Suche
 
Folgen Sie uns auf:

BDI, China, Wirtschaftsdaten setzen positive Akzente!

29.05.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.55) bei 1.2845, nachdemim Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.2840 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.30 In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.40 während EUR-CHF bei 1.2560 oszilliert.

Die Einlassungen des Präsidenten Kerber des BDI sind mehr als erfreulich: "Für schmerzhafte Strukturreformen bräuchte es privates Investitionskapital, das positive Effekte für Wachstum und Arbeitsmarkt auslöst", sagte der Hauptgeschäftsführer des BDI, Markus Kerber, der Nachrichtenagentur Reuters.

Dieses Statement unterstreicht die Notwendigkeit der Neuausrichtung der Krisenpolitik. Was nützen umgesetzte Reformen, wenn durch "dritte Kräfte“ verdiente realwirtschaftliche Investitionen verhindert werden? (Siehe bitte auch das Ende des heutigen Kommentars)

Lassen Sie es mich anders ausdrücken: Gesetzt den Fall, die USA hätten das europäische Reformwerk so weit umgesetzt, wäre das mediale Umfeld als auch das Umfeld der Ratingagenturen und die üblichen Claqueure der USA aus der Eurozone ein "Tosen“. Dieses "Tosen“ hätte massive Kapitalzuflüsse zur Folge, die dafür sorgten, dass die strukturellen Reformen auf einen stärker werdenden ökonomischen Körper wirkten und damit in der Tat positive Überraschungen hervorbrächten.

Wir fordern kein "Tosen“ - wir fordern Sachlichkeit - das würde schon reichen …

Der IWF schlägt wieder zu. (Reuters)Der Internationale Währungsfonds hat seine Wachstumsprognose für China leicht gesenkt. Im laufenden Jahr werde nur noch mit einem Plus der Wirtschaftsleistung um 7,75 Prozent gerechnet, teilte der Fonds am Mittwoch mit und begründete diesen Schritt mit der schwachen Weltwirtschaft und der dadurch schwierigen Exportsituation. Bisher hatte der IWF ein BIP von 8,00 Prozent in Aussicht gestellt. Wir nehmen die Prognose des IWF zur Kenntnis und sehen darin eher den Blick in den Rückspiegel als durch die Frontscheibe.

Der deutsche Arbeitsmarkt eilt von Rekord zu Rekord. Die saisonbereinigte Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland ist im April im Vergleich zum Vormonat um 6000 gestiegen. Damit wurde das höchste Beschäftigungsniveau in der Geschichte der vereinten Bundesrepublik markiert. 41.788.000 Menschen sind beschäftigt. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 41.504.000. Die gestern und bis heute morgen veröffentlichten Daten passen nicht ansatzweise zu dem von vielen Seiten noch angestimmten "Konjunkturblues“.

Laut dem US-Case Shiller Hauspreisindex geht die Belebung am US-Wohnimmobilienmarkt (dank massiver Subvention in Höhe von 40 Mrd. USD monatlich durch die MBS Aufkäufe der Fed) weiter. Per März legten die Hauspreise im 20-Städtevergleich im Monatsvergleich um 1,1% (Prognose 1,0%) nach 1,3% (revidiert von 1,2%) und im Jahresvergleich um 10,9% (Prognose 10,2%) nach 9,3% zu.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht einerseits diepositive Tendenz. Das aktuelle Indexniveau ist vergleichbar zu dem Niveau der zweiten Hälfte des Jahres 2003 und markiert den höchsten Wert seit Juli 2010. Nach unserer Ansicht kann es nicht das Ziel sein, die Indexniveaus von 2005/2006 wiederzusehen, da damit massivste Fehlallokationen am US-Wohnimmobilienmarkt verbunden waren. Ergo erscheint das aktuelle Indexniveau durchaus zufriedenstellend auszufallen.

Open in new window


Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board“ verzeichnete mit einem unerwarteten Anstieg von zuvor 69,0 (revidiert von 68,1) auf 76,2 (Prognose 71,0) das höchste Indexniveau seit Februar 2008!

Fraglos neigt dieser Index zu Volatilität, aber dashöchste Niveau seit 5 ½ Jahren sollte nicht kleingeschrieben werden. Der Blick auf den Chart belegt jedoch auch, dass es noch Wegstrecke bis zum Wohlfühlniveau vor dem Krisenausbruch ist.

Open in new window


Der Richmond Fed Composite Index legte in dem Berichtsmonat Mai von zuvor -6 auf -2 Punkte zu und konterkarierte damit Teile des unerwarteten Rückgangs des Vormonats.

Open in new window


Der Blick auf die aktuelle konjunkturelle "Outperformance“ der USA gegenüber der Eurozone fordert den Zusammenhang zu der Intervention/Subvention in den USA und auch einen Vergleich zu dem Politikansätzen der Eurozone, um ein sachliches und belastbares Urteil zu fällen. Das ist für Unternehmen, die Investitionen planen, von erheblicher Bedeutung hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Investition.

Die solitäre Fokussierung auf die konjunkturelle Konstellation ist eine rein quantitative Betrachtung. Die USA werden dieses Jahr zwischen 1,5% - 2,5% wachsen, während das BIP der Eurozone zwischen -0,5% und +0,5% oszillieren wird. Eine quantitative Betrachtung ist jedoch oberflächlich, es bedarf auch einer qualitativen Würdigung!

Was bewegen die USA an Subventionen um diese Wachstumsnummer im Dunstkreis von 2% zu bewerkstelligen?

  • Haushaltsdefizit laut IWF per 2013 bei -6,5% des BIP
  • Anleiheankäufe der Fed in einem Volumen von 1.020 Mrd. USD oder von gut 6% des BIP.
  • Keine Strukturreformen (automatische Haushaltskürzungen sind keine Reformen!)

Ergo ist eine Intervention in Höhe von 12,5% des BIP erforderlich, um circa 2% Wachstum (fragwürdiger statistischer Qualität - siehe "Endlich Klartext“) zu ermöglichen. Schauen wir auf die Eurozone. Leichte Kontraktion des BIP oder sogar marginales Wachstum steht per 2013 auf der Agenda.

  • Laut IWF wird das Haushaltsdefizit per 2013 bei -2,9% des BIP liegen.
  • Es gibt seit circa 2 Jahren keine Anleiheankäufe der EZB.
  • Die Reformländer der Eurozone setzen das historisch aggressivste Reformprogramm um.

Ergo ist eine Intervention in Höhe von 2,9% des BIPGrundlage des "Quasi-Nullwachstums.. Nun stellen wir die Gretchenfrage für potentielle realwirtschaftliche Investoren, die global tätig sind?

Was ist unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten besser?

Mit einer Subvention in Höhe von 12,5% des BIP ohneReformen 2% Wachstum zu generieren oder "Quasi-Nullwachstum bei aggressiver Reformpolitik (konjunkturelle Belastung durch Reformen und durch naive Marketingpolitik) und einer Intervention von 2,9% des BIP auf die Beine zu stellen?

Wir sind für Antworten empfänglich!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2750 - 1.3250 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"