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G-8 Treffen, ein paar Worte - EZB handlungsfähig - Daten gut!

18.06.2013  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.50) bei 1.3358, nachdemim Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3319 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 94.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei126.65 während EUR-CHF bei 1.2330 oszilliert.

Das G-8 Treffen lieferte bisher keine Überraschungen:

Die Risiken der Weltwirtschaft werden geringer eingestuft. Die Maßnahmen Japans und der Eurozone werden grundsätzlich positiv gewürdigt. Man sieht die Zentralbanken weiter in der Pflicht unterstützend zu agieren. Weitere Reformfortschritte werden insbesondere von der Eurozone bezüglich der Bankenunion eingefordert. Auch bei Japan werden Strukturmaßnahmen eingefordert, die Herr Abe lauwarm für die Zukunft in den Raum stellt. Die USA werden in freundlichster Manier "zärtlich“ animiert, sich strukturellen Anpassungen zu stellen.

Bei dieser Wortwahl bezüglich der unterschiedlichenWährungsräume kommt der Eindruck auf, das es "Gleiche“, besondere "Gleiche“ und "extrem Gleiche“ gibt. Nun denn, das ist vor dem Hintergrund der Erfahrungen der letzten vier Jahre nicht wirklich überraschend.

Die Freihandelszone mit den USA soll ab Juli verhandelt werden. Grundsätzlich stehen wir dem Freihandel positiv gegenüber und begrüßen diesepolitische Wendung. Dabei ist jedoch auf Augenhöhe zu achten. Das EU-Recht verbietet es, dass ausländisches Recht in der EU, respektive in der Eurozone zur Anwendung kommt.

Fakt ist, dass US-Rechtsvorschriften bereits der EUaufgezwungen wurden, beispielsweise bei der Gestaltung von Hafenanlagen (Sicherheitsmaßnahmen).

Wenn Freihandel nur unter US-rechtlichen Gesichtspunkten gewährleistet werden könnte, wäre ein derartiges Abkommen mehr als zweifelhaft, da es die Selbstbestimmung in der EU, respektive der Eurozone in Frage stellte. Dann wäreGüterabwägung zu Gunsten der Selbstbestimmung zu wählen oder haben wir das Selbstverständnis, ein rechtliches Anhängsel der USA nach Spielart Puerto Ricos zu sein.

Vor diesem Hintergrund ist der Datenskandal ein mahnendes Beispiel, dass Gutgläubigkeit und Blauäugigkeit zwar umgangstechnisch "nette Attitüden“ sind, in der Sache sind sie naiv und kontraproduktiv bezüglich der eigenen politischen Agenda und Rechtsstaatlichkeit als auch Rechtspflege (Grundlagen der Demokratie).

Die Datenabschöpfung der USA in Deutschland ist keine Jugendsünde oder gar trivial. Kampf gegen den Terror kann auch nur ein elegantes Deckmäntelchen für weitaus mehr sein. Die Öffentlichkeit diskutiert lauthals und sportlich über Google, Facebook oder Twitter.

Wir diskutieren über die Möglichkeiten und auch Fakten der wirtschaftlichen und politischen Datenabschöpfung, die im öffentlichen Diskurs nicht ansatzweise gespiegelt wird und ungleich dramatischer bezüglich unserer ökonomischen und damit auch gesellschaftspolitischen Substanz ist.

Herr Draghi weilt in Jerusalem und äußert sich in eindeutiger Manier. Die EZB ist handlungsfähig und ist im Zweifelsfall bereit, alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel, ob orthodox oder unorthodox, einzusetzen. Wir verweisen bei den angesprochenen Maßnahmen auf den Reuters Artikel. Diese Ansage unterstreicht noch einmal, dass die EZB bereit ist, der Politik Brücken zu bauen. Diese gilt es dann aber auch zu nutzen. Bundesbankpräsident Weidmann weilte in Bremen und betonte, dass kurzfristige Konsolidierungserfolge nicht den Blick auf die Notwendigkeit des weiteren Defizitabbaus verstellen dürften. So ist es!

Die gestern veröffentlichten Wirtschaftsdaten aus den USA setzten unerwartete positive Akzente: Der "NY Empire State Manufacturing Index” legte perJuni deutlich von zuvor -1,4 auf 7,8 Punkte zu. Die Prognose lag bei lediglich 0 Punkten. Wasser in den Wein wurde jedoch auch geliefert. Die Subindices waren durchgängig schwächer als im Vormonat.

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Der "NAHB Housing Market Index“ stieg per Juni drastisch von zuvor 44 auf 52 Punkte. Die Prognose lag bei lediglich 45 Zählern. Damit überwand der Index die zwischen Wachstum und Kontraktion differierende Marke von 50 Punkten. Mehr noch erreichte der Index den höchsten Stand seit März 2006. Gut, kein Raum für Euphorie, ohne Doping der Fed mit mehr als 40 Mrd. (MBS) USD monatlich wäre die aktuelle Situation nicht zu gewährleisten.

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Die Handelsbilanz der Eurozone setzte positive Akzente:

Per April kam es zu einem Überschuss in Höhe von 14,9 Mrd. Euro (Prognose 8,0 Mrd.). Exporte nahmen im Jahresvergleich um 9,1% auf 161,3 Mrd. Euro zu. Importe verzeichneten einen Anstieg um 1,2% auf 146,4 Mrd. Euro. Hier werden die strukturellen Veränderungen in den Reformländern deutlich. Der langfristige Chart belegt diese strukturelle Veränderung. Die Unterschiede zu den USA könnten nicht größer sein …

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3200 - 1.3230 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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