Marc Faber: Schlimme Zustände, aber Verdopplung bei Bergbauwerten möglich
05.06.2013 | The Gold Report
Die Weltwirtschaft ist am Ende und sichere Häfen sind dünn gesät, meint der legendäre Contrarian Marc Faber. Wie die Bankenkrise in Zypern zeigte, sind nicht einmal Bankeneinlagen sicher. Der Herausgeber des Newsletters “Doom, Boom and Gloom“ beobachtet die Welt von seinem Hongkonger Posten aus; in diesem Interview mit dem Gold Report äußert er sich zur Arbeitslosigkeit in Europa, der abkühlenden Konjunktur in China, Asset-Bubbles und wann eine Wende im Edelmetallbergbausektor zu erwarten ist. Faber verrät zudem seine Anlagestrategie für die aktuell so volatilen Zeiten.
The Gold Report: Ich hatte vor Kurzen James Turk interviewt, er meinte, dass Europa insgesamt in einer Bankenkrise stecke, dass es einigen Ländern aber noch schlechter als anderen ginge. Ist die Situation tatsächlich so schlimm, wie sie in den US-Schlagzeilen dargestellt wird?
Marc Faber: In Europa und den USA herrscht hohe Arbeitslosigkeit, gerade bei jungen Menschen.Dass es so hohe Arbeitslosenquoten gibt, liegt aber auch daran, dass es so schwer ist, hochspezialisierte Arbeiter für die Industrie zu finden. Das kann möglicherweise daran liegen, dass immer mehr Studenten an den Unis nicht-anwenderfreundliche Fächer belegen, Philosophie zum Beispiel. Der westlichen Welt fehlen die gut ausgebildeten Arbeiter, die Industriemaschinen bedienen können, die 10-20 Millionen $ das Stück kosten. Wenn ich aber eine Bürofachkraft für den Bereich Finanzdienstleistungen suche, dann kann ich aus hunderten und aberhunderten Bewerbern wählen.
The Gold Report: Ein Mangel an Fachkräften klingt aber eher nach einem ökonomischen Problem, nicht aber nach einer Bankenkrise.
Marc Faber: Mr. Turk hat schon Recht mit seiner Aussage, dass es eine weltweite Bankenkrise gibt. Aber diese Krise wurde durch die Rettung des globalen Bankensystems verursacht. Über Staatausgaben monetisierten die Regierungen die Schuldenstrukturen der EZB und ihre Tochtergesellschaften in den einzelnen Ländern wie Spanien, Italien und Portugal.
The Gold Report: Würde die Lösung der Wirtschaftskrise auch die Bankenkrise lösen?
Marc Faber: So wie ich es sehe, wird die europäische Wirtschaft nicht plötzlich gesunden. Sie hat zu viele strukturelle Probleme. Die sogenannte “Bankenkrise“ ließe sich aber schon lösen - durch steigende Inflationsraten. Dann würden die Vermögensanlagepreise in die Höhe schießen, und die Kreditportfolios hätten eine stabilere Deckung. Ich glaube aber nicht, dass Inflation die wirklich richtige Lösung ist.
The Gold Report: Sie wäre eine schmerzhafte Lösung.
Marc Faber: Die Gefahr ist doch, dass aufgrund der weiterhin ausstehenden Derivate das gesamte Finanzsystem explodieren könnte. Wieder einmal wird exzessives Spekulieren durch künstlich niedrige Zinssätze angeheizt, und überall gibt Vermögensanlage-Blasen.
The Gold Report: Hat die EZB aus dem Beispiel Zypern nun gelernt, dass die Besteuerung von Bankeneinlagen kontraproduktiv ist?
Marc Faber: Die politischen Entscheidungsträger Europas denken, dass bei der nächsten Bankenrettungsrunde auch die Einleger ihren Teil leisten müssen, so wie es in Zypern der Fall war. Die entscheidende Frage ist nur: Wer bezahlt für was? In Zypern galten Konten bis 100.000 € (129.000 US $) als sicher, während Einlagen, die über diesem Limit liegen, gleich ganze 40%-60% verlieren könnten. Es ist auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit: Warum sollte ein Einleger, der 5 Millionen € in einer zyprischen Bank hatte, Verluste hinnehmen, während ein Einleger mit weniger als 100.000 € davon kommt.
