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US-Notenbank liefert ... alle Augen auf EZB

02.05.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.55 Uhr) bei 1.3174, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3055 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.10, während EUR-CHF bei 1.2222 oszilliert.

In den letzten beiden Tagen haben wir eine regelrechte Datenflut aus den USA, Europa und China gesehen. Was bleibt unter dem Strich als Fazit stehen?

Die USA setzen ihre wirtschaftliche Erholung stetigweiter fort, der Häusermarkt sendet in Summe positive Signale hat aber auch immer wieder negative Ausreißer dabei, die Aufhorchen lassen. Durch die steigenden Hauspreise hebt sich die Stimmung der US-Verbraucher, was wiederum auf ein Anziehen der Konjunktur hoffen lässt.

Die letzten Arbeitsmarktdaten waren allerdings enttäuschend und lieferten die schwächen Werte für Neueinstellungen seit sieben Monaten. Nachdem das BIP im ersten Quartal auf annualisierter Basis mit einem Wachstum von +2,5% unter den erwarteten 3,0% verblieb, werden für das zweite Quartal die Wachstumsaussichten mit verstärkten Risiken beurteilt.

Die amerikanische Notenbank FED behält angesichts der aktuellen Situation seinen Fuß auf dem Gaspedal und schaltet den Tempomaten ein. Sie belässt den Leitzins auf dem bekanntem Level von 0,00-0,25% und führt vorerst die Wertpapierkäufe von 85 Mrd. USD pro Monat weiter aus um die Konjunktur zu stützen. Da in den USA, wie auch in Europa, aufgrund der günstigeren Energiepreise die Inflationsdaten zuletzt deutlich unter 2% lagen, ergibt sich keine Notwendigkeit den Fuß vom Gas zu nehmen, was im Vorfeld noch als ein mögliches Szenario gehandelt wurde. Im Gegenteil..durch den gesunkenen geldpolitischen Druck kann die FED weiter Wertpapiere kaufen, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Wie wir in den letzten Tagen schon häufiger geschrieben haben, besteht heute für die EZB die Möglichkeit ebenfalls an der aktuellen Geldpolitik zu pfeilen. Auch in Europa sehen wir eine moderate Inflation und das Politikum Leitzins im Vordergrund der aktuellen Diskussion. Selbst der Hardliner der Bundesbank Jens Weidmann hat ein gewisses Verständnis für eine mögliche Zinssenkung formuliert. Gleichzeitig ist der ökonomische Nutzen einer solchen Zinssenkung zweifelhaft. Stattdessen würde unserer Meinung nachdie EZB in einer relativ ruhigen Phase (sinkende Risikoaufschläge auf Staatsanleihen) der Staatschuldenkrise ihr Pulver verschießen statt es trocken zu halten und auf eventuelle Verschärfungen reagieren zu können. Aber auf der anderen Seite bleibt Europa seit Ende 2011 in der Rezession mit einer Rekordarbeitslosenquote und einer schwachen Kreditvergabe gerade an die wichtigen kleinen und mittelern Unternehmen.

Heute um 13.45 Uhr wissen wir mehr ... Ab 14.30 Uhr verfolgen wir die Kommentare der EZB in der folgenden Pressekonferenz.

Ein kurzes Statement zu China:

Der Einkaufmanagerindex für Chinas Industrie fiel im April auf 50,6 Punkte nach 50,9 im März. Damit liegt der Wert noch knapp überhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Das Barometer der Auslandsbestellungen fiel unter die Wachstumsschwelle von 50,0 Zähler.

Diese Einkaufmanagerindices signalisieren geringeres Wachstum als in den letzten Jahren. China hat die Welt mit zweistelligen Wachstumsraten „verwöhnt“. Jetzt orientiert sich die Regierung um und möchte das Land binnen weniger Jahre von der Werkbank der Welt hin zu einem Hightechland mit stärkerer Binnennachfrage entwickeln. Zwei Faktoren treffen also zurzeit zusammen. Einmal die sinkenden Auslandsbestellungen angesichts konjunktureller Unsicherheiten besonders in Europa und andererseits der Umbau des Landes, was kurzfristig bremsend wirkt. Die Vorgabe für das Wachstum im Land liegt dieses Jahr bei 7,5% nach 7,8% im vergangenen Jahr.

Selbstverständlich haben wir geringeres nominelles Wachstum als die letzten Jahre, ein Blick hinter die Zahlen macht aber etwas gelassener.

Daten von Dienstag und Mittwoch:

Weiter stark schwankend zeigt sich das Verbrauchervertrauen nach Lesart des Conference Boards im April 2013. Der Wert stieg im April auf 68,1 Zähler nach 61,9 im Vormonat. Die aktuellen Erwartungen legten leicht auf 60,4 nach 59,2 zu. Die Erwartungen stiegen auf 73,3 von 63,7.

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Unerwartet schwach fiel der Einkaufmanagerindex fürChicago aus. Der Index fiel um 3,4 Punkte auf 49,0 Zähler und liegt damit aktuell unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Damit liegt der Index erstmals wieder auf dem Niveau aus dem Jahr 2009, also aus Krisenzeiten. Die Zahl ließ einen schwachen folgenden ISM Index am Mittwoch erwarten nachdem die US-Wirtschaft im ersten Quartal noch eine robuste Entwicklung zeigte.

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Etwas unter den Erwartungen lag der ADP-Arbeitsmarktbericht, der die Veröffentlichung von 119.000 neuen Stellen außerhalb der Landwirtschaft vermeldete. Im Vormonat lag die Zahl der neuen Jobs bei revidierten 131.000. Vor der Zahlenrevision wurden hier noch 158.000 Jobs ausgewiesen. Die Erwartungen für den April lagen um150.000 neu geschaffene Stellen. Die US-Wirtschaft hat damit so wenige neue Stellen im April geschaffen wie seit 7 Monaten nicht mehr.

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Der ISM-Index gilt als wichtiger Frühindikator für die US-Industrie und wurde Mittwoch veröffentlicht. Wie im Vorfeld erwartet wurde, fielder Einkaufmanagerindex ISM auf 50,7 Zähler nach 51,3 im März.

Die Teilindices zeigten ein durchwachsenes Bild. Der Subindex für die Beschäftigung sank um 4 Zähler auf 50,2. Der Lagerbestand verringerte sich um 3 Punkte auf 46,5 und der Preisindex verlor 4,5 Punkte auf 50 Zähler. Dagegen stieg der Subindex für Auftragseingänge um 0,9 auf 52,3. Ebenfalls zulegen konnte die Produktion auf 53,5 von 52,2.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2950 - 80 neutralisiert den aktuellen Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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