Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Liquiditätskrise? Eine Währungsperspektive

22.09.2011  |  Redaktion
- Seite 3 -
Was die Finanzinstitutionen betrifft, ist die Konzeption der Bankenregulierungen in nicht unerheblichem Maße dafür verantwortlich zu machen. Nicht nur, dass die Banken ihre Anlagen nicht zum Marktwert ausweisen müssen, Fakt ist auch, dass nationale Aufsichtsbehörden ihren eigenen Staat in der Regel als risikofrei betrachten. In den USA sind US-Staatsanleihen auf Anordnung risikolos.

Ähnlich in Europa: Auch die europäischen Banken waren angehalten, große Teile ihres Kapitals in nationalen Staatsanleihen zu halten, weil man mit diesen Wertpapieren den Fremdkapitalisierungsvorschriften entsprechen kann; Unternehmensanleihen müssen hingegen stark diskontiert werden. In einer Welt, in der einige Unternehmen wohlmöglich weniger riskant sind als ihr Staat, können diese Regeln als veraltet gelten. Zeitweise besteht jedoch auch das Risiko, dass die Interbanken-Kreditvergabe von Unternehmenspapieren (Finanzinstitutionen) austrocknet, weil Regulierungen der Akzeptanz von Kontrahentenrisiken einer Bank entgegenwirken und hingegen die risikoreicheren staatlichen Wertpapiere attraktiver machen.

In Europa, wo jeder einzelne Mitgliedstaat der Eurozone sein eigenes Bankensystem reguliert, ist es dringend notwendig, dass die Bankenregulierung zentralisiert wird, so dass die Banken der Mitgliedsländer nicht schon vorab einen zu hohen Anteil an Anleihen des eigenen Staates in den Bilanzen haben. Die jeweiligen Staaten sind von Natur aus solchen Maßnahmen abgeneigt, weil sie die staatlichen Finanzierungskosten in die Höhe treiben könnten, sollten die Banken tatsächlich die Kreditwürdigkeit ihres eigenen Staates bewerten (und ernst nehmen) müssen.

Was bedeutet das für Anleger?
  • Unterkapitalisierte Banken werden vielleicht weniger Kredit vergeben, wodurch sich die Wirtschaftsaktivität verringert. Das könnte negative Folgen für den Aktienmarkt haben. Bei Währungen kommt es allerdings darauf an: In Japan konnte der Yen beispielsweise von der Schrumpfung der wirtschaftlichen Aktivität profitieren. In Abwesenheit eines Leistungsbilanzdefizits sparen die Verbraucher mehr, wenn die wirtschaftliche Aktivität sinkt. In den USA ist das Gegenteil der Fall: Es ist einfacher, das Leistungsbilanzdefizit mit Wirtschaftswachstum zu finanzieren, was den politischen Entscheidungsträgern Anreiz gibt, Wirtschaftswachstum um quasi jeden Preis zu erzeugen.

    Anders betrachtet, kann man sagen: Der US-Dollar könnte viel empfindlicher auf einen "unpassend reagierenden2 Anleihemarkt reagieren; obgleich er jetzt noch pässlich ist, könnte der Dollar unter Druck geraten, sollte der Markt zu einer anderen Auffassung der langfristigen Zukunftsfähigkeit des US $ gelangen. Zwischen den Stühlen steht der Euro: Mit einer ungefähr ausgeglichenen Leistungsbilanz kann sich der Euro ganz gut in einem Umfeld halten, in welchem die Banken ihre Kreditvergabe einschränken und die Wirtschaftsaktivität sich abkühlt.

  • Die Volatilität wird wahrscheinlich hoch bleiben, solange die Anleger mit Blick auf die bereitgestellten Liquiditätsmengen nervös bleiben. Man darf allerdings nicht vergessen, dass die Zentralbanken viel schneller reagieren können als die Politiker. Wenn man sich um die Liquiditätsprobleme gekümmert hat, wird sich der Markt stärker Solvenzfragen zuwenden. Aufgrund der angesprochenen Regulierungen und dem Mangel an Transparenz können die Trennlinien dabei manchmal unscharf wirken. Es wäre überaus hilfreich, wenn sich die Politiker für erhöhte Transparenz entscheiden würden. Es sei übrigens angemerkt, dass die Verringerung des Fremdkapitalanteils von Banken per se nichts Schlechtes ist; schiebt man das Unvermeidliche allerdings hinaus, entsteht Stress im System, der keinem etwas nützt (außer vielleicht denjenigen, die die Aktien dieser Banken leerverkaufen, was dann wieder verboten wird… aber ich schweife ab).

Aufgrund der Größe der Probleme haben die politischen Entscheidungsträger eine noch aktivere Rolle in den Märkten übernommen; und wir sehen nicht, dass sich dieser Trend ändern wird. Folglich dürften sich die Kurse von Wertpapieren an den scheinbar nächsten Schritten der politischen Entscheidungsträger orientieren und weniger an Fundamentaldaten. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum wir uns auf Währungen konzentrieren, denn über die Währungsmärkte können Investoren Positionen auf das etablieren, was wir die Politiker-Manie nennen. […]


© Axel Merk
Manager des Merk Hard, Asian and Absolute Currency Funds, www.merkfunds.com

Informationen zu Merkfunds finden Sie unter www.merkfunds.com. Schreiben Sie sich auch für unseren Newsletter ein, um auf dem Laufenden zu sein, wenn es zu Diskussionen kommt.

Dieser Artikel erschien am 21. September 2011 auf www.goldseek.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.










Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"