EZB?

30.04.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.43Uhr) bei 1.3112, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3043 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.75. In der Folge notiert EUR-JPY bei128.18, während EUR-CHF bei 1.2270 oszilliert.

Heute sehen nicht nur wir unsere Börsenampel auf "grün“ (ab 7.870 Zähler - Schlusskurs gestern 7.873,50), sondern auch die Aktienmarktteilnehmer greifen direkt beherzt bei den DAX-Aktien zu und treiben den Index über 7.900 Punkte. Die Erwartungen an die EZB werden hier direkt sichtbar.

Die Erwartungen, dass die EZB Morgen den Leitzins auf das Rekordlevel von 0,50% senkt, wirken wie ein Katalysator für den Aktienmarkt. Sollten sich die Vorgaben erfüllen, sind Kurse von 8.150 und später 8.400 in Reichweite. Sollte die EZB aberdie Anleger enttäuschen, sind kurzfristige Rücksetzer in den Bereich um 7.450 möglich.

Einfluss in kleinerem Umfang als die EZB kann die amerikanische Notenbank FED nehmen, wenn sie morgen Abend in ihrem Federal open market commitee (FOMC) Signale zu ihrer weiteren Geldpolitik aussendet.

Der Euro hat sich noch einmal nach der erfolgreichen Parlamentsbildung in Italien kurz über die 1,31 bewegt, ist aber momentan wieder auf dem Rückzug und tendiert um 1,3070. Gegenüber dem Gros der Währungen liegt der Euro etwas schwächer als zuletzt.

Auch hier wartet der Markt auf weitere Impulse von Seiten der Notenbanken. Die Konjunkturzahlen, die wir momentan auf der Agenda sehen beeinflussen die Wechselkurse nicht maßgeblich. Ein Ausbruch aus der bekannten Bandbreite 1,3200-1,2950 ist erst ab Donnerstag Mittag mit Verkündung der neuen EZB-Strategie denkbar. Wir sind ob unserer Erwartungen an die EZB nicht so optimistisch wie der Markt und denken, dass man die Märkte erst einen weiteren Monat beobachten wird, bevor man mit einer Leitzinssenkung in den Markt eingreift. Stattdessen wird in unserem Szenario nach der Notenbanksitzung der Blick verstärkt auf die Konjunkturdaten - besonders der Reformländer - gerichtet werden. Wobei hier schwache Daten Druck auf den Euro ausüben und positive Überraschungen den Euro beflügeln können.

Von Seiten der Staaten droht keine akute Unfallgefahr. Die Zypern-Hilfe ist auf den Weg gebracht, Griechenland liefert und erhält die nächste Hilfstranche. Die Renditen der Staatsanleihen der Reformländer sind seit Monaten weiter rückläufig und liegen häufig schon wieder auf Vorkrisen-Niveaus.

Angesichts der aktuell schlechten Stimmung in Europas Firmen steht hier das größte Fragezeichen. Die Gesundung Europas hängt eng mit dem Wirtschaftsklima zusammen, weshalb immer mehr Länder einen verstärkten Wachstumskurs einschlagen möchten. Ein beträchtlicher Teil der Reformen in Europa ist umgesetzt, jetzt gilt es Traktion auf die gesundeten Körper zu bringen. So lange das Klima für Investitionen unterentwickelt bleibt, wird auch eine weitere Zinssenkung voraussichtlich nur eine sehr überschaubare Wirkung entfalten können.

"Das Wirtschaftsklima in der rezessionsgeplagten Euro-Zone hat sich unerwartet deutlich eingetrübt. Das entsprechende Umfragebarometer für die 17 Staaten der Währungsunion rutschte im April um 1,5 auf 88,6 Zähler ab, wie die EU-Kommission am Montag mitteilte. Es war bereits der zweite Rückgang in Folge.“

Heute Morgen bedienen wir uns der GfK-Nachricht ausder Rubrik „letzte Nachrichten“. Nachdem Deutschland in den letzten Wochen häufig gemahnt wurde, die heimische Nachfrage zu stärken, nehmen wir diese Nachrichten mit Freude auf, auch wenn der Grund um Zypern für die Kauflaune kein Grund zur Freude ist. Hingehen ist einer der Haupttreiber - der solide Arbeitsmarkt - zuletzt etwas ins schwächeln geraten. Die deutschen Einzelhandelszahlen im März enttäuschten mit -2,8% im Vergleich zum Vorjahr und mit -0,3% zum Vormonat. Da hier aber maßgeblich externe Effekte (zu kaltes Wetter) die Stimmung negativ beeinflussten, besteht weiter ein freundliches Konsumklima unter den Verbrauchern in Deutschland.

Berlin, 30. Apr (Reuters) - Die Deutschen sparen sowenig wie nie noch nie und sind in Kauflaune wie seit Jahren nicht mehr. Die Sparneigung fiel imApril auf einen historischen Tiefstand, teilte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Dienstag zu ihrer monatliche Verbraucherumfrage mit.

"Die Zwangsabgabe in Zypern hat somit auch die bundesdeutschen Sparer in ihrem Vertrauen in die Sicherheit ihrer Einlagen erschüttert", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Dort wurden Kunden der größten Banken mit einem Guthaben ab 100.000 Euro mit einer Zwangsabgabe belegt, um eine Staatspleite zu verhindern. Vor diesem Hintergrund legte die Bereitschaft der Deutschen zu größeren Anschaffungen zu. Da sie auch die Einkommenserwartungen nach oben schraubten, kletterte das für Mai berechnete Konsumklimabarometer von 6,0 auf 6,2 Punkte - das ist der höchste Stand seit Oktober 2007. "Die Verunsicherung gegenüber den Finanzmärkten stimuliert die Konsumenten, ihre finanziellen Mittel in werthaltige Anschaffungen zu investieren anstatt sie zur Bank zu tragen", sagte Bürkl. "Zumal die zur Zeit historisch niedrigen Zinsen nicht einmal die Inflation kompensieren."

Daten von Gestern:

Die wirtschaftliche Erholung in den USA setzt sich weiter fort. Die Einkommen allerdings stiegen im März nicht so stark wie im Vorfeld erwartet wurde. Im Monatsvergleich kletterten die Einkommen nur um 0,2%. Erwartet wurde dagegen ein Anstieg um +0,4%.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2950 - 80 neutralisiert den aktuellen Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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