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Revision Finanzmarktausblick 2011 - Implikationen 2012

26.08.2011  |  Folker Hellmeyer
Status:

Das Jahr 2011 lieferte eine Phalanx an unerwarteten Entwicklungen, die nicht primär Folge ökonomischer Verwerfungen sind, sich jedoch ökonomisch auswirkten und weiter auswirken, da sie die globale Risikoaversion befeuerten und damit die Erwartungshaltung in der Realwirtschaft belasteten. Das wurde in den letzten drei Monaten vor allen Dingen in der rückläufigen Entwicklung der Einkaufsmanagerindices deutlich und übersetzt sich derzeit in erkennbaren Dynamikverlusten des Wachstums per 2. Quartal 2011 als auch voraussichtlich des dritten Quartals 2011.
  • Die politische Neuausrichtung in Nordafrika setzte den ersten Akzent der Verunsicherung, der sportlich abgefedert wurde.

  • Die Atomkatastrophe in Fukushima wirkte sich vor allen Dingen an den Finanzmärkten aber auch in der internationalen Lieferkette der elektronischen Bausteine kontraproduktiv aus und hatte deutlich stärkere Traktion, die jedoch nicht nachhaltig war.

  • Die seit mehr als 18 Monate latente Krise der Eurodefizitländer kam in der Folge zunächst über verfehlte Ziele Griechenlands (Konjunktureinbruch maßgeblich verantwortlich) in der Reduktion der Neuverschuldung unter Nichtachtung der strukturellen Reformerfolge bezüglich circa 75% der Reformagenda (siehe EU-Fortschrittsbericht Juni 2011) verstärkt in den Fokus.

  • Die Spekulation wendete sich im weiteren Verlauf zunehmend Portugal, Spanien und Italien zu. Massive Reformprogramme in allen betroffenen Ländern, erfolgreiche Statusberichte der Reformen in der Mehrzahl der Länder und zügigere Integrationsschritte innerhalb der Eurozone wurden und werden unverändert von den Finanzmärkten ignoriert. Das gilt auch für die Performance bezüglich der Neuverschuldung der gesamten Eurozone, die von 2009 -2011 im Gegensatz zu den USA, Japan und dem UK deutlich von 6,3% auf voraussichtlich 4,3% (Prognose Europäische Kommission) abnahm, während die anderen Länder mit Werten oberhalb von 10% reüssieren.

  • Das Fiasko der Anhebung des US-Schuldenlimits gekoppelt mit einem hohen Maß an US-Reformunfähigkeit als auch der Herabstufung der USA durch S&P verschärfte die Gesamtsituation Ende Juli/Anfang August und wirkte sich als Katalysator einer aggressiveren Gangart der Spekulation gegen Italien, Spanien am Markt der Kreditausfallversicherungen aus (nicht der USA - "Food for thought!"!).

  • Im weiteren Verlauf mühte sich die spekulative Kulisse mit unfundierten Gerüchten die Kreditmarktfähigkeit Frankreichs nachhaltig zu beschädigen. Als Konsequenz ergab sich die Notwendigkeit für die EZB, das sterilisierte Anleiheankaufprogramm zu Gunsten Spaniens und Italiens anzufahren. Mehr noch kam es am 16. August zu dem Merkel/Sarkozy Gipfel, der eine Agenda verstärkter Integration lieferte.

Der bisherige Verlauf des Jahres 2011 ist damit für die globale Realwirtschaft gepflastert mit kontraproduktiven Entwicklungen politischer und vor allen Dingen spekulativer Natur nebst der Fuskushima Katastrophe, die allesamt nicht ihren Ursprung in der Ökonomie haben und sich in den letzten Wochen massiv verschärften und zu einem spektakulären Einbruch der Aktienmärkte führten.

Das ist ein entscheidender Unterschied zu der Situation 2007/2008. Weder bieten der Lagerzyklus (Chart 1: Verhältnis Lagerbestand/Absatz USA in Monatsumsätzen) oder der Investitionsgüterzyklus (Tabelle 1) noch der Konsumzyklus (Tabelle 2) ansatzweise Raum, von Überhitzungen, Übertreibungen oder opportunistischem Wachstum zu sprechen. Entsprechend ist die Fallhöhe unter dem Aspekt der Vermeidung systemischer Risiken, vor allen Dingen in der Eurozone, als unspektakulär zu bezeichnen. Für den Fall der Desintegration oder weiteren zögerlichen Handelns der europäischen Politik steht hingegen das Thema Rezession/Depression auf der Weltagenda (Wahrscheinlichkeit 25%, zunehmende Tendenz).




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