Keine Daten, aber einige Erkenntnisse …
22.05.2013 | Folker Hellmeyer
![Keine Daten, aber einige Erkenntnisse …](https://www.goldseiten.de/media/goldseiten-news.jpg)
Die deutsche Bundesbank zeigt sich ob der weiteren Konjunkturlage optimistisch. Sie verweist auf unverändert hohe Risiken. Sie spricht von Aufholeffekten. Wir sprechen von Untersättigung. Die KfW spricht von Investitionsstau. Das Potential fürnachhaltiges Wachstum ist vor diesem Hintergrund erheblich.
Sollte die europäische Politik keine weiteren groben handwerklichen Fehler machen, sieht das konjunkturelle und in der Folge fiskalische Gesamtszenario für die Eurozone positiv aus. Wenn die Defizitkrise rückläufig ist, wie wir unterstellen, ergeben sich positive Implikationen für die Weltwirtschaft mit unterstützenden konjunkturellen Rückkoppelungen auf die europäische Wirtschaft.
Spanien bewegt sich weiter erfolgreich am Geldmarkt. Renditen zwischen 0,3% - 0,8% für drei oder neunmonatige Papiere signalisieren Zuversicht der Märkte als Konsequenz auf den klaren Reformkurs.
Japan, die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt, kommt in die Gänge. Die Bank of Japan hob die Konjunkturprognose auf der jüngsten Sitzung an. Daskommt hinsichtlich der aktuellen Politik der Regierung und Zentralbank nicht unerwartet. Die Geldbasis wird pro Jahr im Kampf gegen die Deflation um 495 - 577 Mrd. Euro ausgeweitet. Das sind sportliche Hausnummern.
An dieser Stelle erlauben wir uns einen kleinen Exkurs.
Das Abschlachten der Edelmetallpreise per April/Maiwurde begründet mit
- einerseits möglichen Goldverkäufen Zyperns in einemVolumen von 10 Tonnen
- und eines möglichen Endes der quantitativen Maßnahmen der US-Zentralbank (85 Mrd. USD monatlich).
Erstens hat Zypern bisher nicht verkauft. Zweitens ist trotz des Einbruchs der Edelmetallpreise über den Papiermarkt der Futures die physische Nachfrage dramatisch gestiegen (bis zu 10-fach in Dubai oder in China) und liegt laut dem Edelmetallhändler Pro Aurum auch aktuell noch 50% - 70% oberhalb der normalen Durchschnittswerte.
Wir reden über physische Käufein Höhe von mehreren 100 Tonnen im Sektor Gold versus Zyperns 10 Tonnen, die gar nicht verkauft wurden. Mehr noch ist das Interventionsvolumen der Bank of Japan in Höhe von zusätzlich circa 57 Mrd. USD monatlich bei der "ernsthaften“ Analyse übersehen worden.
Die Spekulation auf ein schnelles Ende des US-Maßnahmen verpufft. Die Frage, ob der US-Immobilienmarkt ohne 40 Mrd. Subvention via MBS Käufe der Fed überhaupt die leichte Erholung fortsetzen kann, wird kaum geführt. Wir sind da sehr skeptisch.
Ein Exit aus QE in den USA kann unseres Erachtens nur sehr langsam erfolgen.
Ergo wird sich die Überliquidität durch das Zentralbankkonzert in den USA und Japan auf absehbare Zeit drastisch erhöhen.
Zusätzlich kommen Zinssenkungen in der Eurozone, Australien, Südkorea und Israel in den letzten Tagen dazu.
Es gibt also nicht nur dramatisch mehr Liquidität, sondern auch noch billigere Liquidität als zuvor.
- Wie können dann Edelmetalle, die Währungen ohne Fehl und Tadel, unter einen derartigen Verkaufsdruck kommen?
- Wie können auf Gewinn fokussierte Marktteilnehmer an dem Future-Markt massiv als Verkäufer auftreten, wenn gleichzeitig bei fallenden Preisen die reale Nachfrage massiv anspringt?
- Welcher Marktteilnehmer mit Verstand geht hier derartige Positionen ein?
Fragen über Fragen, die nichts hinterlassen als einen bitteren Beigeschmack, der nichts mit freien Märkten zu tun hat.
Finanzielle Repression muss nicht an Zinsmärkten aufhören.
Wenn Repression jedoch nicht offen kommuniziert wird wie am Zinsmarkt, sondern im Hinterstübchen mit wenigen elitären Banken gemacht wird, wirft das einerseits massive Rechtsfragen (Kartell, Manipulation), aber auch Fragen des Selbstverständnisses der agierenden Eliten im Rahmen von Gewaltenteilung undVerständnis freier Gesellschaften auf.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2750 - 1.3250 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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