Eurozone in Neuausrichtung - US-Arbeitsmarkt setzt positive Akzente
06.05.2013 | Folker Hellmeyer
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Die Konjunkturdaten der letzten Wochen bieten auf globaler Ebene grundsätzlich ein uneinheitliches Bild, in dem schlussendlich jedochabnehmende Konjunkturdynamik dominiert. In unserer Anpassung der Wachstumsprognose verwiesen wir darauf, dass insbesondere die Eurozone durch das Krisenhandling (maßgeblich Zypern, aber auch Italien) voraussichtlich konjunkturell ein Quartal des möglichen Aufschwungsper 2013 verspielt hat.
Die Auswirkungen dieses europäischen Dilemmas sind auch international spürbar. Datensätze aus China und zu Teilen aus den USA liefern ausreichendBelege.
Fakt ist, dass die Wirtschaftswelt bezüglich der Entwicklung der Eurozone unverändert hoch sensibilisiert ist. Entsprechend kommt dem weiterenpolitischen Handling in der Eurozone hohe Bedeutung zu. Die sich abzeichnende Neuausrichtung der Reformpolitik in der Eurozone wird an den Finanzmärkten positiv angenommen. Die Reaktionen der Aktienindices Dax und Eurostoxx als auch des Euros lassen sich nicht anders interpretieren.
Seit mehr als einem Jahr betonen wir im Forex Report, dass eine veränderte Balance zwischen Sparpolitik und konjunktureller Stabilität erforderlich ist, da ansonsten in den Reformländern der gesellschaftspolitische Konsens zur Disposition steht und sich daraus verstärkte Zerfallsrisiken der Eurozone ergeben könnten.
Die veränderte Haltung der EU-Kommission trägt diesen Sorgen/Gedanken spät, aber voraussichtlich nicht zu spät Rechnung. Die Ausweitung des Zeitrahmens der Defizitreduktionsziele in diversen Reformländern geht in die richtige Richtung. Es gibt eine Daumenregel, dass die Reformanpassungen pro Jahr Volumina von 1% - 2% des BIP, je nach Flexibilitätsgrad der Ökonomien, betragen dürfen. Ansonsten droht konjunkturelle und gesellschaftspolitische Instabilität. Die vorgenommenen Anpassungen insbesondere in Griechenland oder Portugal waren dramatisch höher. Lernkurven sind derzeit erkennbar.
Die zeitliche Streckung ergibt die Möglichkeit, dass die bisher umgesetzten Reformen auf einen stabileren oder größeren ökonomischen Körper treffen. Daraus ergeben sich positive Überraschungspotentiale in der Defizitreduktion aufzyklischer Basis.
Wir stehen grundsätzlich voll hinter der Forderung der Fortsetzung der Sparpolitik. Es bedarf jedoch immer der richtigen Menge des Medikaments. Überdosierung einer richtigen Arznei kann fatale Folgen mit sich bringen. Orthodoxie ist nicht nur in der Religion, sondern auch in der Politik ein schlechter Ratgeber.
Die US-Wirtschaftsdaten, die am Freitag veröffentlicht wurden, lieferten ein gemischtes Bild. Da, der US-Arbeitsmarktbericht jedoch höchste Bedeutunghat, war das Gesamtklima am Finanzmarkt am Freitag positiv geprägt.
Per Berichtsmonat April sank die Arbeitslosenquote von zuvor 7,6% auf 7,5%. Die Prognose lag bei 7,6%. Eine zu der Eurozone vergleichbare Größe liefert die Quote U-6 des "Bureau of Labor Statistics“. Diese Quote legte per April von zuvor 13,8% auf 13,9% zu und stand vor 12 Monaten bei 14,5%.
Bedeutender als die Quote ist die Beschäftigung außerhalb des Agrarsektors. Die "Nonfarm Payrolls“ nahmen per April um 165.000 Jobs zu. Die Prognose lag bei 145.000.
Neben dieser positiven Überraschung setzte die Revision der beiden Vormonatswerte massive positive Akzente. Per März wurde der Beschäftigungsaufbau von 88.000 auf 138.000 um 50.000 Jobs nach oben revidiert. Per Februar ergab sich eine Anpassung von 268.000 auf 332.000 um 64.000. Ergo lag der positive Überraschungswert fürdie Periode Februar - April bei erheblichen 134.000 Beschäftigungsverhältnissen. Dieser Wert korrespondiert mit der Entwicklung der Arbeitslosenerstanträge, die per letzter Berichtswoche das niedrigste Niveau seit 2007 markierten!
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Die restlichen US-Daten enttäuschten bezüglich Tendenz und der Erwartungshaltung der Marktteilnehmer.
Die Auftragseingänge der Industrie sanken per März unerwartet stark um -4,0% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei -2,6%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von +3,0% auf +1,9% revidiert.
Dieser Sektor ist stark vom Transportsektor/Großaufträgen (Flugzeuge) abhängig. Wir messen der jüngsten Entwicklung keine Trendqualität bei. Der Blick auf den Chart offenbart, dass das aktuelle Auftragsniveau zwar zuletzt schwächer ausfiel, es bewegt sich jedoch weiter auf hohem Niveau.
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Der ISM-Dienstleistungsindex verfehlte per April die Markterwartungen. Der Index sank von zuvor 54,4 auf 53,1 Punkte. Analysten erwarteten lediglich einen Rückgang auf 54,1 Punkte. Die Subindices waren im Einklang mit dem Gesamtindex.
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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2950 - 80 neutralisiert den aktuellen Bias.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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