Jahrestage
Die Zinsdifferenz zwischen sehr kurzen und langen Laufzeiten ist seit Mitte April deutlich zurückgegangen, besonders deutlich sind die Renditen für 10jährige Treasuries gesunken, auf die sich die Fed bei QE2 konzentriert hatte. Die Differenz zwischen den Renditen für 10 und für 30 Jahre Laufzeit ist hingegen deutlich gestiegen, und zwar von 1,0 auf zuletzt 1,4%. Das könnte ein Hinweis sein, dass die Fed künftig am langen Ende tätig wird.
Dies käme der Ankündigung gleich, die Zinsen über alle Laufzeiten nicht nur bis zum Nimmerleins-Tag, sondern bis weit dahinter niedrig zu halten. Denn wenn sich die Fed etwa bei Umschichtungen auf lange Laufzeiten bis hin zu 30 Jahren konzentriert, erschwert das den späteren Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik nur weiter. Eine Bilanzverkürzung ginge dann auf absehbare Zeit nur durch Verkauf von Anleihen. Der damit wahrscheinlich verbundene zinstreibende Effekt könnte jeden noch so zarten Anflug von Wachstum ersticken, was in der inneren geldpolitischen Logik einen Ausstieg noch unwahrscheinlicher als unwahrscheinlich macht.
Bevor ich zum zweiten Jahrestag komme, noch kurz ein Blick auf die Aktienmärkte. Die waren vor Bernankes gestriger Rede abgetaucht. Insbesondere der Nasdaq erstand aber danach rasch aus den roten Niederungen auf und beendete de Handel mit einem sehr deutlichen Plus. Er hat damit sein am 18. August gerissenes Gap-down geschlossen und wie der Dow und der S&P 500 auch (teilweise knapp) die nun steigende EMA14 überwunden. Mitte der Woche war die Volumenverteilung an der NYSE in Akkumulation gewechselt - ein Zeichen für Kaufdruck. Zuvor hatte sie sich seit 22. Juli in Distribution befunden (siehe Chart!). Das spricht dafür, dass die Aktienkurse zunächst weiter nach oben ausrichten dürften.
Zusammen mit Aktien stiegen auch alle anderen Asset-Klassen - Rohstoffe, Edelmetalle und TBonds. Die reichlich vorhandene Liquidität möchte mehr Rendite erzielen als z.B. 0,01% für 13-wöchige TBills.
Vor 40 Jahren ging die Ära der Verträge von Bretton Woods zu Ende. Es brach eine neue Ära der internationalen Handelsbeziehungen an und legte den Grundstein für eine Entwicklung, die nahtlos mündet in das Platzen der Schuldenblase im Herbst 2008.
Das hat zu einem Transfer privater zu öffentlichen Schulden geführt (siehe Staaten - Schulden ohne Ende). Die Gesamtverschuldung (öffentliche plus private Schulden) ist dabei kaum gesunken. Schlimmer noch: Die Politik hat sich in den Wirren des Herbstes 2008 erpressbar gemacht hat.
Sie hat auch geholfen, das "Geschäftsmodell" zu etablieren, wonach Banken sich zu nahezu Null % Zinsen Mittel bei der Notenbank besorgen, damit hochverzinsliche Anleihen von fast-pleite-Staaten kaufen. Wenn die Rating-Agenturen schließlich Alarm schlagen, erwarten sie, dass ihre "Investments" durch Notenbanken und/oder Regierungen abgesichert werden. Das wird dann z.B. Rettung der Eurozone genannt... Mehr dazu im Blog der TimePatternAnalysis.
Erwähnte Charts und Beiträge können hier eingesehen werden: http://www.timepatternanalysis.de/Blog/
© Klaus G. Singer
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