Entspannter Wochenauftakt
28.05.2013 | Folker Hellmeyer
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Der Wochenauftakt war entspannt. Die USA und UK übten sich dank Feiertagen in "Arbeitsverweigerung“ und schon gibt es weitaus weniger Ballyhoo oder eben eine Entschleunigung. Fakten sprechen manchmal für sich.
Der Finanzmarkt konnte damit die positiven Wirtschaftsdaten insbesondere aus Deutschland (IFO, GfK) goutieren und die zuvor aufgebaute Risikoaversion nivellieren.
In Gesprächen und diversen Mails wurden wir mit kritischen Tönen zu unseren Bewertungen der gestrigen Nachrichten konfrontiert.
Wir danken zunächst für das Feedback und erlauben uns eine grundsätzliche Erklärung der Position, die hier eingenommen wird, anzubieten.
Die Neuausrichtung, die in der kontinentaleuropäischen Krisenpolitik erkennbar ist, ist geboten. Der bereits vollzogene Strukturwandel ist erheblich. Finanzminister Schäuble erwähnt diese Tatsache in jüngster Zeit häufiger. Das ist in der Tat mehr als angebracht. Die Fakten dazu kennen Sie aus unseren Reports. Die Unterschiede primär zu den USAund Japan, sekundär zum UK, sind nicht nur quantitativer, sondern vor allen Dingen auch qualitativer Natur (z.B. investive Neuverschuldung dank Reformen versus konsumtiver Neuverschuldung mangels Reformen und viel Kosmetik).
Das Tempo der Anpassungen war in der Eurozone mehr als sportlich. Goldman Sachs hat vor einigen Jahren Berechnungen angestellt, wie viel Reform unter konjunkturellen und gesellschaftspolitischen Stabilitätsgesichtspunktenein Land liefern kann, ohne zu verunfallen. Je nach Flexibilisierungsgrad der Ökonomie liegt diese Anpassung bei 1% - 2% des BIP. Das Tempo der europäischen Reformländer war deutlich höher (USA Sequestration bei nur circa 0,6% des BIP!). Ergo kam es auch zu konjunkturellen und schlussendlich zu gesellschaftspolitischen Verwerfungen in den europäischen Reformländern.
Die Kunst der Reformpolitik besteht darin, darauf zu achten, dass die fiskalischen, administrativen und konjunkturellen Reformen (qualitativen Reformmerkmale) auf einen möglichst stabilen Konjunkturkörper treffen, um die gewünschten quantitativen Anpassungen (Reduktion des Haushaltsdefizits) zu gewährleisten.
Genau an diesem Punkte haperte es. Das sehr hohe Maß der Strukturanpassungen führte zu konjunkturellen Unfällen und damit zu zyklisch bedingten Verfehlungen bei der Reduzierung der Haushaltsdefizite, die das maßgebliche Kriterium der Politik war. Daraus ergab sich ein Art "Teufelskreis“. Verfehlungen führten zu noch stärkeren Strukturanpassungen und damit konjunkturellen und gesellschaftspolitischen Verwerfungen.
Aus diesem Grunde haben wir im Forex Report seit 15 Monaten eine neue Balance zwischen Austeritätspolitik und Konjunktursensibilität eingefordert. Die aktuellen Maßnahmen gehen in diese Richtung.
Gerade das Geschäftsmodell Deutschlands hängt an dem Wohl und Wehe der Eurozone. Der deutsche Mittelstand exportiert unvermindert primärin die Eurozone. Der deutsche Mittestand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezüglich Beschäftigung, Ausbildung und Steueraufkommen.
Mit anderen Worten ist die Solidarität, die beispielsweise durch die KfW in der Finanzierung der Förderbanken der Reformländer zur Optimierung der Kreditvergabe an kleine und mittelständische Betriebe gelebt werden kann, auch Solidarität unserem Geschäftsmodell gegenüber.
Das Ziel muss es derzeit sein, dass die vollzogenen Strukturreformen auf einen stabilisierten ökonomischen Körper wirken, um dann voraussichtlichfiskalisch positive Überraschungen zu gewährleisten.
Fakt ist andererseits, dass Italien, Frankreich und Griechenland noch Hausaufgaben in der Deregulierung ihrer Arbeitsmärkte und in der Effizienzsteigerung ihrer Administrationen haben. Ergo ist der Reformpfad nicht zu verlassen, er ist lediglich anders zu gestalten. Dieser Prozess hat begonnen. Diesen Prozess unterstützen wir.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2750 - 1.3250 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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