Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Gold und Bitcoin: Währungen der Zukunft - James Turk

29.05.2013  |  The Gold Report
Europa, so James Turk (Gründer und Vorsitzender von GoldMoney), steckt inmitten zweier Krisen - eine Krise des Bankensektors und eine Krise der wirtschaftlichen Aktivität; und zur Lösung beider Krisen braucht es Kapital. Hinsichtlich des scheinbar so starken Dollars schlägt Turk in diesem Interview vor, der Dollar sollte zur besseren Bewertung eher mit dem Goldpreis, anstatt mit anderen Fiat-Währungen, verglichen werden. Zudem habe die jüngste Währung der Welt - Bitcoin - einiges mit der ältesten - Gold - gemeinsam, so Turk.


The Gold Report: Was denken Sie bezüglich Europa: Steckt die Region wirklich in einer solch schweren Finanzkrise, wie die Presseschlagzeilen in den USA vermuten lassen?

James Turk: Ja, es ist tatsächlich so. Europa ist allerdings auch ein großes Gebiet, man muss da schon auf die einzelnen Länder schauen, um einen Einblick zu bekommen. Die Mittelmeerländer sind allgemein betrachtet in der schlimmsten Verfassung. Deutschland in der besten, obwohl die jüngsten Wirtschaftsdaten schon zeigen, dass auch Deutschland vielleicht wieder in eine Rezession abrutschen könnte. In Frankreich läuft es nicht so schlecht wie in den anderen Mittelmeerstaaten, aber die französische Wirtschaft entwickelt sich schlechter als die deutsche oder die des restlichen Nordeuropas.


The Gold Report: Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Euro, und wo könnte die nächste Krise ausbrechen?

James Turk: Die meisten der bisherigen Probleme in Europa sind nicht wirklich Euro-Krisen; es sind Bankenkrisen. In Zypern war das ganz klar der Fall.

Der Hotspot ist jetzt Slowenien - ein kleines Alpenland und Mitglied in der EU und der Eurozone. Die Banken des Landes sind überschuldet und stehen aufgrund der hohen Anzahl schlechter Kredite in ihren Bilanzen unter strenger Beobachtung.

Auch die Banken in Luxemburg und Malta sind im Vergleich zum jeweiligen Bruttoinlandprodukt ihrer Staaten ebenfalls sehr hohe Kreditportfolios. Die Sorgen um diese Banken und Länder sind im Kontext der Ereignisse in Island, Dubai und Zypern zu sehen. Dort hatte man den Eindruck, dass die nationalen Banken, wegen der hohen Bankenbilanzsummen im Verhältnis zum BIP, potentiell anfällig für den Abzug von Hot-Money-Einlagen waren. Sollte es hier also zu einer Flucht von Einlagegeldern kommen, könnten es bei diesen Banken Liquiditätsengpässe geben, die selbst der Staat nicht mehr stemmen könnte. Genau das passierte, als die Europäische Zentralbank den zyprischen Banken den Hahn abdrehte, nachdem russische Einleger enorme Summen abgezogen hatten.

Die Wirtschaftsaktivität ist der zweite Teil des Problems. Italien ist derzeit der anfälligste Kandidat, und das sagt schon einiges, bedenkt man, wie schlecht es schon in Spanien läuft. Aber in Italien gibt es mehr politische Unsicherheit.


The Gold Report: Italien hat eine neue Regierungskoalition. Könnte das die Lage nicht beruhigen?

James Turk: Es könnte die Lage für eine Weile beruhigen, es gibt aber gleichzeitig so viele Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Frage, wie genau die Probleme Italiens gelöst werden müssten; die verschiedenen Gruppen sind zu polarisiert. Ich glaube nicht, dass diese Regierungskoalition lange halten wird.


The Gold Report: Was bräuchte man zur Lösung dieser Bankenkrise?

James Turk: Kapital. Die Eigenkapitalquoten der Banken sind insgesamt zu gering, und sie haben zu viele schlechte Anlagen in ihren Bilanzen. Es wurde Kapital vernichtet, selbst mit Blick auf die Reserven, die von den Banken beiseitegelegt wurden. Das war in Zypern eindeutig der Fall und ist es auch in den meisten anderen Ländern.

Die Banken machen einen solventen Eindruck, weil sie durch Liquidität der EZB am Laufen gehalten werden. Sollte die EZB diese Liquidität abziehen, wie sie es in Zypern gemacht hat, dann würde sich schnell zeigen, dass die Banken in Wahrheit insolvent sind. Aus diesem Grund kommt es auch über Nacht zu Bankenkrisen: Wenn die Liquidität weg ist, macht die Bank dicht, weil sie nicht mehr solvent ist. Ihr fehlen die Qualitätsanlagen, die sich an den Märkten zur Kapitalausstockung verkaufen lassen, um die Kapitalentnahmen der Einleger bedienen zu können.

Kapital lässt sich nicht aus dem Nichts schöpfen, und das müssen Politiker erst noch lernen. Sie denken, Sie könnten das Bankensystem retten, indem sie sich mehr Geld am Markt leihen. Damit gießen Sie aber nur Öl ins Feuer, weil die meisten europäischen Länder schon jetzt überschuldet sind.


The Gold Report: Schauen wir nach Osten, wo Japan gerade sein eigenes quantitatives Lockerungsprogramm angekündigt hat. Wird Japan den Entwertungswettlauf mit dem Yen gewinnen?

James Turk: Allem Anschein nach läuft hier ein Pferderennen, und den Sieg sollte eigentlich keiner der Teilnehmer wollen. Welche Währung wird am schnellsten auf dem Friedhof der Fiat-Währungen landen? Der Yen, der Dollar, der Euro oder das Pfund? Aktuell hat Japan die Nase vorn, mit der Entwertung des Yen durch QE sowie staatliche Ausgabeprogramme. Das ist eigentlich erstaunlich, wenn man sich die Verteilung der Wirtschaftsaktivität auf der Welt anschaut; Japans hat ein höheres BIP-Wachstum als die meisten Länder und es hat die niedrigsten Arbeitslosenquoten in der industrialisierten Welt. Japan war recht guter Verfassung bevor der neue Premierminister ins Amt kam und seine Politik der Yen-Abwertung vorstellte.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"