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EZB bleibt im Beobachtungsmodus

07.06.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.50) bei 1.3250, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3093 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 96.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.30 während EUR-CHF bei 1.2310 oszilliert. In der gestrigen Notenbanksitzung hat sich die EZB entschieden den Leitzins nicht anzufassen. Damit verbleibt der Satz auf 0,50%. Diese Entscheidung war im Vorfeld auch zu erwarten. Interessanter waren die Andeutungen und Erklärungen, die während der anschließenden Pressekonferenz abgegeben wurden.

So hat sich die EZB vorerst entschlossen, die weiteren Entwicklungen abzuwarten und bewahrt die Politik der ruhigen Hand. Die Möglichkeit eines negativen Einlagesatzes, auch bekannt als Strafzins für angelegtes Geld wird vorerst nicht kommen, aber die EZB betonte, dass sie im Bedarfsfall bereit dafür ist. Aktuell sieht die EZB hier keinen Handlungsbedarf. Diese abwartende Haltung ist nachvollziehbar, da den erhofften ökonomischen Effekten (Ankurbelung der lahmenden Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen) nicht zu überschauende Verwerfungen an den Finanzmärkten gegenüber stehen würden. Mit anderen Instrumenten könnte man die gewünschten Effekte vermutlich zielgenauer herbeiführen.

Besonders das ABS-Thema, also von der EZB aufgekaufte Kreditsicherheiten, scheinen das favorisierte Instrument hierfür zu sein. In diesem Fall sind aber umfangreiche Vorbereitungen hinter den Kulissen notwendig, da es bisher noch keine vergleichbaren Maßnahmen gab. Man spielt daher die "Karte Zeit“ und beobachtet … Das gestrige Protokoll lässt sich gut mit dem Satz "Es gab einen Konsens in der Beurteilung, dass die Veränderungen (der konjunkturellen Lage) kein unmittelbares Handeln erfordern" zusammenfassen (s.rubrik letzte Nachrichten).

Die Aussagen, die weitere Zinssenkungserwartungen zerspringen ließen, sorgten für deutliche Marktbewegungen an den Wertpapier- und Devisenmärkten. Der DAX fiel unter die 8.100-Markezurück, wie auch sämtliche asiatischen Märkte schwächer tendieren und der Euro legte gegenüber dem US-Dollar wieder zu. Knapp über 1,31 in den Tag gestartet ging die europäische Gemeinschaftswährung kurz durch die Decke und knackte am Abend für einen kurzen Moment sogar die 1,33-Marke. Seit dem „Antippen“ dieses kurzen Tops stabilisiert sich der EUR/USD-Kurs um 1,3240.

Heute liegt der Fokus auf der Arbeitslosenquote, die als Richtwert für die US-Notenbank gilt und sich als gut abschätzbarer Indikator gezeigt hat. Dagegen können die NFP - also die Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft - noch einmal für Bewegung an den Devisenmärkten sorgen, wenn die offizielle Zahl für die neu geschaffenen Stellen deutlich unter den Erwartungen von 170.000 Stellen liegen sollte. Dies sollte dem Euro noch einmal Auftrieb geben können. Weiteren Zulauf hatten andere als sicher geltende Währungen wie der Schweizer Franken und der Yen. Hier war ein regelrechtes Massaker zu beobachten. Nachdem der USD/JPY-Kurs in den letzten Monaten von 76 auf über 103 gestiegen war, stürzte der Wechselkurs am Nachmittag dramatisch von 99 auf 95,5 ab. Viele Verlustbegrenzungen über Orders wurden hier ausgelöst und verstärkten diesen Abwärtsstrudel noch. EUR/JPY reagierte ebenfalls und fiel innerhalb einer halben Stunde von 129,80 auf 127,50.

Gleichzeitig sind auch weiter steigende Anleiherenditen und steigende Risikoaufschläge auf europäische Staatsanleihen zu beobachten. Nachdem sich die Aufschläge in den vergangenen Monaten sukzessive verkleinerten, sind die "Spreads“ momentan wieder in die andere Richtung unterwegs, obwohl die Ankündigung der EZB notfalls Titel zu erwerben weiterhin gilt. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2750 - 1.3250 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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