Es gibt dabei auch technische Probleme. Sagen wir, Sie sind Hausbesitzer in Zypern, und sie hätten Ihre Immobilie, am Tag bevor die Konfiszierungen angekündet wurden, für 1 Million US$ verkauft. Der Käufer zahlte ihnen 1 Million $ und das Geld ging auf ihr Konto. Sie werden also 40% bis 60% ihres Geldes verlieren, obgleich sie nichts falsch gemacht haben, Sie haben nur Ihr Haus verkauft. Und was wäre, wenn Sie gar kein Grundstück besitzen und stattdessen all Ihr Vermögen in Form von Bankeinlagen gespart hätten? Auch die technischen und politischen Details für eine faire Gestaltung der Rettungen - eine breitere Streuung der Verluste - sind sehr schwierig. Vielleicht ist es nicht einmal möglich, die Einleger abzustrafen.
The Gold Report: Ist Zypern jetzt die Blaupause? Wie sollte man sein Vermögen dann speichern?
Marc Faber: Meine Anlagen bestehen zu 25% aus Aktien, 25% Gold, 25% Anleihen und Cash und 25% in Immobilien und Grundstücken. Und ich hoffe auf das Beste. Allerdings sehe ich in der westlichen Welt einen wachsenden Trend hin zu populistischen Regierungen. Noch verstehen sich die meisten Regierungen recht gut mit den Wohlhabenden. Diese wurden mit geldpolitischen Lockerungsmaßnahmenweich gemacht, von denen Leute mit Zugang zu Kapital profitieren. Aber eines Tages wird man schließlich die Vermögenssteuer einführen.
The Gold Report: Was wird dann unter den Begriff Vermögen fallen?
Marc Faber: Wenn ich ein populistischer Regierungschef wäre, dann würde ich mich an das Volk wenden und sagen: "Die Superreichen sind der Grund, warum sich die wirtschaftlichen Bedingungen in den letzten 20 Jahren verschlechtert haben. Die stehlen vom Volk.” Anschließend würde ich verfügen, dass für alle Vermögensanlagen über 20 Millionen $ einmalig eine Vermögenssteuer von 50% gezahlt werden muss. Das würde genauso mit einer Abgabe von 50% auf Grundbesitz funktionieren. Die Grenzsumme müsste natürlich richtig hoch sein, weil 99,9% der Amerikaner und Europäer keine 20 oder 50 Millionen zur Seite geschafft haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wähler einer solchen Vermögenszwangsabgabe zustimmen, steigt mit der Höhe des Grenzbetrages.
The Gold Report: Ich hatte vor Kurzen James Turk interviewt, er meinte, dass Europa insgesamt in einer Bankenkrise stecke, dass es einigen Ländern aber noch schlechter als anderen ginge. Ist die Situation tatsächlich so schlimm, wie sie in den US-Schlagzeilen dargestellt wird?
Marc Faber: In Europa und den USA herrscht hohe Arbeitslosigkeit, gerade bei jungen Menschen.Dass es so hohe Arbeitslosenquoten gibt, liegt aber auch daran, dass es so schwer ist, hochspezialisierte Arbeiter für die Industrie zu finden. Das kann möglicherweise daran liegen, dass immer mehr Studenten an den Unis nicht-anwenderfreundliche Fächer belegen, Philosophie zum Beispiel. Der westlichen Welt fehlen die gut ausgebildeten Arbeiter, die Industriemaschinen bedienen können, die 10-20 Millionen $ das Stück kosten. Wenn ich aber eine Bürofachkraft für den Bereich Finanzdienstleistungen suche, dann kann ich aus hunderten und aberhunderten Bewerbern wählen.
The Gold Report: Ein Mangel an Fachkräften klingt aber eher nach einem ökonomischen Problem, nicht aber nach einer Bankenkrise.
Marc Faber: Mr. Turk hat schon Recht mit seiner Aussage, dass es eine weltweite Bankenkrise gibt. Aber diese Krise wurde durch die Rettung des globalen Bankensystems verursacht. Über Staatausgaben monetisierten die Regierungen die Schuldenstrukturen der EZB und ihre Tochtergesellschaften in den einzelnen Ländern wie Spanien, Italien und Portugal.
