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Böse Buben - Leerverkäufer am Pranger

27.08.2011  |  Heiko Aschoff
Immer wenn es an den Märkten chaotisch wird, sind die bösen Leerverkäufer ein beliebter Sündenbock. Gern wird die Mär verbreitet, dass Shortseller verantwortlich sind für Kursstürze jeder Art. Die Kritik trifft die Falschen. Zwar kann der Abwärtsdruck zunehmen, aber durch das Verbot von Leerverkäufen laboriert man an den Symptomen, nicht an den Ursachen. Das zeigte schon das Verbot in der Finanzmarktkrise 2008. Die Bankaktien fielen weiter. Wenn die Politik heute das gleiche tut, zeigt sie damit nur ihre Hilflosigkeit.

Leerverkäufe gehören zu einem funktionsfähigen Finanzsystem dazu. Zumindest gedeckte Leerverkäufe. Hierbei leiht sich der Shortseller die Papiere gegen eine Gebühr und verkauft sie in der Hoffnung, sich preiswerter anderswo eindecken zu können. Kritisch zu hinterfragen sind ungedeckte Leerverkäufe, die dazu führen können, dass mehr Aktien verkauft werden als tatsächlich am Markt verfügbar sind.

Wissenschaftler kritisieren, dass durch das Leerverkaufsverbot die Wertpapiertransaktionen zurückgehen. Der Markt trocknet aus. Die steigende Differenz zwischen An- und Verkaufskurs führt zu größeren Sprüngen bei der Kursfindung. Die Börse lebt davon, dass eine Vielzahl unterschiedlicher Meinungen sich in einem fließenden Preisbildungsprozess annähern. Dieser wird empfindlich durch den politischen Eingriff gestört.

Ebenso trügerisch ist der Eindruck, man verkauft mal eben ein paar Aktien, die man gar nicht hat, und der Gewinn sei quasi garantiert. Wenn das so einfach wäre, wären wir alle reich. Liegt der Shorty falsch, lösen Eindeckungskäufe eine Kursrallye aus. So leisten Shortseller (unfreiwillig) einen Beitrag für steigende Kurse.

Die jüngsten Beispiele zeigen, dass die Politik mit blindem Aktionismus kurzfristig punkten kann, langfristig der Schuss jedoch nach hinten losgeht. Es ist schon grotesk, dass diejenigen Politiker, die unsere heutigen Probleme mitverursacht haben, sich jetzt über die EZB beschweren, dass die Notenbank deren Scherben aufsammelt. Soll die EZB weiter zusehen und einen deflationären Schock riskieren? Das wäre der harte Entzug für den Finanzmarkt. Warum nicht die Erfahrungen der Vergangenheit nutzen, um einen schonenderen Weg zu gehen? Zeit gewinnen, um die Selbstheilungskräfte des Marktes gewähren zu lassen. Zeit gewinnen, um die aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens aufblühen zu lassen. Zeit gewinnen, um schöpferisches unternehmerisches Potential freizusetzen. Sicher kein leichter Weg, aber haben wir eine bessere Wahl?


© Heiko Aschoff
www.investment-ideen.de



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