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Klartext an Professor Sinn - Der USD steht unter Verkaufsdruck …

13.06.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.43) bei 1.3359, nachdemim Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3266 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 94.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei126.25 während EUR-CHF bei 1.2265 oszilliert.

Herr Professor Sinn hatte gestern seinen Auftritt. Nicht nur Medien, sondern auch Gerichte hofieren Herrn Professor Dr. Sinn.

Wir bedienen uns des Texts der Reuters Meldung vom 12. Juni 2013 16.12 Uhr mit dem Titel "Verfassungsgericht stellt EZB-Mandat in Frage“. … Nach den Worten von IFO-Präsident Hans-Werner Sinn könnte sich das potenzielle Volumen für Anleihekäufe auf dreieinhalb Billionen Euro belaufen. Der Wirtschaftsprofessor rechnet dabei aber sämtliche Anleihen von Krisenländern einschließlich Frankreich dazu, obwohl die EZB nur Staatspapiere mit bis zu drei Jahren Laufzeit kaufen würde. … Derartige Verbalakrobatik vor dem höchsten deutschen Gericht ist nicht Ausdruck von Sachlichkeit, ganz im Gegenteil!

  • Prof. Dr. Sinn verändert seinem Gusto entsprechend die von der EZB gesetzten Kriterien. Das disqualifiziert ihn, denn er bedientsich der Beliebigkeit. Das ist ein höchst unakademisches Verhalten

  • Ist es realistisch, dass die EZB alle Anleihen aufkaufen müsste?

  • Nein, es handelte sich rein theoretisch um ein ultimatives Extremszenario, das nur bei einem Weltzusammenbruch denkbar wäre. Bis dahinwäre das deutsche Exportmodell ohnehin gestorben und Anleihen bei derEZB das geringste deutsche Problem.

  • Auch würdigt diese Sichtweise nicht ansatzweise dieReformerfolge dieser Länder.

  • Das ist nicht nur despektierlich gegenüber den Reformländern und ihren Einwohnern, sondern es ist unprofessionell.

  • Vor zehn Jahren waren wir der kranke Mann Europas. Ist diese Erfahrung schon so stark verdrängt? Wer reformiert jetzt …

Bekanntlich ist das Ziel einiger Professoren Deutschlands, den Euro zu zerlegen, ohne jedoch die Folgen für den deutschen Steuerzahler und den deutschen Arbeitnehmer als Beipackzettel beizufügen. Ist das seriös?

Dazu gibt es neben der Studie der Prognos AG (Zerfall bringt insgesamt Wachstumsschäden von 17, 2 Billionen Euro in den 42wichtigen Volkswirtschaften - ein Großteil landete in Deutschland) auch eine interne Berechnung im Bundesfinanzministerium (Rückgang des BIP innerhalbdrei Jahren von circa 25%) mit dramatischen Folgen für die Staatsverschuldung dankwegbrechender Steuereinnahmen und steigender Sozialkosten.

Diese Szenarien werden von den Gegnern der Eurozonelatent ausgeblendet. Ist das Sachlichkeit, die dem Anspruch der akademischen Klasse gerecht wird? Ist sich das Bundesverfassungsgericht dieser Aspekte bewusst?

Kommen wir zum nächsten Drama. Der USD verliert aggressiv an Boden gegenüber allen Hauptwährungen. Da wird spekuliert, dass die Federal Reserve die monatliche Liquiditätszuführung verringern könnte. Das erschüttert die Märkte.

Zu den Fakten:

  • Es käme nur zu einer Reduzierung der monatlich geschaffenen Zusatzliquidität, wenn die Wirtschaft noch stärker würde.

  • Ein erhöhtes Zinsniveau in den USA machte den USD als Anlage attraktiver.

Der USD wird aktuell also abgestraft, weil erwartetwird, dass die Wirtschaft besser läuft und der USD mehr Zinsen bringt. Lassen sie diese Zeile bitte einmal auf sich wirken- hohe Zinsen aus wirtschaftlicher Stärke sind also negativ für eine Währung und weiß ist schwarz und schwarz ist weiß. "Chapeau“ nach mehr als 30 Jahren Berufserfahrung steigt mein Respekt von "Spin-Doktoren“ an Finanzmärkten (Vorsicht Ironie!).

Gehen wir noch einen Schritt weiter. Wir reden nicht über Reduktion der Überschussliquidität in den USA, wir reden über einen möglichen geringeren Aufbau von Überschussliquidität. Was passierte, wenn die US-Wirtschaft diesen geringerenÜberschussliquiditätsaufbau nicht vertragen könnte? Ja, dann würde in den USA in gewohnt pragmatischer Form stärker interveniert.

Der faktische Sturm im Wasserglas hat hohe reale Auswirkungen an den Finanzmärkten. Warum? Was passiert im Moment an den Finanzmärkten. Es kommt zu drastischen Neubewertungen an den Aktienmärkten (BRIC-Länder) und an den Rohstoffmärkten.

Ich empfehle, sich genau anzuschauen, wer derzeit welche Positionen aufbaut, welche Eigentümerstrukturen sich wie verändern. Sind vielleicht diejenigen "Player“, die latent aggressiv Edelmetalle "short“ waren jetzt glatt oder "long“ (Vollkommene Anomalie in den letzten 12 Jahren). Wer schöpft jetzt die Aktienmärkte ab?

Nach dieser Analyse können Sie dann voraussichtlichbesser schlafen.

Ohne Abarbeitung der wichtigen Wirtschaftsdaten beenden wir den Forex Report nicht. Die Industrieproduktion der Eurozone setzte per April nachhaltig positive Akzente. Im Monatsvergleich kam es zu einem unerwarteten Anstieg um 0,4%. Die Prognose lag bei -0,2%. Der Vormonatswert wurde unwesentlich von +1,0% auf +0,9% revidiert. Damit stellte sich der dritte Monat mit Zuwächsen ein. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -0,6%nach -1,4% im Vormonat und noch -4,0% per November 2012.

Wurden diese Daten "sinn“voll und angemessen goutiert und diskontiert? Nein! Wundert Sie das? Werfen wir einen Blick auf den Chart. Achten Sie auf den Anstieg der Kurve unter Schwankungen seit September 2012 (1012 M9). Das ist der Draghi Effekt. Nun schauen sie auf unsere akademische Elite nach Karlsruhe …. und sinnieren bitte, womit derzeit sportlich gespielt wird. Ja, sie leigen richtig, mit der Existenz der Eurozone …

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3200 - 1.3230 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
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