The Gold Report: Würde die Lösung der Wirtschaftskrise auch die Bankenkrise lösen?
Marc Faber: So wie ich es sehe, wird die europäische Wirtschaft nicht plötzlich gesunden. Sie hat zu viele strukturelle Probleme. Die sogenannte “Bankenkrise“ ließe sich aber schon lösen - durch steigende Inflationsraten. Dann würden die Vermögensanlagepreise in die Höhe schießen, und die Kreditportfolios hätten eine stabilere Deckung. Ich glaube aber nicht, dass Inflation die wirklich richtige Lösung ist.
The Gold Report: Sie wäre eine schmerzhafte Lösung.
Marc Faber: Die Gefahr ist doch, dass aufgrund der weiterhin ausstehenden Derivate das gesamte Finanzsystem explodieren könnte. Wieder einmal wird exzessives Spekulieren durch künstlich niedrige Zinssätze angeheizt, und überall gibt Vermögensanlage-Blasen.
The Gold Report: Hat die EZB aus dem Beispiel Zypern nun gelernt, dass die Besteuerung von Bankeneinlagen kontraproduktiv ist?
Marc Faber: Die politischen Entscheidungsträger Europas denken, dass bei der nächsten Bankenrettungsrunde auch die Einleger ihren Teil leisten müssen, so wie es in Zypern der Fall war. Die entscheidende Frage ist nur: Wer bezahlt für was? In Zypern galten Konten bis 100.000 € (129.000 US $) als sicher, während Einlagen, die über diesem Limit liegen, gleich ganze 40%-60% verlieren könnten. Es ist auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit: Warum sollte ein Einleger, der 5 Millionen € in einer zyprischen Bank hatte, Verluste hinnehmen, während ein Einleger mit weniger als 100.000 € davon kommt.
Es gibt dabei auch technische Probleme. Sagen wir, Sie sind Hausbesitzer in Zypern, und sie hätten Ihre Immobilie, am Tag bevor die Konfiszierungen angekündet wurden, für 1 Million US$ verkauft. Der Käufer zahlte ihnen 1 Million $ und das Geld ging auf ihr Konto. Sie werden also 40% bis 60% ihres Geldes verlieren, obgleich sie nichts falsch gemacht haben, Sie haben nur Ihr Haus verkauft. Und was wäre, wenn Sie gar kein Grundstück besitzen und stattdessen all Ihr Vermögen in Form von Bankeinlagen gespart hätten? Auch die technischen und politischen Details für eine faire Gestaltung der Rettungen - eine breitere Streuung der Verluste - sind sehr schwierig. Vielleicht ist es nicht einmal möglich, die Einleger abzustrafen.
The Gold Report: Ist Zypern jetzt die Blaupause? Wie sollte man sein Vermögen dann speichern?
Marc Faber: Meine Anlagen bestehen zu 25% aus Aktien, 25% Gold, 25% Anleihen und Cash und 25% in Immobilien und Grundstücken. Und ich hoffe auf das Beste. Allerdings sehe ich in der westlichen Welt einen wachsenden Trend hin zu populistischen Regierungen. Noch verstehen sich die meisten Regierungen recht gut mit den Wohlhabenden. Diese wurden mit geldpolitischen Lockerungsmaßnahmenweich gemacht, von denen Leute mit Zugang zu Kapital profitieren. Aber eines Tages wird man schließlich die Vermögenssteuer einführen.
The Gold Report: Was wird dann unter den Begriff Vermögen fallen?
Marc Faber: Wenn ich ein populistischer Regierungschef wäre, dann würde ich mich an das Volk wenden und sagen: "Die Superreichen sind der Grund, warum sich die wirtschaftlichen Bedingungen in den letzten 20 Jahren verschlechtert haben. Die stehlen vom Volk.” Anschließend würde ich verfügen, dass für alle Vermögensanlagen über 20 Millionen $ einmalig eine Vermögenssteuer von 50% gezahlt werden muss. Das würde genauso mit einer Abgabe von 50% auf Grundbesitz funktionieren. Die Grenzsumme müsste natürlich richtig hoch sein, weil 99,9% der Amerikaner und Europäer keine 20 oder 50 Millionen zur Seite geschafft haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wähler einer solchen Vermögenszwangsabgabe zustimmen, steigt mit der Höhe des Grenzbetrages.